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Donnerstag, 15. August 2024

Die Schnittstelle zwischen Gott und Fleisch

Heute ist Mariä Himmelfahrt. Durch Luther wurde Gott weiblicher und die tadellose Frau, die Jesus gebar, geriet in Deutschland ins Abseits. Von den Polen sagt man dagegen, sie glaubten nicht an Gott, aber an die Madonna. Und in Italien, wo die Mamma sowieso auf dem Thron der psychologischen Macht sitzt, huldigt man natürlich ebenfalls in vielerlei Hinsicht der Madonna. Allerdings am wenigsten zu Mariä Himmelfahrt! Denn dieser Tag gilt den heidnischen feriae Augusti, und nicht einmal die Hitze kann die Menschen in die Kirchen treiben.

Rossinis "Stabat Mater" sei zu weltlich, zu sinnlich, zu verspielt, zu opernhaft für ein geistliches Werk, nörgelte Wagner, aber Heinrich Heine war begeistert davon (wie die Pariser bei der Uraufführung). Wagners Mentalität war zu protestantisch, um sich dafür begeistern zu können. Zu... untheatralisch!!* Getauft worden war er in Leipzigs Thomaskirche, und Bayreuth wurde durch die calvinistischen Hohenzollern eine Art preußisch-protestantischer Enklave mit logos-zentriertem Charakter in Franken. Dass diese Mentalität bei Wagner wie bei Schopenhauer zum Buddhismus driftete, ist nicht verwunderlich (wie ich aus eigener Erfahrung weiß). Auch Ernst Jünger erwähnte zu seinem 90. Geburtstag, er spüre diese Neigung. Aber Jünger trat ein Jahr vor seinem Tod zum Katholizismus über; ähnlich wie über Goethe kann man über ihn sagen, dass er einer der wenigen mediterranen Autoren Deutschlands ist (und ein hesperialistischer Traditionalist im Sinne des Geschichtsphilosophen David Engels). Als Jude bemerkte Heine schon in den "Bagni di Lucca", deutsche Priester seien ja nur ein müder Abklatsch der italienischen Originale. Er war wohl Don Camillo begegnet. Rossini sagte über Wagner, er habe Minuten herrlichster Musik geschrieben, die leider von Dreiviertelstunden der Langweile unterbrochen würden (oder so ähnlich). 

*Zu mir sagte einmal eine Italienerin, ich solle nicht so theatralisch sein. "Aber du bist doch auch theatralisch!". "Ja, aber ich bin Italienerin", erwiderte sie spöttisch.

Diese herrliche Mariendarstellung befindet sich allerdings in einer evangelischen Kirche

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