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Freitag, 29. Juni 2018

Mathematik der Gefühle

Das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung in Essen hat eine Erklärung dafür gefunden, warum viele „Deutschtürken“ für Erdogan gestimmt haben – weil sie sich, z.B. auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, „ausgegrenzt fühlen“. 
Die Darstellung, zwei Drittel aller hier lebenden türkischen Wahlberechtigten habe Erdogan gewählt, sei... nicht korrekt. Richtig dagegen sei:
Von den 2,8 Millionen in Deutschland lebenden Türken seien 1,4 Millionen wahlberechtigt gewesen. Von ihnen habe sich lediglich knapp die Hälfte beteiligt. Von diesen rund 660.000 Stimmen bekam die AKP und Erdogan dann rund 65 Prozent, also 430.000 Stimmen.
Alles halb so schlimm. Es haben nicht 65 Prozent der Wahlberechtigten für Erdogan gestimmt, sondern nur 65 Prozent derjenigen, die an der Wahl teilgenommen haben. Auf diese Weise werden auch die Wahlergebnisse in Deutschland, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern berechnet. Die Zahl der Wahlberechigten ist nie identisch mit der Zahl der Wahlbeteiligten. Nur bei den Wahlen in der Türkei muss ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass eben nicht zwei Drittel aller hier lebenden türkischen Wahlberechtigten Erdogan gewählt haben.
Man kann natürlich noch einen Schritt weiter gehen. Wenn von den 2,8 Millionen in Deutschland lebenden Türken nur 430.000 für Erdogan gestimmt haben, dann waren das etwa 15 Prozent aller in Deutschland lebenden Türken. Klingt doch gleich viel besser als 65 Prozent. Aber dann fühlen sich auch viel weniger ausgegrenzt, oder?

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