Es gab schon
fröhlichere Starts in Fußballturniere für die Deutschen als die WM 2018
in Rußland. Und es ist nicht nur der pomadige Auftritt der
Noch-Weltmeister gegen Mexiko, der vielen die Stimmung verhagelt.
Pünktlich wie die Schwalben im Sommer sind auch die üblichen linken
Nationalneurotiker unterwegs, um über zuviel Schwarzrotgold und
Nationalismusgefahren zu maulen.
Der Ton ist wieder hysterischer
geworden, fast schon wie beim „Sommermärchen“ 2006, als die massenhafte
unbefangene Begeisterung die sich postnational wähnenden Linken kalt
erwischte. Kaum hatte man beruhigt bemerkt, daß die schwarzrotgoldenen
Fahnen für die „Party-Patrioten“ irgendwie doch bloß Fanartikel waren
wie der Vereinsschal, drohte neues Ungemach.
Linke Spaßbremsen hätten sich die Mühe sparen können
AfD, Pegida und „andere nationale Kräfte“ hätten ihm die Freude an der WM verdorben, jammert ein Kommentator im Stern.
Weil die es doch tatsächlich wagen, Schwarzrotgold auf politischen
Veranstaltungen zu zeigen. Und schon geht die Leier wieder los von den
Nationalfarben – das Staats-, Identifikations- und damit
Integrationssymbol schlechthin – als Zeichen von „Ausgrenzung“. Ja, die
WM im eigenen Land sei sogar mit schuld daran, daß Pegida und AfD
überhaupt erst möglich geworden seien, schimpft einer im
Deutschlandfunk.
Da predigt dann auch die unvermeidliche Claudia Roth wieder „Zurückhaltung“
und warnt vor „nationaler Selbstbeweihräucherung“, ist aber immerhin
noch so gnädig, das Aufhängen „eines Fähnchens“ nicht zu untersagen,
auch wenn sie selbst droht, „frenetisch mit der Regenbogenflagge“ zu
wedeln. Die „Linksjugend“, der auch nichts Neues einfällt, ruft unter
infantilem Beifall der taz dagegen wieder mal zu allerlei Straftaten auf: Fahnen „abknicken“, stehlen, anzünden, abschneiden und was linke Vandalen sonst so für politische „Aktion“ halten.
Dabei hätten sich die linken Spaßbremsen
die Mühe sparen können, so manchem Fußballfreund war schon vor dem
Auftaktspiel die gute Laune vergangen. Schuld daran waren ausgerechnet
zwei erklärte Lieblinge von Bundestrainer Joachim Löw: Mesut Özil und
Ilkay Gündoğan, die sich mitten in der Vorbereitungsphase mit dem
wahlkämpfenden türkischen Staatschef Erdoğan trafen. Die
wütenden Pfiffe des deutschen Publikums bei den letzten Testspielen
gegen Österreich und Saudi-Arabien hatten sich die beiden Legionäre mit
dieser Aktion redlich verdient.
Fußball-Millionäre, deren Loyalität einem anderen Land gehört
Als „Rassismus“ kann man den geballten
Unmut der Anhänger nicht abtun, eher als Ausdruck einer tiefen
Enttäuschung: Die beiden Fußball-Millionäre haben mit ihrem
hochpolitischen Fototermin, der angeblich ganz unpolitisch gemeint
gewesen sein soll, vor allem zum Ausdruck gebracht, daß sie sich nicht
als Teil des Landes sehen, das ihnen ihre steile Karriere ermöglicht
hat, sondern als Söldner, die den Ruhm und den finanziellen Nutzen gerne
mitnehmen, den der Status als deutscher Nationalspieler mit sich
bringt, deren Loyalität im übrigen aber einem anderen Land gehört.
Gleichzeitig haben Özil und Gündoğan en
passant die Legende zerschlagen, mit der der Deutsche Fußballbund (DFB)
als williger Propaganda-Arm der etablierten Politik die
„Sommermärchen“-Euphorie gezähmt und politisch zu Volkserziehungszwecken
instrumentalisiert hat: daß Integration nämlich ganz einfach sei und
nur Multikulti zum Erfolg führe.
Wenn nicht mal privilegierte
Einwanderersöhne sich vorbehaltlos mit Deutschland identifizieren
wollen, wie soll man das dann von einem einfachen
Parallelgesellschaftsbewohner erwarten? Daß Spieler wie Özil trotz
mittelmäßiger Leistungen stets im Kader gehalten und selbst nach so
einem krassen Verstoß nicht konsequent nach Hause geschickt wurden, mag
auch dem Status als Maskottchen von Integrationskampagnen geschuldet
sein.
Verordnete Jubelveranstaltungen
Diese penetrante Überpolitisierung des
Fußballs fliegt dem DFB gerade um die Ohren. Erst verschwand die offene
und manchmal derbe Rede aus der Fußballwelt, dann zogen Politische
Korrektheit, „Antirassismus“-Kampagnen, Multikultipropaganda auf allen
Ebenen in die Stadien ein. Die rundumberatenen Fußballprofis gleichen
immer mehr Sprechautomaten, die von demselben Phrasengenerator gefüttert
werden.
Doch von oben verordnete
Jubelveranstaltungen funktionieren nicht, wie das verzweifelt
herbeigeschriebene und dann zur Pleite geratene zweite „Sommermärchen“
der Frauen-Fußball-WM 2010 bewiesen hat. Während die Nationalmannschaft
zur Selbstdarstellungsbühne der Kanzlerin geriet, schritt gleichzeitig
ihre Entnationalisierung voran: Erst – auf Anregung Merkels, wie Bild
wissen will – in „Die Mannschaft“ umbenannt, jetzt auch noch mit grauen
Karikaturen der 1990er Weltmeister-Trikots ins Turnier geschickt.
Löw setzt auf ein merkelsches „Weiter so“
Die Fußballfreunde mußten Zumutung um
Zumutung schlucken, bis die Causa Özil/Gündoğan das Faß zum Überlaufen
brachte. Das, was den linken Meinungseliten den Massensport gerade so
noch erträglich machte, ist nun so übertrieben worden, daß das
Fußballvolk die Nase voll hat und mancher sich eher am kämpferischen
Teamgeist der Isländer ergötzen mag als an der lustlosen eigenen Truppe.
Doch weder die beiden Kicker noch die
Funktionäre und Politiker wollen einsehen, daß sie auf dem Holzweg sind.
Bundestrainer Löw, der nicht nur hinsichtlich der Frisur der Kanzlerin
immer ähnlicher wird, und sein Stab legen eine geradezu merkelmäßige
Uneinsichtigkeit, Arroganz und „Weiter so“-Mentalität an den Tag. Auch
im deutschen Fußball scheint es hohe Zeit für einen Neuanfang, bei dem
zur Abwechslung mal wieder der Sport und nicht die Volkspädagogik im
Mittelpunkt stehen sollte. Paulwitz
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