Ein
Leser, Vater von sieben Kindern, weist auf die Webseite der sogenannten
"Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland" hin, die zur
Giordano-Bruno-Stiftung gehört, näherhin auf den dort veröffentlichten
Beitrag "Der Mythos hoher muslimischer Geburtenraten". Im Vorspann dazu
heißt es:
"Die Furcht vor einer 'Islamisierung Deutschlands' und
einer 'Überfremdung' – aufgrund behaupteter hoher Fertilitätsraten 'der
Muslime' – hält sich immer noch in nicht wenigen Köpfen." Die Vorfreude
auch! "Deshalb seien nachfolgend Daten und Fakten zusammengestellt, die
erläutern, dass es mittlerweile ein Mythos ist und die Realität sich
anders darstellt. Zum einen sinken die Fertilitätsraten 'der Muslime',
zum anderen haben die Fertilitätsraten nur wenig bis gar nichts mit
einer Religion zu tun."
Leser *** ist der Meinung, diese Darlegungen – Sie können Sie hier
studieren – seien geeignet, die Islamisierung Europas für beendet zu
erklären. Ich will Ihnen erklären, warum das allahlob nicht stimmt.
Die
auf der Webseite präsentierten Statistiken scheinen korrekt zu sein,
aber sie belegen keineswegs das, was sie sollen. Erläge ich einmal mehr
dem "polemischen Laster" (Thomas Mann), würde ich von einem
statistischen Hütchenspielertrick sprechen. Es klingt etwas paradox,
aber wenn man bei einer hinreichend hohen Fertilitätsrate anfängt, kann
eine Population ganz unbekümmert wachsen, während diese Rate sinkt. Die
Geburtenrate ist nebensächlich neben der Geburtenzahl, nicht sub specie aeternitatis, aber bezogen auf den für uns relevanten Zeitraum der vergangenen sowie der nächsten 100 Jahre.
Der
Reihe nach. Natürlich kommt der "Forschungsgruppe
Weltanschauungen"-Autor nicht umhin zu konstatieren, dass die
muslimischen Länder höhere Geburtenraten vorweisen als beispielsweise
die Europäer. Aber er gibt Entwarnung, weil diese Raten auch dort sinken
– das tun sie tatsächlich –, um schließlich zu behaupten, sie sänken
proportional zur steigenden Bildung und verbesserten sozialen Situation,
die Religion spiele dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle, der
ganze Islamisierungsalarmismus sei also Nonsense oder Schlimmeres.
Eindrucksvoll
fällt in einem auf der besagten Webseite präsentierten beispielhaften
Diagramm die Fertilitätsrate im Iran, in der Türkei und in Indonesien
ab. In Indonesien sank sie von 6,9 Kindern pro Frau im Jahr 1960 auf 2,4
Kinder anno 2015. In der Türkei sank sie im selben Zeitraum von 6,4 auf
2,1, im Iran von 5,7 auf 1,7. Es werden immer weniger muslimische
Kinder geboren (dass nach islamischer Lehre jedes Kind der Welt als
Muslim geboren wird, lassen wir hier mal unbeachtet).
Freilich,
1960 hatte die Türkei 28 Millionen Einwohner, heute sind es 82
Millionen. In Indonesien stieg die Einwohnerzahl von 88 Millionen im
Jahr 1960 auf heute 258 Millionen, davon 225 Millionen Moslems. Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Iran weniger als 12 Millionen
Einwohner, 1976 war die Bevölkerung auf 34 Millionen Menschen
angewachsen, heute sind es 80 Millionen (alle Zahlen sind auf die
Million gerundet). Obwohl die Muslime sich immer weniger fortpflanzen,
werden sie immer mehr. Die Fertilitätsrate sinkt und sinkt, die
Bevölkerung wächst und wächst. Irgendetwas muss dem Herrn von der
Bruno-Stiftung entgangen sein.
Naseweis, wie ich bin, habe ich Ihnen das Geheimnis schon verraten: Die Geburtenrate ist gar nicht so wichtig für die Geburtenzahl,
sofern sie einmal hinreichend hoch war. Wenn zehn Millionen Frauen in
einem Land im Schnitt jeweils zehn Kinder bekommen, von denen zwei
sterben, und in der nächsten Generation dann vierzig Millionen Frauen
jeweils sieben Kinder, von denen eines stirbt, und in der nächsten
Generation sechzig Millionen Frauen jeweils vier Kinder und in der
nächsten hundert Millionen Frauen jeweils drei, dann hat man bei rapide
sinkenden Geburtenraten eine explosionsartig wachsende Bevölkerung. Und
genau das geschieht in der islamischen Welt – während die indigenen
europäischen Bevölkerungen noch niedrigere Geburtenraten verzeichnen und
schrumpfen, aber immer mehr Muslime in ihrer Mitte aufnehmen, die sich
zumindest eifriger fortzeugen als ihre Gastgeber, was Letztere in der
Regel zu finanzieren haben.
Noch ein paar Zahlen gefällig?
Pakistan hatte 1951 knapp 34 Millionen Einwohner, 2017 waren es 208
Millionen. Nigeria, wo eine knappe Mehrheit muslimisch ist, hatte 1950
38 Millionen Einwohner, 2015 waren es 181 Millionen, nach UN-Schätzungen
werden es 2030 ca. 264 Millionen und 2050 ca. 411 Millionen sein. Und
das alles bei sinkenden Fertilisationsraten! Wenn diese Raten immer
weiter sinken, kommt es irgendwann, vielleicht um das Jahr 2112, zur
Trendumkehr, so wie es im Westen im 19. Jahrhundert zur Trendumkehr kam
(diesen Prozess kann man mit einem Riesentanker vergleichen, der nach
dem Abstellen der Motoren aufgrund seiner gewaltigen Masse noch Dutzende
Kilometer weiter treibt). Dann können die Pegida-Leute ihre Fahnen und
Transparente endlich einrollen und nach Hause gehen, sofern sie noch
eins haben.
Wenn wir gerade bei Nigeria waren: In dem
westafrikanischen Land kamen 1950 von 1000 Neugeborenen 350 tot zur
Welt, heute sind es 100. Das ist ein sekundärer Grund, warum eine Bevölkerungszahl trotz geringerer Geburtenraten wachsen kann.
***
Und
nochmals Nigeria: "Seit der Demokratisierung 1999 nehmen
Islamisierungstendenzen im ganzen Land zu. So wurde auf Druck
islamischer Gruppen in den Bundesstaaten im Nordteil des Landes die
Scharia eingeführt. Seither fielen Tausende religiösen Pogromen zum
Opfer. Islamistische Gruppen wie Boko Haram setzen sich für die
Einführung der islamischen Scharia in ganz Nigeria und das Verbot
westlicher Bildung ein, was immer wieder zu blutigen
Auseinandersetzungen mit Christen oder gemäßigten Muslimen führt."
(Wikipedia) Das nur zur Beantwortung der von allzu Wohlmeinenden
aufgeworfenen Frage, warum wir überhaupt über dieses Thema sprechen.
Was
zu der Behauptung des "Forschungsgruppe Weltanschauungen"-Autors führt,
die Religion sei für die Zahl der Geburten eher nebensächlich (für die
o.g. Zahl der Morde trifft das wohl eher nicht zu). Er untermauert seine
These mit einer Karte der Türkei, die anhand der Fertilitätsraten in
drei Regionen unterteilt ist: unter zwei Kinder pro Frau, unter drei
Kinder, über drei Kinder. Klar, dass im östlichen Anatolien die
höchsten, im westlichen Teil die niedrigsten Ziffern stehen. Diese
Verteilung, lautet das Fazit, "verweist darauf, dass die Prioritäten
nicht bei der Religion, sondern bei der Ökonomie und der
Bildung liegen".
Wäre der Mann seriös, würde er lediglich eine
Korrelation vermuten und keineswegs Prioritäten statuieren. Als Autor
einer dem Glauben an den sogenannten Fortschritt verpflichteten
atheistischen Stiftung ist er aber wahrscheinlich bolzenfest davon
überzeugt, dass der sozioökonomische Progress die Tradition einfach
beiseiteschieben werde, für ihn steht die Richtung der Entwicklung fest.
Aber Trends können sich umkehren. Außerdem lässt sich gegen diese These
einwenden, dass der türkische Osten ja auch viel religiöser ist als der
Westen, die Religion also durchaus mit den Geburten zu tun haben muss.
Wie will man das säuberlich trennen? In allen Ländern des Westens haben
die Religiösen ja auch mehr Kinder als die Giordano Brunos (vor deren
Namensgeber ich gleichwohl die größte Hochachtung habe).
Man darf
nicht vergessen, wie rigide laizistisch und also antiislamisch die
kemalistische Türkei war und wie sehr Recep der Prächtige seit Jahren
die Re-Islamisierung vorantreibt. Erdogan hatte 1998 in einer Rede
zustimmend aus einem religiösen Gedicht zitiert: "Die Demokratie ist nur
der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen
sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere
Helme und die Gläubigen unsere Soldaten." Ein türkisches Gericht
verurteilte ihn deshalb wegen "Aufstachelung zur Feindschaft" zu zehn
Monaten Gefängnis und lebenslangem Politikverbot. Fünf Jahre später
wurde er Ministerpräsident. Die Türkei ist gewissermaßen in sich selber
ein Beispiel für die Islamisierungsthese; zumindest pflanzen sich fromme
Muslime zahlreicher fort als weniger fromme.
Welche Rolle bei
alledem und mit welchen Anteilen Religion, Bildung und sozialer Status
spielen, ist weder exakt zu ermitteln noch in Grafiken darstellbar.
Zumal der Islam nicht ausschließlich und vielleicht nicht einmal primär
eine Religion ist, sondern ein jede Politik massiv beeinflussendes
Gesetzes- und Regelwerk mit religiöser Letztbegründung. Die Verbindung
von lokaler Tradition und islamischen Lebensvorschriften ist eine
weitere in Tortengrafiken nicht zu erfassende unio mystica,
aber alle diese Fässer machen wir heute nicht schon wieder auf. Halten
wir fest: Orientalen vermehren sich nach wie vor deutlich stärker als
Abendländer, und ihr demografischer Druck auf unseren Kontinent hält
unvermindert an. Der Islam wächst stärker als alle anderen großen
Religionen. Im Jahr 2060 wird es einer Studie des "Pew Research Center"
zufolge weltweit ungefähr so viele Muslime wie Christen geben. Wenn eine
Bevölkerung wie jene Afrikas dermaßen rasant wächst und zugleich eine
Religionsgemeinschaft ebenso rasant Anhänger gewinnt, muss man beide
Trends übereinander legen und sich fragen, was sie bedeuten, sinkende
Fertilitätsrate hin, christliche Bevölkerung Afrikas her.
Wer
sich dieser Bevölkerungsflut als Auffangbecken darbietet, wird von ihr
überrollt werden, so großartig solidarisch sich das anfangs auch für die
Grünen-Wähler in den trockeneren Wohngegenden anfühlen mag. Bis die
Wirkung abnehmender Geburtenraten eintritt, wird Deutschland nicht mehr
das Land derer sein, die schon länger hier leben. Im Übrigen ist Europa
und voran Deutschland der einzige Teil der Welt, der die Erhöhung der
vor allem muslimischen Fertilisationsraten mit den Steuergeldern der
Indigenen unterstützt, also der erhofften Trendumkehr entgegenarbeitet.
Ich habe diesen Mechanismus unlängst als teuflisch bezeichnet, denn nur
Satan selbst, der Gott bekanntlich hohnlachend überlebt hat, kann ein
solches perverses Spektakel aufführen.
***
Kurzer
Zwischenruf: Ein "Rechtsruck" beginnt spätestens, wenn eine
Rechtspartei mit mehr als fünf Prozent in ein Parlament einzieht. Auf
wieviele Prozentpunkte muss der muslimische Bevölkerungsanteil steigen,
damit von „Islamisierung“ gesprochen werden darf?
***
Die
Re-Islamisierung des gesamten Orients hat in den vergangenen 50 Jahren
unabhängig von sozialen Verbesserungen und steigender Bildung
stattgefunden. Der Säkularisierungsschub, der nach dem Ersten Weltkrieg
durch diesen Teil der Welt gegangen war – Atatürk hatte die Macht der
Rechtsgelehrten gebrochen, die Koranschulen geschlossen, Schleier und
Kopftücher verboten, Turbane sowie Bärte für unerwünscht erklärt, die
Polygamie beendet und Frauen das Recht verschafft, zu wählen sowie
politische Ämter zu bekleiden, und auch im Iran und in Afghanistan
wurden Kopftücher, Schleier, Turbane und Bärte verboten –, dieser
Säkularisierungsschub ist längst gestoppt und umgekehrt worden.
Der Roll-back
begann in Pakistan mit der Hinrichtung des laizistischen Premiers
Zulfikar Ali Bhutto durch islamistische Putschisten anno 1979. In
Afghanistan erstarkten die islamischen Radikalen im Kampf gegen die
radikalsozialistische Khalq-Partei, zu deren Unterstützung die
Sowjetunion einmarschierte, während die USA die dschihadistischen
Mudschaheddin stärkten. Den Iran verwandelte Ajatollah Chomeini
ebenfalls im Jahr 1979 in eine Islamische Republik. In Algerien bildete
sich die Islamische Heilsfront, in Palästina löste die Hamas die PLO ab.
In Ägypten, Syrien und im Irak kämpften die Muslimbrüder gegen die
autokratischen Regierungen. Der "Arabische Frühling" brachte keineswegs
eine weitere Verwestlichung, sondern diente vor allem den Radikalen.
Der
Autor und TV-Journalist Samuel Schirmbeck hat als ARD-Korrespondent
zehn Jahre in Nordafrika gelebt, die meiste Zeit in Algerien, und erfuhr
dort die Re-Islamisierung aus nächster Nähe. Als er 1991 nach Algier
kam, so Schirmbeck, sei das Leben dort "absolut frei" gewesen, er habe
offene Diskussionen erlebt, die Frauen trugen weder Kopftuch noch Nikab,
und baden gingen sie im Bikini. Damals sei vom islamischen
Fundamentalismus, wie er sich heute auch in Europa ausbreitet, keine
Spur zu finden gewesen. Heute sei der gesamte Strand von
vollverschleierten Frauen bevölkert, die sich ihrer feschen Überzüge
auch dann nicht entledigten, wenn sie ins Wasser gingen. Eine algerische
Bekannte von ihm habe versucht, sich im Badeanzug am Strand
niederzulassen, sei aber von ihren verschleierten Geschlechtsgenossinnen
regelrecht vertrieben worden. Kaum habe der Islam dort politische Macht
erhalten, sei er sofort fundamentalistisch geworden.
Schirmbeck
hat erlebt, wie sich binnen weniger Jahre eine westlich orientierte,
säkulare Gesellschaft in eine restriktive islamische Gesellschaft
verwandelt hat, obwohl viele Menschen dort, vielleicht sogar die
Mehrheit, es nicht wollten. Eine radikale Minderheit hat ihre Ideologie
durchgesetzt und den öffentlichen Raum islamisiert. Die Menschen sind
unter diesem Angriff umgefallen wie Dominosteine, sie haben die Regeln
der Scharia als verbindlich akzeptiert, sie trinken keinen Alkohol mehr
in der Öffentlichkeit, spielen keine verbotenen Spiele, befolgen die
religiösen Speisevorschriften und Rituale, teilen die Menschen in Reine
und Unreine, die Frauen verschleiern sich usw. Mehr noch, nachdem sich
die Masse erst einmal den Regeln der Radikalen unterworfen hat, übt sie
nunmehr kollektiven Druck auf diejenigen aus, die noch nicht umgefallen
sind.
Dasselbe ist schon vor Jahrzehnten im Iran geschehen,
desgleichen in Afghanistan, es geschieht in Ägypten, in der Türkei, im
Irak und in Teilen Syriens. In ganz Nordafrika befindet sich der
radikale, intolerante, gewalttätige Islam auf dem Vormarsch. Das
Christentum wird in diesem Weltteil unterdrückt, terroisiert und in
Teilen ausgelöscht, und was einstmals zumindest in Teilen eine offene,
freundliche, exotische Welt war, verwandelt sich mit jedem Jahr mehr in
eine düstere, uniforme, brutale, niederdrückende. Es gibt
Gegenbewegungen in der Türkei, im Iran und sogar staatlicherseits bei
den Saudis, doch die sind keineswegs säkular, sie wollen den islamisch
geprägten Staat nicht angreifen, sondern "ein Stück weit" (Björn Engholm
et al.) refomieren.
Werfen wir nun den Blick auf Europa. Viele
Stadtteile in Frankreich, England, Belgien, den Niederlanden und
Schweden werden von muslimischen Mehrheiten bevölkert. Im englischen
Blackburn etwa, einer Stadt von der Größe Freiburgs, sind neun von zehn
Schulkindern Muslime, die letzten autochthonen Briten verlassen die
Stadt. In der zweitgrößten englischen Stadt Birmingham kommen seit
längerem mehr muslimische Kinder auf die Welt als Kinder von
Alteingesessen. Dasselbe gilt für viele andere westeuropäische Kommunen.
In immer mehr Regionen Europas bilden Muslime die Majorität, teils
durch Einwanderung, teils durch hohe Geburtenzahl (bei sinkender
Fertilitätsrate!). Wie Umfragen unter den Muslimen im Westen zeigen,
greift auch dort die Re-Islamisierung um sich, die Zunahme der
Kopftuchträgerinnen ist insofern signifikant, als es vor dreißig Jahren
praktisch keine gab. Durch die mutwillige Grenzoffenhaltung der
übergeschnappten Einsiedlerin im Kanzleramt ist auch der Desintegration
Tür und Tor geöfnet worden, denn der deutsche Magen hatte bereits zuvor
erhebliche Probleme, die Migrationsspeise zu verdauen. Wenn deutsche
Moslemfunktionäre heute die CSU und die AfD angreifen, tun sie dies aus
Sorge, ihre Nachschublinien könnten unterbrochen werden. Wenn Recep der
Prächtige der österreichischen Regierung vorwirft, sie führe einen
Kreuzzug gegen die Türkei, weil ein paar von Radikalen betriebene
Moscheen geschlossen werden, zeigt das nur, dass der Edle vom Bosporus
Teile des österreichischen und deutschen Staatsgebiets bereits als
islamisch befreite Territorien betrachtet.
Die ungebremste
Einwanderung von Muslimen ist zwar nicht gleichbedeutend mit einer
massenhaften Einwanderung radikaler Reinheitsvollstrecker, aber die
meisten moderaten Muslime wehren sich nicht dagegen, wenn religiöse
Hardliner ihre Lebenswelt nach den Kriterien der Scharia verändern und
die zivilen Freiheiten damit immer mehr einschränken. Die Grundloyalität
zu Allah und zur Umma scheint es bei vielen Muslimen nicht
zuzulassen, dass sie sich mit Christen oder Atheisten verbünden, um
gegen die Islamisierung ihrer Umwelt zu kämpfen. Wenn Muslime gegen
Muslime zu den Waffen greifen, dann geschieht dies im Namen der Familie,
des Stammes, des Volkes, ihrer innerislamischen Glaubensgemeinschaft,
aber keineswegs im Namen der "Menschrechte", der "Demokratie", der
Freiheit, der religiösen Toleranz und anderer westlicher Ideen, die im
orientalischen Wertekosmos überhaupt keine oder allenfalls eine
sekundäre Rolle spielen. Das heißt letztlich: Wie freundlich,
aufgeschlossen, liberal und weltlich einzelne Muslime in einer säkularen
Gesellschaft auch sein mögen, es sagt wenig darüber aus, wie sie sich
verhalten werden, wenn die Gesellschaft peu à peu islamisiert wird.
***
Wenn
auch für muslimische Länder die Regel gilt, dass bei Gebildeten und
sozial Besserstehenden die Geburtenraten sinken, heißt das weder, dass
die muslimische Population zurückgeht, noch dass keine Islamisierung
stattfindet. Es ist zunächst einmal egal, ob die Muslime, die sich
vermehren, arm oder reich, gebildet oder Analphabeten sind, sie geben in
einem signifikantem Ausmaß ihre religiös-kulturellen Werte an die
Kinder weiter: Es gibt nur einen Gott, Muhammad ist sein Gesandter, ein
Austritt aus der Umma ist unverzeihlich, die Welt ist geteilt
in Gläubige und Ungläubige, Frauen müssen sich den Männern unterordnen
etc pp. Mag sein, dass diese Ansichten bei den Gebildeten abnehmen – die
Führer der Radikalen sind feilich meist gebildet –, aber welche
Wahrscheinlichkeit ist denn höher: dass sich die Ungebildeten vermehren
oder die Gebildeten?
Die Chance, dass sich die Türken in
Deutschland der deutschen Lebensart samt Fertilität anpassen, ist durch
die Masseneinwanderungspoltik einer Kanzlerin vertan worden, die sechs
Jahre vor der Grenzöffnung noch erklärt hatte, Multikulti sei
"gescheitert", es dürften keine neuen muslimischen Einwanderer mehr
aufgenommen werden, man müsse zuerst die Integration derer, die schon
hier leben, verbessern. Mit dem Wachsen des muslimischen
Bevölkerungsanteils wachsen die muslimischen Parallelgesellschaften, der
Druck zum frommen Leben oder zur Konversion wächst mit der Zahl junger
viriler Druckmacher, es gibt das Phänomen, dass bei Mischehen (fast)
immer der muslimische Mann die christliche oder atheistische Frau in
doppelter Hinsicht missioniert. Die Umma wächst, und sie wächst
auch hierzulande, und die Giordano-Bruno-Stiftung wird es eines fernen
Tages womöglich selber zu spüren bekommen, sofern die Kinder der
momentanen Mitglieder dann in dem Ungläubigen-Verein ebenfalls
abwiegelnde und unbrauchbare Statistiken verbreiten.
***
Wir
hören und lesen immer wieder, dass es eigentlich kein deutsches Volk
gibt, für gewisse Regierungsmitarbeiter ist sogar eine spezifisch
deutsche Kultur nicht erkennbar, jeder, der sich hier aufhalte, gehöre
zu Deutschland, alle Vorfahren der aktuellen Deutschen seien irgendwann
einmal Migranten gewesen seien und so fort. Wenn dem so wäre, müsste es
keine Unterschiede zwischen den Deutschen und anderen Völkern geben.
Freilich müsste es dann überhaupt keine Unterschiede zwischen Völkern
geben.
Das ist offenkundig nicht der Fall. Jeder sieht auf den
ersten Blick, dass sich ein Japaner von einem Kongolesen unterscheidet,
dass ein Algerier anderer Wesensart ist als ein Schwede. Es sind nicht
nur genetische und ethnische Prägungen, die diese Gruppen unterscheiden,
sondern auch kulturelle und religiöse; es sind Mentalitäten, es ist ihr
Habitus. Diese Unterschiede sind über viele Generationen und unter
verschiedenen Umwelteinflüssen entstanden, sie umfassen die Ethnie, das
Temperament, die Religion, die Sitten, die Verbindlichkeiten, die Rolle
der Frau, die Rechtsprechung und dergleichen mehr.
Zugleich hat es
immer Wanderungsbewegungen gegeben. Normalerweise passen sich die
Einwanderer dem Habitus der Aufnahmegesellschaft an und verändern diese
dabei unmerklich. Normalerweise ist dieser Vorgang allein schon im
Interesse der Einwanderer mit der zweiten Generation abgeschlossen. Wenn
sich solche Prozesse sozusagen tröpfchenweise vollziehen, gibt es kaum
Probleme, und so ist es im nachantiken Europa auch immer gewesen.
Vollzieht sich dieser Prozess hingegen zu schnell, kann sich die neue
Gruppe nicht integrieren – integrieren muss sich immer der Einwanderer
selber –, sie bildet ein separiertes eigenes Milieu, und im Krisenfall
kommt es zu Konflikten, die ganze Länder destabilisieren können. Die
Einwanderer formieren sich dann zu ethnisch-kulturell definierten pressure groups, die ihre Partikularinteressen durchzusetzen versuchen. Aber auch wenn das einwandernde Kollektiv sich per se
von den Einheimischen abgrenzt, deutlich abweichende Sitten pflegt und
sich im Fortpflanzungsverhalten unterscheidet, sind Konflikte
unausweichlich. Dann hat man es weniger mit Einwanderern zu tun als
vielmehr mit Eroberern. Ein Land muss verrückt sein, wenn es solches
Verhalten auch noch mit Steuergeldern fördert.
Es hat heute wenig
Sinn und wäre auch moralisch fragwürdig, an einem ethnischen
Nationenverständnis festzuhalten. Wir können überall in Deutschland
Kinder und Jugendliche beobachten, bei denen man sofort sieht, dass sie
keiner europäischen Ethnie entstammen, die sich aber in ihrem Benehmen,
in ihrer Sprache, in ihrem Habitus von ihren deutschen
Mitschülern nicht unterscheiden. Die sind einfach Deutsche geworden,
indem sie die Gepflogenheiten ihrer Umwelt angenommen haben. Eigentlich
ist das die normalste Sache der Welt. Gerade die deutschen Auswanderer,
egal ob sie nach Russland oder Übersee gingen, haben sich immer
vorbildlich, ja streberhaft in ihre neuen Nationen eingefügt, und dafür
wurden sie geschätzt. Ein Schwarzer, Asiate, Orientale oder
Südamerikaner, der hier geboren ist, meine Sprache spricht, meine Kultur
achtet und sich zu Deutschland als Heimat bekennt, ist mein Landsmann.
Punkt.
Wir können aber ebenso hierzulande geborenen Kinder und
Jugendliche fremdethnischer Abstammung beobachten, deren Habitus sich
überhaupt nicht angeglichen hat und die offenkundig nicht dazugehören
wollen. Komme mir keiner mit rein sozialen Ursachen von Segregation und
Misserfolg; die Vietnamesen, die hier einwandern, stehen anfangs sozial
nicht besser da als der durchschnittliche Moslem oder Nafri – aber eine
Generation später schon. Es ist eine der am heftigsten verheimlichten
und verteufelten menschlichen Grundtatsachen, dass nicht nur
verschiedene Individuen unterschiedliche Eigenschaften und Begabungen
besitzen, sondern auch verschieden Ethnien. Ohne den sogenannten brain drain
aus Ostasien stünden die Universitäten und IT-Firmen an der
amerikanischen Westküste nicht so gut da. Alexander Wendt hat
vorgeschlagen, die Bundesregierung möge zum nächsten
"Integrationsgipfel" zur Abwechslung einmal nur nichtmuslimische
Einwanderer aus Südamerika, Vietnam, Israel, Japan, Russland etc. pp.
einladen, man werde sofort zweierlei feststellen: Ein Integrationsgipfel
ist unnötig bei Menschen, die sich integrieren wollen, und es gibt eine
Großgruppe, für die das nicht gilt. Der "Forschungsgruppe
Weltanschauungen" verdanken wir die Erkenntnis und Angela der
Schrecklichen die Tatsache, dass diese Gruppe trotz abnehmender
Fertilitätsraten auf Jahrzehnte gesehen größer wird.
Ich bitte um Pardon dafür, dass ich mich passagenweise wiederholt habe.
Sela, Psalmenende. MK, Mittsommer 2018
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