Was ist Demokratie? Spötter sagen gern den alten zynischen Spruch auf:
Wenn zwei Wölfe und ein Schaf mehrheitlich darüber abstimmen, wer heute
Abend gefressen wird. Stimmt das? Nein, eben nicht. Demokratie heißt in
unserem heutigen Verständnis, dass auch die Schwächeren und Unterlegenen
weiter dazugehören, mit allen Rechten und ohne Gefahr, von den
Mächtigeren und Siegreichen plattgemacht zu werden.
Nach der
österreichischen Präsidentenwahl atmeten die Mächtigen in Europa hörbar
auf. Gerade nochmal gutgegangen für uns, so die erleichterten
Kommentare. Außenminister Steinmeier frohlockte: „Ganz Europa fällt ein
Stein vom Herzen.“
„Ganz Europa?“ – ein denkwürdiger Ausspruch.
Nachdem wir gelernt haben, wer und was alles „zu Deutschland“, also auch
zu Europa, gehört, nämlich „der Islam“ und irgendwie jeder noch so
zufällig hereingeschneite Zuwanderer, erfahren wir nun auch, wer nicht
„zu Europa“ gehört.
Nämlich beispielsweise rund die Hälfte der
österreichischen Wähler und alle anderen Bewohner dieses Kontinents, die
in den Augen von Steinmeier und seiner Gesinnungs- und
Regierungsgenossen mit dem Wort „rechtspopulistisch“ zu etikettieren
sind.
Hier bekommt der bislang etwas schwammige Begriff von der
„Umvolkung“ endlich messerscharfe Konturen. Während Millionen Orientalen
und Afrikanern ein euphorisches „Willkommen!“ entgegen geschmettert
wird, schmeißen sie auf der anderen Seite Millionen von angestammten
(Ex?-) Europäern raus aus ihrer Heimat, zumindest im Geiste. Die sind
nicht mehr bloß verfemte Falschwähler, sie gehören überhaupt nicht mehr
dazu, denn „ganz Europa“ steht gegen sie, basta.
Verblüffend, wie
tief jene, die sich selbst so inbrünstig „Demokraten“ nennen, schon
heruntergekommen sind. Allerdings wird das mit der Unterscheidung
zwischen „uns Demokraten“ und „den Rechtspopulisten“ zunehmend zum
Problem für einige der Selbstbeweihräucherer. Die Linkspartei hatte in
dieser Kollektivabgrenzung zur AfD zunächst die große Chance gewittert,
trotz des Makels der 45 Jahre SED-Diktatur endgültig in den Reihen der
Guten und Braven untertauchen zu können.
Leider gebar der Schachzug
einen unangenehmen Nebeneffekt, der sich bei den jüngsten Wahlen zeigte.
Die „Protestwähler“, einst treue Kundschaft bei den Dunkelroten, liefen
scharenweise zu den Blauen über, weil sie „wir Demokraten“ mit „wir
Mächtigen und Etablierten“ übersetzt haben und die Linkspartei nun in
der Reihe der Herrschenden sahen, denen man doch einen Denkzettel
verpassen wollte.
Da kann man nichts machen. So ungerecht das auch
sein mag: Wenn ein Wort allzu oft missbräuchlich verwendet wird, bekommt
es eines Tages diesen muffigen Beigeschmack. Bei erschreckend vielen
Leuten liegt bereits eine feine Süffisanz im Ton, wenn sie von „den
Demokraten“ sprechen. Wenn Steinmeier und Co. sich ordentlich Mühe
geben, werden wir bald auch das Wort „Europäer“ kaum noch aussprechen
können, ohne mit den Mundwinkeln zu zucken. Und dass sie sich Mühe geben
werden, daran dürfte kein Zweifel bestehen.
Unsere Sprache ist einem
steten Wandel unterworfen. Während die (eigentlich so schönen) Vokabeln
„Demokratie“ und „Europa“ gerade ihren Vergewaltigern zum Opfer fallen,
verschwinden andere Lieblingswörter über Nacht aus dem Gebrauch.
Statt
von „arm“ und „wohlhabend“ zu sprechen, haben linke
Gesellschafts-Ingenieure bislang viel lieber zwischen „sozial
benachteiligt“ und „privilegiert“ unterschieden. Das hatte seinen Grund:
Arm oder wohlhabend kann man auch aus eigener Schuld respektive
persönlichem Verdienst werden. Privilegiert oder benachteiligt wird man
dagegen immer von anderen. Die Benachteiligten sind die Opfer,
wohingegen sich die Privilegierten schuldig fühlen sollen. So gesehen
ist Sozialismus die einzig moralische Antwort, und genau darauf soll
diese Unterscheidung ja auch hinauslaufen.
Österreichs
Präsidentschaftswahl hat die roten Sprachoffiziere allerdings vor ein
Dilemma gestellt. Die „Benachteiligten“ (also die Opfer, die Guten)
haben dort nämlich überwiegend den Rechten gewählt, die „Privilegierten“
(also die sozial Schuldigen) den Linken. So was Blödes. Und jetzt? Ach,
die Lösung war rasch gefunden: Man sprach einfach von den „höher
Gebildeten“ die links abgebogen waren und den „geringer Gebildeten“, die
falsch abgestimmt hatten. Klingt doch schon viel gefälliger, fast wie
„die Doofen sind rechts und die Klugen links“.
Ist der „sozial
Benachteiligte“ damit für immer aus dem korrekten Wortschatz gestrichen?
Aber nicht doch! Spätestens, wenn ein Immigrant wegen eines Überfalls
im Polizeibericht landet, werden Sie wieder von ihm hören.
Diese
Österreich-Wahl ist den Mächtigen in Europa trotz ihres glimpflichen
Ausgangs ziemlich in die Glieder gefahren. Greift das jetzt um sich?
Nein, nein, beruhigt CDU-Vize Armin Laschet die nervöse Gefolgschaft; es
kämen ja kaum noch „Flüchtlinge“, damit habe sich das Aufregerthema
Nummer eins bald erledigt und damit auch die Gefahr, dass die Opposition
von rechts noch stärker wird.
Wenn er sich da mal nicht irrt. Es
geht nämlich gerade wieder los, allein am vergangenen Montag landeten
2600 Leute aus Afrika in Italien an. Auf einem regelrechten
Gipfeltreffen in Kabul hatten sich zuvor 28 Bosse der weltweit größten
Schlepperorganisationen versammelt, um ihre Arbeit besser abzustimmen
und zu optimieren.
Laut Geheimdiensten wollen sie wegen der
Schließung der Balkanroute, die in Kabul sehr bedauert worden sei, neue
Wege von Afghanistan über Georgien, Russland, die Ukraine und Ungarn
„erkunden und ausbauen“. Die Reisezeit nach Europa solle auf drei Wochen
verkürzt werden. Außerdem sollen vermehrt auch Frauen geschleust
werden, weil sich in Europa angekommene männliche „Kunden“ beschwert
hätten. Mindestens 300 Afghanen sollen am Tag auf die Reise gehen.
Die
„Rechtspopulisten“ geben ja Angela Merkel eine Mitschuld an der
Asylflut, manche beschimpfen sie gar als Schleuserin. Immerhin hatte die
Kanzlerin die Schließung der Balkanroute scharf kritisiert und befindet
sich damit in peinlicher Übereinstimmung mit den Teilnehmern des
Ganoven-Gipfels. Doch um Verdächtigungen vorzubeugen: Merkel war in
Kabul selbst nicht dabei. In den an bundesdeutsche und österreichische
Zeitungen durchgereichten Agentenberichten wird die deutsche
Regierungschefin jedenfalls nicht als Teilnehmerin vermerkt.
Außerdem
wurde sie zu der Zeit in Berlin gesehen und kurz darauf in der Türkei,
hat also ein Alibi. Am Bosporus traf sie zum x-ten Mal auf den
türkischen Präsidenten Erdogan, der auch diese Gelegenheit nicht
verstreichen ließ, seine deutsche Gesprächspartnerin hämisch
vorzuführen.
Gleichzeitig mit Merkels Türkei-Besuch rutschte die
Nachricht durch, dass türkische Behörden besonders gern „schwere
medizinische Fälle oder Flüchtlinge mit sehr niedriger Bildung“ in die
EU weiterleiten. Akademikern dagegen werde die Ausreise nach Westen
verweigert. Warum kommt das ausgerechnet zum Merkel-Besuch heraus? Wie
steht die Kanzlerin denn jetzt da?
Wer der CDU-Chefin in die Augen
schaut, kann jedenfalls deutliche Anzeichen dafür entdecken, dass ihr
die Freude an den Treffen mit ihrem osmanischen Folterknecht vergangen
ist. Allerdings ist der vielleicht schon bald gar nicht mehr so wichtig.
Wenn die neue Schleuserroute über den Kaukasus in Schwung kommt und
auch der Italien-Transfer wieder Fahrt aufnimmt, wiederholt sich der
vergangene Sommer auch ohne die Türkei-Strecke. Freuen wir uns auf
spannende Monate und viele neue Sofort-Dazugehörer aus fernen Ländern. Hans Heckel
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