Stationen

Sonntag, 22. Mai 2016

Alles Gute zum Geburtstag

22. Mai 2016, Geburtstag von Richard Wagner

Die Wahlkampfhilfe der Blockparteien für die AfD nimmt täglich drolligere Formen an. Cemile Giousouf, die sogenannte Integrationsbeauftragte der Unions-Bundestagsfraktion und erste Christin bzw. christdemokratische Bundestagsabgeordnete muslimischen Glaubens, unterstellt der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry eine persönliche Mitverantwortung für rechtsextreme Gewalttaten. "Wenn Menschen zu Schaden kommen, sind Sie dafür mitverantwortlich!" sagt Giousouf in einem Streitgespräch mit Petry in Bild am Sonntag. "Wenn heute Molotowcocktails fliegen, dann ist das ein Produkt Ihrer zündelnden Sprache und Ihrer Politik." Die AfD hetze Menschen gegeneinander auf, was dazu führe, "dass Angriffe auf jüdische Einrichtungen, Moscheen und Flüchtlingsunterkünfte deutlich zunehmen".

Man wüsste schon gern, warum ausgerechnet eine Sprechpuppe der größten europäischen Antisemiten-Importspedition namens Merkel-CDU sich über Angriffe auf jüdische Einichtungen zu beklagen vorgibt, überschätzte damit aber wohl bloß die Flexibilität einer Platitüden-Automatin beim Ableiern ihres Programms. Tatsache ist natürlich, dass niemand anderes als Frau Giousouf Menschen aufhetzt, und zwar gegen den politischen Gegner. Das tun sie und ihresgleichen ja recht erfolgreich, wie an den permanenten Anschlägen auf AfD-Mitarbeiter und Parteibüros abzulesen (siehe die Einträge vom 17. und 20. Mai sowie den bereits dort verlinkten Artikel in der FAZ), aber vielleicht meinen diese Toleranten und tätigen Humanisten ja, wenn es den ersten Toten oder wenigstens Schwerverletzten gibt, tritt die neue konservative Konkurrenz nicht mehr zur Wahl an.

Frau Petry war offenbar zu stolz, der allzeit unbehelligten CDU-Biederfrau die Leidensbilanz ihrer Partei vor- und alsogleich anzurechnen, und sie beschränkte sich darauf, dass im logischen Umkehrschluss ja die Regierungsparteien für die Silvesterkirmes von Köln verantwortlich sein müssten, wobei sie noch auf die zahlreichen mit dem Segen des Kanzlerinnenclubs hereingewunkenen  Messerstecher, Kopftreter und gelegentlichen Totmacher hätte insistieren können. Die CDU importiert den molekularen Bürgerkrieg, und wirft denen, die politisch dagegen aufbegehren, Hetze vor; das ist Hetze in Reinkultur und, wie gesagt, mehr Wahlwerbung, als die AfD recht eigentlich braucht, die sie aber wahrscheinlich gern einstreicht.

Nächste Woche wird sich Frauke Petry übrigens mit Ayman Mazyek treffen, dem Vorsitzenden des "Zentralrats der Juden von heute" (Alexander Wendt).
Apropos Geburtstag und um wieder auf die schönen Dinge zu kommen: "Es ist eben mit der deutschen Musik etwas Eigenes, ja Göttliches", schrieb unser heutiger Jubilar. "Sie macht ihre Geweihten zu Märtyrern und lehrt durch sie alle Heiden. Was ist allen sonstigen Kulturvölkern, seit dem Verkommen der Kirche, die Musik anderes als ein Akkompagnement zu Gesangs- oder Tanz-Virtuosität? Nur wir kennen die ‚Musik’ als Musik, und durch sie vermögen wir alle Wiedergeburten und Neugeburten; dies aber nur, wenn wir sie heilig halten. Könnten wir dagegen den Sinn für das Echte in dieser einzigen Kunst verlieren, so hätten wir unser letztes Eigen verloren.“

Am Schluss seiner Schrift "Die Kunst und die Religion" steht die Anrufung „Jesu, der für die Menschheit litt, und Apollons, der sie zu ihrer freudenvollen Würde erhob“: die Kürzestdefinition dessen, was wir Abendland nennen, ein "christlicher Abdruck auf griechischem Lehm" (Gómez Dávila).

Und gleichsam als Tusch auf das Geburtstagskind die legendären "Wälse"-Rufe Lauritz Melchiors auf der Fermate des hohen Ges und G, 15 und 17 Sekunden gehalten (angeblich nach einer Wette mit dem Kapellmeister), hier.    MK am 22. 5. 2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.