Stationen

Montag, 25. Juni 2018

Wie man (und sie erst!) mit Statistiken lügt

Ein Leser, Vater von sieben Kindern, weist auf die Webseite der sogenannten "Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland" hin, die zur Giordano-Bruno-Stiftung gehört, näherhin auf den dort veröffentlichten Beitrag "Der Mythos hoher muslimischer Geburtenraten". Im Vorspann dazu heißt es:
"Die Furcht vor einer 'Islamisierung Deutschlands' und einer 'Überfremdung' – aufgrund behaupteter hoher Fertilitätsraten 'der Muslime' – hält sich immer noch in nicht wenigen Köpfen." Die Vorfreude auch! "Deshalb seien nachfolgend Daten und Fakten zusammengestellt, die erläutern, dass es mittlerweile ein Mythos ist und die Realität sich anders darstellt. Zum einen sinken die Fertilitätsraten 'der Muslime', zum anderen haben die Fertilitätsraten nur wenig bis gar nichts mit einer Religion zu tun."

Leser *** ist der Meinung, diese Darlegungen – Sie können Sie hier studieren – seien geeignet, die Islamisierung Europas für beendet zu erklären. Ich will Ihnen erklären, warum das allahlob nicht stimmt.
Die auf der Webseite präsentierten Statistiken scheinen korrekt zu sein, aber sie belegen keineswegs das, was sie sollen. Erläge ich einmal mehr dem "polemischen Laster" (Thomas Mann), würde ich von einem statistischen Hütchenspielertrick sprechen. Es klingt etwas paradox, aber wenn man bei einer hinreichend hohen Fertilitätsrate anfängt, kann eine Population ganz unbekümmert wachsen, während diese Rate sinkt. Die Geburtenrate ist nebensächlich neben der Geburtenzahl, nicht sub specie aeternitatis, aber bezogen auf den für uns relevanten Zeitraum der vergangenen sowie der nächsten 100 Jahre.

Der Reihe nach. Natürlich kommt der "Forschungsgruppe Weltanschauungen"-Autor nicht umhin zu konstatieren, dass die muslimischen Länder höhere Geburtenraten vorweisen als beispielsweise die Europäer. Aber er gibt Entwarnung, weil diese Raten auch dort sinken – das tun sie tatsächlich –, um schließlich zu behaupten, sie sänken proportional zur steigenden Bildung und verbesserten sozialen Situation, die Religion spiele dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle, der ganze Islamisierungsalarmismus sei also Nonsense oder Schlimmeres.

Eindrucksvoll fällt in einem auf der besagten Webseite präsentierten beispielhaften Diagramm die Fertilitätsrate im Iran, in der Türkei und in Indonesien ab. In Indonesien sank sie von 6,9 Kindern pro Frau im Jahr 1960 auf 2,4 Kinder anno 2015. In der Türkei sank sie im selben Zeitraum von 6,4 auf 2,1, im Iran von 5,7 auf 1,7. Es werden immer weniger muslimische Kinder geboren (dass nach islamischer Lehre jedes Kind der Welt als Muslim geboren wird, lassen wir hier mal unbeachtet).
Freilich, 1960 hatte die Türkei 28 Millionen Einwohner, heute sind es 82 Millionen. In Indonesien stieg die Einwohnerzahl von 88 Millionen im Jahr 1960 auf heute 258 Millionen, davon 225 Millionen Moslems. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Iran weniger als 12 Millionen Einwohner, 1976 war die Bevölkerung auf 34 Millionen Menschen angewachsen, heute sind es 80 Millionen (alle Zahlen sind auf die Million gerundet). Obwohl die Muslime sich immer weniger fortpflanzen, werden sie immer mehr. Die Fertilitätsrate sinkt und sinkt, die Bevölkerung wächst und wächst. Irgendetwas muss dem Herrn von der Bruno-Stiftung entgangen sein.
Naseweis, wie ich bin, habe ich Ihnen das Geheimnis schon verraten: Die Geburtenrate ist gar nicht so wichtig für die Geburtenzahl, sofern sie einmal hinreichend hoch war. Wenn zehn Millionen Frauen in einem Land im Schnitt jeweils zehn Kinder bekommen, von denen zwei sterben, und in der nächsten Generation dann vierzig Millionen Frauen jeweils sieben Kinder, von denen eines stirbt, und in der nächsten Generation sechzig Millionen Frauen jeweils vier Kinder und in der nächsten hundert Millionen Frauen jeweils drei, dann hat man bei rapide sinkenden Geburtenraten eine explosionsartig wachsende Bevölkerung. Und genau das geschieht in der islamischen Welt – während die indigenen europäischen Bevölkerungen noch niedrigere Geburtenraten verzeichnen und schrumpfen, aber immer mehr Muslime in ihrer Mitte aufnehmen, die sich zumindest eifriger fortzeugen als ihre Gastgeber, was Letztere in der Regel zu finanzieren haben.
Noch ein paar Zahlen gefällig? Pakistan hatte 1951 knapp 34 Millionen Einwohner, 2017 waren es 208 Millionen. Nigeria, wo eine knappe Mehrheit muslimisch ist, hatte 1950 38 Millionen Einwohner, 2015 waren es 181 Millionen, nach UN-Schätzungen werden es 2030 ca. 264 Millionen und 2050 ca. 411 Millionen sein. Und das alles bei sinkenden Fertilisationsraten! Wenn diese Raten immer weiter sinken, kommt es irgendwann, vielleicht um das Jahr 2112, zur Trendumkehr, so wie es im Westen im 19. Jahrhundert zur Trendumkehr kam (diesen Prozess kann man mit einem Riesentanker vergleichen, der nach dem Abstellen der Motoren aufgrund seiner gewaltigen Masse noch Dutzende Kilometer weiter treibt). Dann können die Pegida-Leute ihre Fahnen und Transparente endlich einrollen und nach Hause gehen, sofern sie noch eins haben.
Wenn wir gerade bei Nigeria waren: In dem westafrikanischen Land kamen 1950 von 1000 Neugeborenen 350 tot zur Welt, heute sind es 100. Das ist ein sekundärer Grund, warum eine Bevölkerungszahl trotz geringerer Geburtenraten wachsen kann.


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Und nochmals Nigeria: "Seit der Demokratisierung 1999 nehmen Islamisierungstendenzen im ganzen Land zu. So wurde auf Druck islamischer Gruppen in den Bundesstaaten im Nordteil des Landes die Scharia eingeführt. Seither fielen Tausende religiösen Pogromen zum Opfer. Islamistische Gruppen wie Boko Haram setzen sich für die Einführung der islamischen Scharia in ganz Nigeria und das Verbot westlicher Bildung ein, was immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen mit Christen oder gemäßigten Muslimen führt." (Wikipedia) Das nur zur Beantwortung der von allzu Wohlmeinenden aufgeworfenen Frage, warum wir überhaupt über dieses Thema sprechen.
Was zu der Behauptung des "Forschungsgruppe Weltanschauungen"-Autors führt, die Religion sei für die Zahl der Geburten eher nebensächlich (für die o.g. Zahl der Morde trifft das wohl eher nicht zu). Er untermauert seine These mit einer Karte der Türkei, die anhand der Fertilitätsraten in drei Regionen unterteilt ist: unter zwei Kinder pro Frau, unter drei Kinder, über drei Kinder. Klar, dass im östlichen Anatolien die höchsten, im westlichen Teil die niedrigsten Ziffern stehen. Diese Verteilung, lautet das Fazit, "verweist darauf, dass die Prioritäten nicht bei der Religion, sondern bei der Ökonomie und der Bildung liegen".
Wäre der Mann seriös, würde er lediglich eine Korrelation vermuten und keineswegs Prioritäten statuieren. Als Autor einer dem Glauben an den sogenannten Fortschritt verpflichteten atheistischen Stiftung ist er aber wahrscheinlich bolzenfest davon überzeugt, dass der sozioökonomische Progress die Tradition einfach beiseiteschieben werde, für ihn steht die Richtung der Entwicklung fest. Aber Trends können sich umkehren. Außerdem lässt sich gegen diese These einwenden, dass der türkische Osten ja auch viel religiöser ist als der Westen, die Religion also durchaus mit den Geburten zu tun haben muss. Wie will man das säuberlich trennen? In allen Ländern des Westens haben die Religiösen ja auch mehr Kinder als die Giordano Brunos (vor deren Namensgeber ich gleichwohl die größte Hochachtung habe).
Man darf nicht vergessen, wie rigide laizistisch und also antiislamisch die kemalistische Türkei war und wie sehr Recep der Prächtige seit Jahren die Re-Islamisierung vorantreibt. Erdogan hatte 1998 in einer Rede zustimmend aus einem religiösen Gedicht zitiert: "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten." Ein türkisches Gericht verurteilte ihn deshalb wegen "Aufstachelung zur Feindschaft" zu zehn Monaten Gefängnis und lebenslangem Politikverbot. Fünf Jahre später wurde er Ministerpräsident. Die Türkei ist gewissermaßen in sich selber ein Beispiel für die Islamisierungsthese; zumindest pflanzen sich fromme Muslime zahlreicher fort als weniger fromme.
Welche Rolle bei alledem und mit welchen Anteilen Religion, Bildung und sozialer Status spielen, ist weder exakt zu ermitteln noch in Grafiken darstellbar. Zumal der Islam nicht ausschließlich und vielleicht nicht einmal primär eine Religion ist, sondern ein jede Politik massiv beeinflussendes Gesetzes- und Regelwerk mit religiöser Letztbegründung. Die Verbindung von lokaler Tradition und islamischen Lebensvorschriften ist eine weitere in Tortengrafiken nicht zu erfassende unio mystica, aber alle diese Fässer machen wir heute nicht schon wieder auf. Halten wir fest: Orientalen vermehren sich nach wie vor deutlich stärker als Abendländer, und ihr demografischer Druck auf unseren Kontinent hält unvermindert an. Der Islam wächst stärker als alle anderen großen Religionen. Im Jahr 2060 wird es einer Studie des "Pew Research Center" zufolge weltweit ungefähr so viele Muslime wie Christen geben. Wenn eine Bevölkerung wie jene Afrikas dermaßen rasant wächst und zugleich eine Religionsgemeinschaft ebenso rasant Anhänger gewinnt, muss man beide Trends übereinander legen und sich fragen, was sie bedeuten, sinkende Fertilitätsrate hin, christliche Bevölkerung Afrikas her.

Wer sich dieser Bevölkerungsflut als Auffangbecken darbietet, wird von ihr überrollt werden, so großartig solidarisch sich das anfangs auch für die Grünen-Wähler in den trockeneren Wohngegenden anfühlen mag. Bis die Wirkung abnehmender Geburtenraten eintritt, wird Deutschland nicht mehr das Land derer sein, die schon länger hier leben. Im Übrigen ist Europa und voran Deutschland der einzige Teil der Welt, der die Erhöhung der vor allem muslimischen Fertilisationsraten mit den Steuergeldern der Indigenen unterstützt, also der erhofften Trendumkehr entgegenarbeitet. Ich habe diesen Mechanismus unlängst als teuflisch bezeichnet, denn nur Satan selbst, der Gott bekanntlich hohnlachend überlebt hat, kann ein solches perverses Spektakel aufführen.


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Kurzer Zwischenruf: Ein "Rechtsruck" beginnt spätestens, wenn eine Rechtspartei mit mehr als fünf Prozent in ein Parlament einzieht. Auf wieviele Prozentpunkte muss der muslimische Bevölkerungsanteil steigen, damit von „Islamisierung“ gesprochen werden darf?


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Die Re-Islamisierung des gesamten Orients hat in den vergangenen 50 Jahren unabhängig von sozialen Verbesserungen und steigender Bildung stattgefunden. Der Säkularisierungsschub, der nach dem Ersten Weltkrieg durch diesen Teil der Welt gegangen war – Atatürk hatte die Macht der Rechtsgelehrten gebrochen, die Koranschulen geschlossen, Schleier und Kopftücher verboten, Turbane sowie Bärte für unerwünscht erklärt, die Polygamie beendet und Frauen das Recht verschafft, zu wählen sowie politische Ämter zu bekleiden, und auch im Iran und in Afghanistan wurden Kopftücher, Schleier, Turbane und Bärte verboten –, dieser Säkularisierungsschub ist längst gestoppt und umgekehrt worden.
Der Roll-back begann in Pakistan mit der Hinrichtung des laizistischen Premiers Zulfikar Ali Bhutto durch islamistische Putschisten anno 1979. In Afghanistan erstarkten die islamischen Radikalen im Kampf gegen die radikalsozialistische Khalq-Partei, zu deren Unterstützung die Sowjetunion einmarschierte, während die USA die dschihadistischen Mudschaheddin stärkten. Den Iran verwandelte Ajatollah Chomeini ebenfalls im Jahr 1979 in eine Islamische Republik. In Algerien bildete sich die Islamische Heilsfront, in Palästina löste die Hamas die PLO ab. In Ägypten, Syrien und im Irak kämpften die Muslimbrüder gegen die autokratischen Regierungen. Der "Arabische Frühling" brachte keineswegs eine weitere Verwestlichung, sondern diente vor allem den Radikalen.
Der Autor und TV-Journalist Samuel Schirmbeck hat als ARD-Korrespondent zehn Jahre in Nordafrika gelebt, die meiste Zeit in Algerien, und erfuhr dort die Re-Islamisierung aus nächster Nähe. Als er 1991 nach Algier kam, so Schirmbeck, sei das Leben dort "absolut frei" gewesen, er habe offene Diskussionen erlebt, die Frauen trugen weder Kopftuch noch Nikab, und baden gingen sie im Bikini. Damals sei vom islamischen Fundamentalismus, wie er sich heute auch in Europa ausbreitet, keine Spur zu finden gewesen. Heute sei der gesamte Strand von vollverschleierten Frauen bevölkert, die sich ihrer feschen Überzüge auch dann nicht entledigten, wenn sie ins Wasser gingen. Eine algerische Bekannte von ihm habe versucht, sich im Badeanzug am Strand niederzulassen, sei aber von ihren verschleierten Geschlechtsgenossinnen regelrecht vertrieben worden. Kaum habe der Islam dort politische Macht erhalten, sei er sofort fundamentalistisch geworden.
Schirmbeck hat erlebt, wie sich binnen weniger Jahre eine westlich orientierte, säkulare Gesellschaft in eine restriktive islamische Gesellschaft verwandelt hat, obwohl viele Menschen dort, vielleicht sogar die Mehrheit, es nicht wollten. Eine radikale Minderheit hat ihre Ideologie durchgesetzt und den öffentlichen Raum islamisiert. Die Menschen sind unter diesem Angriff umgefallen wie Dominosteine, sie haben die Regeln der Scharia als verbindlich akzeptiert, sie trinken keinen Alkohol mehr in der Öffentlichkeit, spielen keine verbotenen Spiele, befolgen die religiösen Speisevorschriften und Rituale, teilen die Menschen in Reine und Unreine, die Frauen verschleiern sich usw. Mehr noch, nachdem sich die Masse erst einmal den Regeln der Radikalen unterworfen hat, übt sie nunmehr kollektiven Druck auf diejenigen aus, die noch nicht umgefallen sind.

Dasselbe ist schon vor Jahrzehnten im Iran geschehen, desgleichen in Afghanistan, es geschieht in Ägypten, in der Türkei, im Irak und in Teilen Syriens. In ganz Nordafrika befindet sich der radikale, intolerante, gewalttätige Islam auf dem Vormarsch. Das Christentum wird in diesem Weltteil unterdrückt, terroisiert und in Teilen ausgelöscht, und was einstmals zumindest in Teilen eine offene, freundliche, exotische Welt war, verwandelt sich mit jedem Jahr mehr in eine düstere, uniforme, brutale, niederdrückende. Es gibt Gegenbewegungen in der Türkei, im Iran und sogar staatlicherseits bei den Saudis, doch die sind keineswegs säkular, sie wollen den islamisch geprägten Staat nicht angreifen, sondern "ein Stück weit" (Björn Engholm et al.) refomieren.
Werfen wir nun den Blick auf Europa. Viele Stadtteile in Frankreich, England, Belgien, den Niederlanden und Schweden werden von muslimischen Mehrheiten bevölkert. Im englischen Blackburn etwa, einer Stadt von der Größe Freiburgs, sind neun von zehn Schulkindern Muslime, die letzten autochthonen Briten verlassen die Stadt. In der zweitgrößten englischen Stadt Birmingham kommen seit längerem mehr muslimische Kinder auf die Welt als Kinder von Alteingesessen. Dasselbe gilt für viele andere westeuropäische Kommunen. In immer mehr Regionen Europas bilden Muslime die Majorität, teils durch Einwanderung, teils durch hohe Geburtenzahl (bei sinkender Fertilitätsrate!). Wie Umfragen unter den Muslimen im Westen zeigen, greift auch dort die Re-Islamisierung um sich, die Zunahme der Kopftuchträgerinnen ist insofern signifikant, als es vor dreißig Jahren praktisch keine gab. Durch die mutwillige Grenzoffenhaltung der übergeschnappten Einsiedlerin im Kanzleramt ist auch der Desintegration Tür und Tor geöfnet worden, denn der deutsche Magen hatte bereits zuvor erhebliche Probleme, die Migrationsspeise zu verdauen. Wenn deutsche Moslemfunktionäre heute die CSU und die AfD angreifen, tun sie dies aus Sorge, ihre Nachschublinien könnten unterbrochen werden. Wenn Recep der Prächtige der österreichischen Regierung vorwirft, sie führe einen Kreuzzug gegen die Türkei, weil ein paar von Radikalen betriebene Moscheen geschlossen werden, zeigt das nur, dass der Edle vom Bosporus Teile des österreichischen und deutschen Staatsgebiets bereits als islamisch befreite Territorien betrachtet.

Die ungebremste Einwanderung von Muslimen ist zwar nicht gleichbedeutend mit einer massenhaften Einwanderung radikaler Reinheitsvollstrecker, aber die meisten moderaten Muslime wehren sich nicht dagegen, wenn religiöse Hardliner ihre Lebenswelt nach den Kriterien der Scharia verändern und die zivilen Freiheiten damit immer mehr einschränken. Die Grundloyalität zu Allah und zur Umma scheint es bei vielen Muslimen nicht zuzulassen, dass sie sich mit Christen oder Atheisten verbünden, um gegen die Islamisierung ihrer Umwelt zu kämpfen. Wenn Muslime gegen Muslime zu den Waffen greifen, dann geschieht dies im Namen der Familie, des Stammes, des Volkes, ihrer innerislamischen Glaubensgemeinschaft, aber keineswegs im Namen der "Menschrechte", der "Demokratie", der Freiheit, der religiösen Toleranz und anderer westlicher Ideen, die im orientalischen Wertekosmos überhaupt keine oder allenfalls eine sekundäre Rolle spielen. Das heißt letztlich: Wie freundlich, aufgeschlossen, liberal und weltlich einzelne Muslime in einer säkularen Gesellschaft auch sein mögen, es sagt wenig darüber aus, wie sie sich verhalten werden, wenn die Gesellschaft peu à peu islamisiert wird.


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Wenn auch für muslimische Länder die Regel gilt, dass bei Gebildeten und sozial Besserstehenden die Geburtenraten sinken, heißt das weder, dass die muslimische Population zurückgeht, noch dass keine Islamisierung stattfindet. Es ist zunächst einmal egal, ob die Muslime, die sich vermehren, arm oder reich, gebildet oder Analphabeten sind, sie geben in einem signifikantem Ausmaß ihre religiös-kulturellen Werte an die Kinder weiter: Es gibt nur einen Gott, Muhammad ist sein Gesandter, ein Austritt aus der Umma ist unverzeihlich, die Welt ist geteilt in Gläubige und Ungläubige, Frauen müssen sich den Männern unterordnen etc pp. Mag sein, dass diese Ansichten bei den Gebildeten abnehmen – die Führer der Radikalen sind feilich meist gebildet –, aber welche Wahrscheinlichkeit ist denn höher: dass sich die Ungebildeten vermehren oder die Gebildeten?
Die Chance, dass sich die Türken in Deutschland der deutschen Lebensart samt Fertilität anpassen, ist durch die Masseneinwanderungspoltik einer Kanzlerin vertan worden, die sechs Jahre vor der Grenzöffnung noch erklärt hatte, Multikulti sei "gescheitert", es dürften keine neuen muslimischen Einwanderer mehr aufgenommen werden, man müsse zuerst die Integration derer, die schon hier leben, verbessern. Mit dem Wachsen des muslimischen Bevölkerungsanteils wachsen die muslimischen Parallelgesellschaften, der Druck zum frommen Leben oder zur Konversion wächst mit der Zahl junger viriler Druckmacher, es gibt das Phänomen, dass bei Mischehen (fast) immer der muslimische Mann die christliche oder atheistische Frau in doppelter Hinsicht missioniert. Die Umma wächst, und sie wächst auch hierzulande, und die Giordano-Bruno-Stiftung wird es eines fernen Tages womöglich selber zu spüren bekommen, sofern die Kinder der momentanen Mitglieder dann in dem Ungläubigen-Verein ebenfalls abwiegelnde und unbrauchbare Statistiken verbreiten.


                       
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Wir hören und lesen immer wieder, dass es eigentlich kein deutsches Volk gibt, für gewisse Regierungsmitarbeiter ist sogar eine spezifisch deutsche Kultur nicht erkennbar, jeder, der sich hier aufhalte, gehöre zu Deutschland, alle Vorfahren der aktuellen Deutschen seien irgendwann einmal Migranten gewesen seien und so fort. Wenn dem so wäre, müsste es keine Unterschiede zwischen den Deutschen und anderen Völkern geben. Freilich müsste es dann überhaupt keine Unterschiede zwischen Völkern geben.
Das ist offenkundig nicht der Fall. Jeder sieht auf den ersten Blick, dass sich ein Japaner von einem Kongolesen unterscheidet, dass ein Algerier anderer Wesensart ist als ein Schwede. Es sind nicht nur genetische und ethnische Prägungen, die diese Gruppen unterscheiden, sondern auch kulturelle und religiöse; es sind Mentalitäten, es ist ihr Habitus. Diese Unterschiede sind über viele Generationen und unter verschiedenen Umwelteinflüssen entstanden, sie umfassen die Ethnie, das Temperament, die Religion, die Sitten, die Verbindlichkeiten, die Rolle der Frau, die Rechtsprechung und dergleichen mehr.
Zugleich hat es immer Wanderungsbewegungen gegeben. Normalerweise passen sich die Einwanderer dem Habitus der Aufnahmegesellschaft an und verändern diese dabei unmerklich. Normalerweise ist dieser Vorgang allein schon im Interesse der Einwanderer mit der zweiten Generation abgeschlossen. Wenn sich solche Prozesse sozusagen tröpfchenweise vollziehen, gibt es kaum Probleme, und so ist es im nachantiken Europa auch immer gewesen. Vollzieht sich dieser Prozess hingegen zu schnell, kann sich die neue Gruppe nicht integrieren – integrieren muss sich immer der Einwanderer selber –, sie bildet ein separiertes eigenes Milieu, und im Krisenfall kommt es zu Konflikten, die ganze Länder destabilisieren können. Die Einwanderer formieren sich dann zu ethnisch-kulturell definierten pressure groups, die ihre Partikularinteressen durchzusetzen versuchen. Aber auch wenn das einwandernde Kollektiv sich per se von den Einheimischen abgrenzt, deutlich abweichende Sitten pflegt und sich im Fortpflanzungsverhalten unterscheidet, sind Konflikte unausweichlich. Dann hat man es weniger mit Einwanderern zu tun als vielmehr mit Eroberern. Ein Land muss verrückt sein, wenn es solches Verhalten auch noch mit Steuergeldern fördert.
Es hat heute wenig Sinn und wäre auch moralisch fragwürdig, an einem ethnischen Nationenverständnis festzuhalten. Wir können überall in Deutschland Kinder und Jugendliche beobachten, bei denen man sofort sieht, dass sie keiner europäischen Ethnie entstammen, die sich aber in ihrem Benehmen, in ihrer Sprache, in ihrem Habitus von ihren deutschen Mitschülern nicht unterscheiden. Die sind einfach Deutsche geworden, indem sie die Gepflogenheiten ihrer Umwelt angenommen haben. Eigentlich ist das die normalste Sache der Welt. Gerade die deutschen Auswanderer, egal ob sie nach Russland oder Übersee gingen, haben sich immer vorbildlich, ja streberhaft in ihre neuen Nationen eingefügt, und dafür wurden sie geschätzt. Ein Schwarzer, Asiate, Orientale oder Südamerikaner, der hier geboren ist, meine Sprache spricht, meine Kultur achtet und sich zu Deutschland als Heimat bekennt, ist mein Landsmann. Punkt.
Wir können aber ebenso hierzulande geborenen Kinder und Jugendliche fremdethnischer Abstammung beobachten, deren Habitus sich überhaupt nicht angeglichen hat und die offenkundig nicht dazugehören wollen. Komme mir keiner mit rein sozialen Ursachen von Segregation und Misserfolg; die Vietnamesen, die hier einwandern, stehen anfangs sozial nicht besser da als der durchschnittliche Moslem oder Nafri – aber eine Generation später schon. Es ist eine der am heftigsten verheimlichten und verteufelten menschlichen Grundtatsachen, dass nicht nur verschiedene Individuen unterschiedliche Eigenschaften und Begabungen besitzen, sondern auch verschieden Ethnien. Ohne den sogenannten brain drain aus Ostasien stünden die Universitäten und IT-Firmen an der amerikanischen Westküste nicht so gut da. Alexander Wendt hat vorgeschlagen, die Bundesregierung möge zum nächsten "Integrationsgipfel" zur Abwechslung einmal nur nichtmuslimische Einwanderer aus Südamerika, Vietnam, Israel, Japan, Russland etc. pp. einladen, man werde sofort zweierlei feststellen: Ein Integrationsgipfel ist unnötig bei Menschen, die sich integrieren wollen, und es gibt eine Großgruppe, für die das nicht gilt. Der "Forschungsgruppe Weltanschauungen" verdanken wir die Erkenntnis und Angela der Schrecklichen die Tatsache, dass diese Gruppe trotz abnehmender Fertilitätsraten auf Jahrzehnte gesehen größer wird.

Ich bitte um Pardon dafür, dass ich mich passagenweise wiederholt habe.
Sela, Psalmenende.   MK, Mittsommer 2018

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