Die Tatsache, daß sich derzeit nun auch in Deutschland wahrnehmbarer
Protest gegen die Masseneinwanderung und die damit einhergehende
Beschädigung von Rechtsstaat und Demokratie bildet, sollte nicht darüber
hinwegtäuschen, daß es auch Befürworter der angestrebten
„Vielfalt“-Gesellschaft gibt. Angela Merkel könnte niemals einsame
Entscheidungen im Elfenbeinturm treffen. Wie stets ist sich die
Taktikerin einer breiten Unterstützung in Medien, Kirchen,
Politikerkaste, Gewerkschaften, Sozialverbänden und auch großen Teilen
der Bevölkerung sicher. Auch mit ihrem Abgang hätte sich das Problem
also nicht aufgelöst.
Die Ursachen für die Unterstützung der Einwanderungspolitik sind
unterschiedlich. So hoffen radikale Linke auf eine Destabilisierung des
verhaßten Staates und Wirtschaftssystems, auf neuen Klassenkampf und
eine große Umverteilung zugunsten der Armen der Welt.
Andere kochen ihre
islamischen Strategie-Süppchen.
Pragmatiker der Betreuungsindustrie und des Hotelgewerbes sehen Jobs
und Einnahmemöglichkeiten für sich selbst.
Ähnlich profitorientiert
dürften einige Wirtschaftskapitäne ticken. Gewinne werden privatisiert,
Verluste sozialisiert.
Bei vielen Bürgern, vor allem kirchlich engagierten, dürfte hingegen
das Ausleben altruistischer Emotionen eine große Rolle spielen. Zwischen
Konsum und Tagesfreizeit gähnt in der liberalen Gesellschaft das große
Loch der Sinnleere. Der Wunsch, die eigene Existenz mit Sinn zu füllen,
wird durch diverse Hobbys gefüllt. Auch „Mitmenschlichkeit“ hat das Ding
zum Hobby-Motor für allerlei Freizeitaktivitäten. Man kann Einwanderer
mit Spielzeug versorgen, in Suppenküchen den Kochlöffel schwingen,
Altkleider sammeln, Deutschkurse geben, Musizieren, Ausflüge gestalten.
Das Feld der selbstgestellten Aufgaben ist riesig, gerade für ältere
alleinstehende Frauen oder gut situierte Rentner der 68er-Generation,
die soziales Engagement zeigen, aber nicht vor dem Fernseher oder auf
Karibik-Kreuzfahrten verdämmern wollen.
Die christliche Wurzel dieses
Altruismus ist nicht zu übersehen. So forderte jüngst der
Philosophie-Professor Stephan Gosepath
von der Freien Universität Berlin, daß die Deutschen die Pflicht
hätten, ihr persönliches Lebensglück im Zweifelsfall für Flüchtlinge zu
opfern. Wie bei den Bettelmönchen des Mittelalters dient so die
Entsagung der Reinwaschung der Seele von materiellen Verlockungen.
Das Gedankengebäude dieser Leute ist tendenziell dualistisch. Der
„Flüchtling“ wird zum verhätschelten und entmündigten Ersatz-„Baby“, das
mit großen Kulleraugen die liebe weiße Mami anschaut und für deren
Einsatz in Zukunft nur Dankbarkeit zeigen wird. Böses kann allenfalls
vom „rassistischen“ Deutschen ausgehen, nicht aber vom freudig
empfangenen „Refugee“. Um so heftiger bricht in dieses Weltbild
bisweilen die Wirklichkeit ein, sofern man nicht Strategien zur
Verdrängung entwickelt hat.
So berichtete der Kaarster Stadtspiegel
von den Reaktionen junger Frauen, nachdem ihre Freundin von einem
Schwarzafrikaner vergewaltigt worden war: „‘Die Herkunft der Männer mag
ich gar nicht aussprechen, da ich die letzten Monate sehr reflektiert
versucht habe, mein Denken und meine Grundeinstellung nicht durch die
aktuellen Vorkommnisse verbiegen zu lassen. Jetzt fällt mir einfach
nichts mehr ein und ich weiß überhaupt nicht, wie ich damit umgehen
soll’, sagt die durchaus linksorientierte Freundin, die auch nach den
Silvester-Übergriffen in Köln und Düsseldorf noch eine
Pauschalverurteilung der Nordafrikaner abgelehnt hatte und auch schon
mal das Wort ‘Nazi’ in den Mund nahm. Als Punkerin, Hippie und
Musik-Aktivistin hat sie immer ‘gegen Rechts’ gekämpft. Jetzt sei ihr
Weltbild zerstört.“
Es gibt aber noch eine weitere, nicht unbedeutende
tiefenpsychologische Ebene. Auch hier zeigt sich ein säkularisiertes und
verbogenes Abfallprodukt des Christentums: Der aus einer
masochistischen Lust gespeiste Schuldkult. Durch harte Selbstkasteiung
versucht man sich die eigene Verderbtheit auszutreiben. Ein Beispiel
dokumentierte nun die dänische Schriftstellerin Janne Teller in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine.
Teller behauptete, daß die deutsche Antwort auf die Flüchtlingskrise
„weitaus humaner ist als im restlichen Europa“. Dieses deutsche Denken
habe sich aus der Verarbeitung der NS-Zeit entwickelt, dem „tiefen
Verständnis für die Lasten, die inhumanes Handeln eines Landes
zukünftigen Generationen aufbürdet“. Das moderne Deutschland sei tief
durch „dieses besondere deutsche Schuldgefühl samt dem zugehörigen
Bedürfnis nach Sühne“ geprägt: „Überall Gedenkveranstaltungen,
Gedenkausstellungen und Mahnmale“.
Kaum eine politische Entscheidung würde in Deutschland getroffen,
ohne daß eine Verbindung zur besonderen Verantwortung des Landes
hergestellt werde.
Zwar hätten ehemalige Kolonialmächte wie Belgien,
Frankreich und England auch „für einiges an grauenhafter Geschichte zu
sühnen“, indes spüre man davon aber real in diesen Ländern nichts.
Nach
70 Jahren stelle sich nun die Frage, „wozu denn all diese fortgesetzte
Schuld, Sühne und Rechenschaft gut sei. Die Antwort hat uns die
Flüchtlingskrise gegeben“. So sei bemerkenswert, daß sich die deutsche
Regierung ständig „bemüht, die Bevölkerung von aufhetzender Rhetorik
fernzuhalten“ und „ihren Worten auch Taten folgen zu lassen“. Dies seien
die humanen Lehren aus Holocaust und Weltkrieg.
Schon seit den achtziger Jahren dient in deutschen linken Kreisen der
„Ausländer“ oder „Türke“ als Projektionsfläche eines „neuen Juden“, den
man nun endlich gegen Übergriffe des ewig „rassistischen“ Deutschen zu
schützen in der Lage sei. Die Einwanderungskrise ermöglicht es, die
lange gesäte und gepflegte Frucht dieser Vergangenheitsbewältigung zu
ernten. Der Gedenkstättenbau und die dazugehörende Erziehung sind
abgeschlossen. Nun steht der letzte Akt, das große Finale, bevor. Claus Wolfschlag
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