Es gibt sie überall, die Populisten: Vor allem rechts, aber auch
links und sogar in der Mitte. Dort heißen sie „Regierungspopulisten“.
Gerade hat in unserem Nachbarland ein „Rechtspopulist“ eine Niederlage
erlitten, und „alle demokratischen Kräfte“ geben sich erleichtert.
Demokratie kommt, wenn mich meine spärlichen Griechisch-Kenntnisse
nicht im Stich lassen, von „demos“ Volk und „kratein“ herrschen und
steht daher für Volksherrschaft; an sich bedeutet demos allerdings Dorf,
so dass Demokratie gewissermaßen die kleinste sich selbst verwaltende
Einheit bezeichnet (Volk heißt auf Griechisch éthnos, aber das steht auf
einem anderen Blatt). Aber es ist nun mal das Schicksal von Wörtern, im
Laufe der Zeit ihre Bedeutung zu ändern. Ein Demokrat ist also jemand,
der für die Herrschaft des Volkes ist. Aber Moment mal! In „Populist“
steckt doch das lateinische „populus“, was auch Volk bedeutet. Also sind
Populisten doch irgendwie mit Demokraten verwandt. Oder nicht?
Verlassen wir mal kurz diesen Gedankengang und fragen uns, was
eigentlich „Volk“ ist. Juristen machten bei solchen Fragen in der Regel
ein bedeutungsvolles Gesicht und erklären: „Ein Blick ins Gesetz
erleichtert die Rechtsfindung.“ Das Gesetz, in das wir in diesem Fall
blicken, ist das Grundgesetz. Und in dessen Artikel 20 Absatz 2 Satz 1
heißt es kurz und zackig: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Zwar
wird diese Gewalt vom Volk nicht unmittelbar, sondern „in Wahlen und
Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der
vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt“. Aber immerhin:
Auch in einer repräsentativen Demokratie ist das Volk der „Souverän“.
Was ist denn das nun wieder? Souverän kommt aus dem französischen
„souverain“, das natürlich seinerseits aus dem Lateinischen stammt (mit
etwas Phantasie erkennt man „super“ darin) und bedeutet so viel wie
"über allem stehend“. Das Volk, der demos, der populus, ist also
gewissermaßen die höchste Instanz.
Nun ist aber ein Demokrat zweifellos etwas Positives, während ein
Populist eben einen negativen „Touch“ hat. Liegt das womöglich daran,
dass das eine Wort aus dem Griechischen, das andere aus dem Lateinischen
stammt? Wohl kaum. Die negative Bedeutung ist einfach durch den
Gebrauch entstanden, durch die Diktatur der MM gewissermaßen.
Nun wissen wir aber immer noch nicht, was genau ein Populist ist, vor
allem, was das Negative an ihm sein soll. Gemeint ist damit offenbar
jemand, der dem Volk zum Munde redet, weil er sich bei ihm lieb Kind
machen will, also gewählt werden möchte. Aber wollen das nicht alle, die
am politischen Wettbewerb teilnehmen? Schon, aber die demokratischen
Kräfte schmieren dem Volk keinen Honig ums Maul, sondern sagen ihm
schonungslos die Wahrheit. Aha! Also wenn einer sagt „Der Islam gehört
auch zu Deutschland“, dann ist das ein seriöser Demokrat. Wenn dagegen
jemand erklärt „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“, dann ist er
mindestens Populist, wenn nicht gar Rassist, Nazi oder sonst noch was
Schlimmes.
Der ernsthafte demokratische Politiker wendet sich an diejenigen
Teile der Bevölkerung, die genug Grips im Kopf haben, seine Aussagen zu
verstehen und richtig zu würdigen. Der Populist dagegen wendet sich an
die breite Masse (die plebs, wie die Lateiner sagten), die über nichts
weiter verfügt als den „gesunden Menschenverstand“ (wenn überhaupt) und
versucht, etwas „rüber zu bringen“, das auch die letzte „Dumpfbacke“
kapiert. Also Demokratie für Doofe gewissermaßen.
Und warum ist das negativ? Na, das ist doch klar: Wenn auch das
„Stimmvieh“ begreift, was gespielt wird, wie soll da Demokratie noch
funktionieren. Populisten mögen zwar auf demokratische Weise zu ihrem
Mandat gekommen sein, sie schaufeln jedoch unermüdlich am Grab der
Demokratie. Denn das Volk, „der große Lümmel“ (Heine) mag zwar der
Souverän sein, aber natürlich nur, um alle paar Jahre sein Kreuz auf dem
Wahlzettel zu machen (und zwar an der „richtigen“ Stelle).
So, wer jetzt immer noch nicht kapiert hat, was Populisten sind und
warum es sich dabei um ganz üble Zeitgenossen handelt, denen man
unbedingt das Handwerk legen muss, dem kann ich auch nicht helfen. Rainer Grell
Noch etwas sorgfältiger unter die Lupe genommen
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