Niedertracht und Feigheit in Deutschland

Frauke Petry darf nicht im Münchner Hofbräukeller sprechen. Der Kreisverband München-Ost der AfD hatte dort reserviert; nun zog der Wirt des Gasthauses seine Zusage zurück. "Das kann ich meinen Gästen nicht zumuten", wird der Mann, Ricky Steinberg geheißen, in den Medien zitiert. "Ich fürchte um den Ruf des Hofbräukellers und um die Sicherheit." Um was wohl mehr? Sorgen bereiteten dem Wirt auch die zu erwartenden Proteste im Falle eines Auftritts von Petry, schreibt die Süddeutsche Zeitung. "Das Tohuwabohu brauch ich wirklich nicht", sagte er. Die Geschäftsbedingungen des Gasthauses ließen eine Absage aufgrund von Sicherheitsbedenken zu.

Interessant, nicht wahr? Eine demokratisch gewählte Politkerin, Vorsitzende einer in diversen Landtagen vertretenen Volkspartei, nach momentanen Umfragen die drittstärkste im Lande, kann nicht auftreten, weil ein Gastwirt Angst vor dem Mob und um sein Mobiliar hat.

Vor einiger Zeit traf sich Frauke Petry mit einem Journalisten in Göttingen in einem Café zum Gespräch, in welches, nachdem wachsame Antfaschisten sie entdeckt hatten, sofort ein vier- oder fünfschädeliges Rollkommando stürmte, Parolen grölte, Tische und Stühle umschmiss und die beiden mit Getränken bespritzte. Der Pressemann war weit erschrockener als die Politikerin, denn als bekanntes AfD-Gesicht ist man dergleichen gewöhnt, und er tat des Vorfalls in seinem Text sogar Erwähnung. Doch die Aufregung über das Treiben dieser Vandalen des Wohlmeinens hält sich allzeit in Grenzen. Nicht dass jemand jetzt glaubt, ich plädierte fürs empörte Aufjaulen, dieses politische Grundgeräusch möge den Grünen als Erbprivileg überlassen sein hinfort und immerdar, ich will nur zur Pointe kommen. Welche Freund *** lieferte, dem ich den Vorfall erzählte, mich zugleich darüber mokierend, warum sich niemand auf Seiten der Pressstrolche solidarisch zeige. "Sie wollen", sagte er, "nicht dasselbe erleben wie ihr Kollege."    MK am 6. 5. 2016