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Sonntag, 17. Juni 2018

Deutsche Moraldiktatur und Zirkus Merkalli

Wenn Sie diesen Zwischenruf lesen, werden die 629 Flüchtlinge, die vor wenigen Tagen vor der libyschen Küste von der MS Aquarius aus Schlauchbooten an Bord genommen wurden, hoffentlich bald oder hoffentlich schon in der spanischen Stadt Valencia in Sicherheit sein nach tagelanger Odyssee auf dem Mittelmeer.
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Alles gut? Ganz und gar nicht, denn die Dramatik dieser Rettungsaktion zwingt erneut, uns mit einer Position auseinanderzusetzen, die in Deutschland hier und da vertreten wird, auch bei vielen Rettern, die im Mittelmeer nach Flüchtlingsbooten suchen. Wie auch immer die Haltung ist – die Rettung von schiffbrüchigen Flüchtlingen ist in jedem Fall unverzichtbar.
Kein Muss dagegen ist es, unter allen Umständen, selbst bei Gefährdung durch Versorgungsmängel und Wetter, einen Hafen in Europa anzusteuern, damit die Flüchtlinge sich dort als Asylbewerber registrieren lassen können.

Im konkreten Fall wurde nämlich das viel näher gelegene Tunis erst gar nicht angesteuert. Dort gibt es ein großes Migrationsberatungszentrum, eröffnet 2017 mit deutscher Hilfe. Es ist das erste Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration in Nordafrika. Bundeskanzlerin Merkel nannte es einen „Leuchtturm der Hoffnung“ für Europa in der Flüchtlingsfrage.
Dieser Leuchtturm kam aktuell für die Retter der afrikanischen Flüchtlinge zu keiner Zeit infrage. Geht es den Rettern etwa nur um die Schleusung in ein europäisches Asyl? Nach der Devise: Humane Flüchtlingspolitik bedeutet für uns, an Bord genommene Menschen unter allen Umständen nach Europa zu bringen, nicht aber zurück nach Afrika?

Was würden die engagierten Menschenrechtler machen, wenn eines Tages nur die Aufnahme in Nordafrika möglich wäre, um von dort aus die Asylberechtigung zu prüfen? Würden sie ihre Rettungsaktionen dann einstellen? Ich mag mir das nicht vorstellen.
So wichtig Seenotrettung ist, sie kann kein Ersatz sein für eine klare Politik zur Asylmigration. Die kann doch nur im Blick haben, so vielen Menschen wie möglich zu helfen und nicht nur relativ wenigen, die es nach Europa schaffen durch offene Grenzen zu Wasser und zu Land.   Barbara John

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