"Guten Morgen Herr Klonovsky,
zu Ihrem aktuellen Eintrag (Anschläge, Antifa) darf ich Ihnen folgende Begebenheit schildern:
1995
habe ich noch in Hannover gelebt; eines morgens lese ich in der HAZ die
Kurzmeldung, daß einem Buchhändler auf dem 'Engelbosteler Damm' in der
Nordstadt das Auto abgefackelt wurde; eine telef. Anfrage meinerseits
bei der Polizei, wer das wäre, wird mit dem müden Hinweis 'Datenschutz,
keine Auskunft' abgeschmettert. Habe mich ins Auto gesetzt und bin die
Straße abgefahren und wurde bald fündig: ein kleiner Buchladen, von oben
bis unten mit den üblichen, gehässigen Parolen beschmiert, nicht
wirklich eine Aufgabe für Sherlock Holmes. Ich habe mich dem Manne
vorgestellt (er hatte es gewagt, trotz anonymer 'Abmahnung' ungehörige
Autoren anzubieten), mein Bedauern und Mitgefühl zum Ausdruck gebracht
und fürderhin alle meine Bücher bei ihm bestellt. Er erzählte mir, daß
er zwischen zwei linken Nestern eingekeilt sei, dem sogenannten
'Sprengelgelände' in der Schaufelder Straße (westlich) und dem
sogeannten UJZ ('unabhängiges Jugendzentrum') in der Kornstraße
(östlich).
Wenn ich meine Bücher bei ihm abholte, überreichte er mir
jedes Mal ein Exemplar einer Untergrundzeitung, leider habe ich den
Namen vergessen, aber irgendsoetwas in der Art wie 'antifaschistische
Nachrichten' wird es gewesen sein. Darin tobte sich eine 'Kati' über die
Großtat gegenüber dem Buchhändler aus und bejubelte, daß man dem Mann
nun endlich gezeigt hätte, wo seine Grenzen wären, usw. Zu meinem
weiteren Erstaunen konnte ich dieser Postille Bastelanleitungen für
Wurfanker auf Bundesbahnoberleitungen entnehmen oder mich an Berichten
erfreuen, in denen das Abfackeln von Personenwagen auf dem Gelände von
Daimler-Benz in Hannover berichtet wurde, ich dachte, ich lese nicht
recht. Diese Zeitung holte sich mein Buchhändler im UJZ in der
benachbarten Kornstraße.
In einer der darauffolgenden Ausgaben war
eine Postkarte von ihm abgedruckt, in welcher er, aus Angst um Leib und
Leben, der ominösen Kati in der Schaufelder Straße versprach, nie wieder
die unerwünschten Bücher in seinem Laden zu verkaufen und darum bat,
doch nun fürderhin in Frieden gelassen zu werden. Der Abdruck der Karte
wurde mit höhnischen Kommentaren begleitet, deren Gehässigkeit einen
schaudern ließ.
Ich schickte diese Zeitung an die zuständige
Staatsanwaltschaft in Hannover, mit der Bemerkung, daß es doch ein
Leichtes sein müsse, die Täter zu finden - wo man eine Postkarte
hinschickt, die dann auch mit einschlägigen Kommentaren versehen
abgedruckt wird, dorthin müßten doch auch Polizei und Staatsanwaltschaft
ihren Weg finden.
Nach geschlagenen acht Wochen bekam ich ein
eiskaltes, herablassendes Antwortschreiben der Staatsanwaltschaft mit
dem Inhalt, daß man dort überhaupt keine wie die von mir geschilderten
Zusammenhänge entdecken könne und mich höflich bäte, doch von weiteren
Anfragen Abstand zu nehmen!
Ich kann mich an keinen einzigen Fall
erinnern, daß jemals einer dieser Schläger, Fackler, Denunzianten, wie
auch immer, vor einem deutschen Gericht angeklagt oder gar verurteilt
worden wäre. Diese Bande hat die Deckung der obersten Heeresleitung und
eigentlich müßte man sie als Schattenarmee bezeichnen, wie die Armee der
Toten bei Tolkien, die sich jederzeit aktivieren und von der Leine
jagen läßt." MK am 21. 5. 2016
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