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Mittwoch, 24. Oktober 2018

Bauhaus

Das Bauhaus sei links gewesen und solle daher eine linke Band spielen lassen, fordern manche. Sie ignorieren völlig, wie totalitäre Hetze von links und rechts die ambivalente Welt des Bauhauses ruiniert hat.
Der Staat ist eine Maschine in den Händen der herrschenden Klasse zur Unterdrückung des Widerstands ihrer Klassengegner, erkannte der russische, politische Feuilletonist Josef Stalin so treffend. Er hätte sicher seine helle Freude an der Debatte über den Auftritt einer Band namens Kleine Bahre Zischbrikett (oder so ähnlich) im historischen Bauhaus zu Dessau. Denn nachdem das Bauhaus dieser Gruppe, die das ZDF ihm zumuten wollte, mit ihren gewaltverherrlichenden Texten gegen politisch Andersdenkende und Polizei abgesagt hatte, begann erst das Trommelfeuer der Medien. Nils Minkmar vom „Spiegel“ zum Beispiel beklagte die Haltung und verbreitete bei Twitter folgende Antwort an ihn: "Tatsächlich war das historische Bauhaus immer links, am Ende sogar linksradikal. Deswegen musste es mehrfach umziehen. Das Bauhaus wurde von den Nazis geschlossen, weil es kommunistisch war. Das BauhausDessau verrät mit der feigen Absage des FSF Konzerts seine eigene Tradition."

Da lacht Erich Honecker in der Hölle, denn sein Regime hat diese doch sehr verkürzende Darstellung erst in diese Welt hineingelogen. Geholfen hat ihm dabei die tatsächliche Ablehnung des Bauhauses durch weite Teile der NSDAP und der mit ihr kooperierenden Heimatschutzbewegung, der das neue Bauen ein Dorn im Auge war. Es gibt eine Vielzahl von bösen Bezeichnungen des Bauhauses als „Kirche des Bolschewismus“, „entartet“ und „Kulturbolschewismus“. Und nach dem Zweiten Weltkrieg war es nur opportun, zu den Gegnern des Dritten Reiches gehört zu haben. So entstand die populärwissenschaftliche Behauptung, das Bauhaus sei im Dritten Reich verboten worden, seine Mitarbeiter hätten emigrieren müssen, der Nazistil habe sich durchgesetzt, dann kamen die Befreier und hätten das gute, moderne Bauen des internationalen Stils in Deutschland wieder ermöglicht. Im Westen, aber natürlich auch im Osten, denn das Bauhaus war ja links. Führende Vertreter emigrierten in die UdSSR, das Honecker-Regime bemühte sich sogar um die Erhaltung der historischen Gebäude, und der serielle Plattenbau sei direkt als Nachfolger des Bauhauses zu betrachten. Weil das Bauhaus also links war und die Band Scheine Fahne Siffkotlett (oder so ähnlich) auch links ist und beide gegen Nazis aktiv zu sein hätten, hätte das Bauhaus auch die Band aufzunehmen.

Nun wissen natürlich die meisten, dass es ganz unterschiedliche Traditionen von links und Antifaschismus gibt. Links war Pol Pot wie auch die Kader der Roten Khmer, die er säubern und abschlachten ließ. Der KPD-Antifaschist Johannes R. Becher fragte schon während des Dritten Reiches, ob man den Kampf gegen die – ebenfalls antifaschistische – Sozialdemokratie allein den Nazis überlassen dürfte. Mit solchen Petitessen geben sich aufrechte Bewohner des Elfenbeinturms nicht ab, aber ich finde es ein wenig fahrlässig, die Behauptungen des zweitschlimmsten Regimes auf deutschem Boden einfach so weiterzuverbreiten, weil sie eine Legitimierung bieten, eine Kontinuität zwischen dem schlimmsten Regime und dem herzustellen, was im Elfenbeinturm heute als rechts, falsch und bekämpfenswert gilt. Denn Beine Dame Miss Gilette (oder so ähnlich) möchte bekanntlich nicht nur echte und vermeintliche Nazis, sondern auch die Exekutive des demokratischen Rechtsstaates Deutschlands attackieren, und fand daher Eingang in die Verfassungsschutzberichte von Mecklenburg-Vorpommern. Das Bauhaus dagegen wird allgemein eher nahe der SPD der Weimarer Republik verortet, und war durchaus kooperativ mit staatlichen Organisationen und freier Wirtschaft, für die es Gegenstände entwarf und Bauten errichtete.

"First rule of holes: if you are in one, stop digging." Minkmar

Ich bin ganz anderer Ansicht als Nils Minkmar, ich finde, man sollte etwas genauer hinschauen und überlegen, was das Bauhaus war, wer dort arbeitete, und was die betreffenden Personen so taten. Es gibt natürlich Mitarbeiter, die 1933 Deutschland schnellstens verlassen mussten. Walter Gropius, der Gründer des Bauhauses, wurde ausgegrenzt und emigrierte 1934. Der Formmeister der Metallwerkstatt László Moholy-Nagy erhielt 1933 Berufsverbot und flüchtete über Amsterdam in die USA, wo er wie Josef Albers und Marcel Breuer das Werk des Bauhauses fortsetzte. Andere gingen schon, bevor im Jahr 1932 das Bauhaus Dessau durch die Stadtratsmehrheit des rechten Blocks unter Führung der Nationalsozialisten geschlossen wurde. 1928 hatte der Schweizer Hannes Meyer von Walter Gropius die Leitung des Bauhauses übernommen und neue sozialistische Direktiven ausgegeben. Daraufhin wurde er 1930 entlassen und ging mit seinen engsten Mitarbeitern in die UdSSR.

Das UdSSR-Kapitel der sogenannten Brigarde Meyer und der Brigarde des Frankfurter Architekten Ernst May ist eng mit Stalins Fünfjahresplan zur Modernisierung der Sowjetunion verknüpft und endete für die beteiligten Architekten oft mit dem Verlust aller Illusionen über den Kommunismus. Sie hatten das Pech, in einem Großkonflikt zwischen Gestaltungsvorstellungen anzukommen, der dem deutschen Streit zwischen Heimatschutzarchitektur, Neuem Bauen und Neoklassizismus sehr ähnlich war. In Deutschland verlor das Neue Bauen, in Stalins UdSSR fiel der moderne Konstruktivismus im Rahmen des Formalismusstreits in Ungnade. Hitler und Stalin bevorzugten beide den Pomp des Neoklassizismus mit Art-déco-Elementen, der die Repräsentationsbauten der Regime prägen sollte. Die Brigarden Meyer und May mussten Industriesiedlungen in unwirtlichen Gegenden aus dem Boden stampfen, und während das Neue Bauen eigentlich den Menschen in den Mittelpunkt stellen sollte, starben in Magnitogorsk Tausende von Zwangsarbeitern an den Folgen von Hunger, Ausbeutung und Erschöpfung. Konflikte mit der sowjetischen Führung zermürbten die Deutschen. Manche verließen Russland, andere blieben nach 1933 und versuchten, sich notgedrungen anzupassen, um nicht nach Deutschland zurückkehren zu müssen.

Genau das kostete sie das Leben: Margarete Mengel war die Partnerin und frühere Bauhaus-Sekretärin von Hannes Meyer, der 1936 Russland in Richtung seiner Schweizer Heimat verlassen hatte. Sie konnte ihm nicht folgen und wurde 1938 im Zuge der ersten stalinistischen Säuberung verhaftet, ohne Prozess zum Tode verurteilt und ermordet. Der Bauhausschüler Bela Scheffler wurde zu dieser Zeit ebenfalls verhaftet, kam aber frei, nur um 1942 erneut festgenommen und ermordet zu werden. Auch die Bauhäusler Antonin Urban und Klaus Meumann kamen 1942 im Gulag ums Leben. Der Architekt Philipp Tolziner wurde 1938 verhaftet, denunzierte unter Folter Kollegen, wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und erst 1947 wieder entlassen. Kurt Liebknecht kam im Rahmen der sogenannten Deutschen Operation des NKWD mit „nur“ anderthalb Jahren Haft glimpflich davon. Das Schicksal des bekannten konstruktivistischen Architekten Michail Ochitowitsch, der 1935 verhaftet und 1937 erschossen wurde, war bereits zuvor ein Hinweis auf den gnadenlosen Umgang des linken Regimes mit seinen linken Spezialisten. Wer heute verbreitet, das Bauhaus sei links und von den Nazis verfolgt gewesen, blendet diese andere Verfolgung des Bauhauses in der UdSSR aus. Die unfreiwillig vorzeitigen Abreisen von Meyer, Mey und denjenigen, die das Land noch verlassen konnten, zeigen deutlich, dass man zwischen dem Links des Neuen Bauens und dem Links der Schlächter unter Stalin trennen muss.

Und nicht jeder, der aus der UdSSR zurück ins Dritte Reich kam, wurde deshalb verfolgt. Der Österreicher Walter Kratz wechselte von der Weimarer Republik in den Stalinismus und von dort bruchlos ins Dritte Reich, wo er prompt bei der Deutschen Arbeitsfront einen wichtigen Posten für die Bauausführung der Massenorganisation bekam. Kratz heuerte mit dem Architekten Heinrich Eggerstedt einen weiteren Bauhaus-Veteranen des bolschewistischen Aufbaus an, der dann als talentierter Organisator des Neuen Bauens schnell Karriere machte und sich an prestigeträchtigen Wettbewerben beteiligen konnte. An solchen erstaunlichen Kontinuitäten kommt die Wissenschaft spätestens seit 1993 nicht mehr vorbei: Damals erschien das Buch „Bauhaus-Moderne und Nationalsozialismus“, herausgegeben von Winfried Nerdinger. Das Buch zeigte das andere Bauhaus, die Anpassung der Nichtemigrierten an das neue Regime, die Bereitschaft, sich unterzuordnen, mitzuarbeiten und die Erfahrungen nutzbar zu machen. Wilhelm Wagenfeld, der Erfinder der berühmten Bauhaus-Leuchte und Leiter der Metallwerkstatt, blieb auch im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik ein gefragter Designer. In der Industriearchitektur geht das Neue Bauen nach 1933 in Deutschland unverändert weiter.

Und dann ist da noch der letzte Leiter des Bauhauses Mies van der Rohe. Der unterzeichnete mit 36 anderen den Aufruf der Kulturschaffenden an das deutsche Volk, für Hitler zu stimmen. Der Designer des berühmten Barcelona Sessels blieb erst einmal in Deutschland, weil er dort weiter tätig sein wollte. Erst 1938 wanderte Mies van der Rohe unter Druck in die USA aus. Sein Zaudern und Taktieren im Dritten Reich hat ihm damals nicht geschadet, aber es steht im deutlichen Gegensatz zur Behauptung, „das Bauhaus“ sei durchweg links und im Widerstand gegen die Nazis gewesen.

Den Aufruf unterzeichneten neben Mies van der Rohe auch der berühmte Architekt Emil Fahrenkamp und der Maler Emil Nolde, der sich einerseits ein Haus von Mies van der Rohe gewünscht hatte, und sich andererseits der NSDAP willig anbot. Herbert Bayer war Leiter für Druck und Reklame in Dessau, gestaltete Bücher und Ausstellungen für das Bauhaus und emigrierte 1938, nicht ohne davor auch Ausstellungen für den NS-Staat mit arischen Recken verantwortet zu haben. Der Meisterschüler und Büroleiter des Bauhausgründers Gropius war Ernst Neufert, der 1936 auswandern wollte, dann aber mit einem Buch über Baunormen in Deutschland immensen Erfolg hatte und unter Albert Speer zu einem wichtigen Berater des Dritten Reiches in Baufragen aufstieg. Er wurde Reichsbeauftragter für Baunormung und von Hitler in die Gottbegnadetenliste aufgenommen, um dann später in der BRD bruchlos weiter im Stil der Neuen Sachlichkeit zu bauen. Das wird in der Wissenschaft inzwischen kritisch gesehen, aber in der Öffentlichkeit gilt das Bauhaus weiterhin als links.

Das ist ein später Sieg der DDR, die in den 40er-Jahren noch erfolgreich den geplanten Neubeginn des Bauhauses in Dessau verhindert hat. Wie in der UdSSR gab es dort einen antiwestlichen Formalismusstreit, der sich in stalinistischen Zuckerbäckerprojekten wie der Stalinallee in Berlin ausdrückte – entworfen von einem Bauhausschüler, der sich den neuen politischen Vorgaben unterwarf. Der Bauhausstil wurde dagegen von Walter Ulbricht im üblen Nazijargon als „volksfeindliche Erscheinung“ denunziert. Wilhelm Girnus, der Chefredakteur des Neuen Deutschland, geißelte den Formalismus des Bauhauses mit den Worten, er sei die „typische Erscheinungsform der künstlerischen Dekadenz in der Epoche des Imperialismus“. Erst in den 60er-Jahren begann die DDR, das Bauen stark zu normieren und mit vorgefertigten Teilen zu arbeiten. Auch der Plattenbau ist so ein Erbe des Bauhauses, und die moderat poststalinistische DDR pflegte den Eindruck nach Kräften. So behauptete der Katalog der Ausstellung zum 50-jährigen Jubiläum des Bauhauses, erst der Sieg der Bolschewiki 1917 sei entscheidend für die Realisierung der Bauhauspläne von Walter Gropius gewesen, um dann das Bauhaus als Tradition der DDR zu verkaufen: „Wenn wir heute – ein halbes Jahrhundert später – in dieser Ausstellung vor den Exponaten der Erzeugnisse jener ersten Periode des Weimarer Bauhauses stehen, so stehen wir an der Wiege der modernen Architektur und Kunst unserer Tage.“ So etwas ging wie heute nur unter Verschweigen und Vergessen der historischen Realität in den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts – und mit geflissentlichem Übersehen des Umstandes, dass sich ausgerechnet Erzfeinde wie das kapitalistische Amerika und das faschistische Italien während der sozialistischen Zuckerbäckerjahre mit Begeisterung dem Neuen Bauen verschrieben hatten.   Don Alfonso

Don Alfonso ist wie so oft unbestechlich, scharfsinnig, vollständig und klug. Das einzige, was bei dieser großartigen lectio fehlt, ist ein explizites Fazit: das Bauhaus ist genau das, was es mir, als ich noch ein Kind war, auf den ersten Blick zu sein schien. In ästhetischer, charakterlicher und ideologischer Hinsicht eine harmlos daherkommende Ausgeburt der Hölle, Erbrochenes, spirituelle Kotze, Entartung.









++ Pressemitteilung ++ Jongen: Die Äußerungen von Grütters und Lederer zur Absage des Konzerts der Punkrockband „Feine Sahne Fischfilet“ in Dessau zeigen, dass der antitotalitäre Konsens nur noch eine hohle Phrase ist

Ende letzter Woche hat die Stiftung Bauhaus dem ZDF die Veranstaltung und Aufzeichnung eines Konzerts der „antifaschistischen“ Punkrockband „Feine Sahne Fischfilet“ in ihren Räumen untersagt. Die Stiftung begründete ihre Absage vor allem mit der politischen Ausrichtung der Band, der keine „Plattform“ geboten werden soll. Dieser Teil der Begründung der Absage fiel in zahlreichen Stellungnahmen unter den Tisch. Kulturstaatsministerin Grütters und Berlins Kultursenator Lederer brachten stattdessen ihr Bedauern über die Absage zum Ausdruck und kritisierten das Einknicken vor möglichen „rechtsradikalen Übergriffen“ oder dem angeblichen Druck seitens der AfD.

Zu diesen Vorgängen äußerte sich der kulturpolitische Sprecher der AfD im Bundestag, Dr. Marc Jongen, wie folgt:

„Das Lamento von Kulturstaatsministerin Grütters und Berlins Kultursenator Lederer von der Linkspartei über die Absage eines Konzerts der linksextremen Agitprop-Band ,Feine Sahne Fischfilet‘ in den Räumen der Stiftung Bauhaus in Dessau ist bezeichnend. Lederer sieht die angebliche ,antifaschistische Tradition‘ des Bauhauses durch die Stiftung ‚mit Füßen getreten‘, und Grütters fühlt sich ,der Freiheit der Kunst‘ verbunden, ,auch wenn die Band nicht jedem‘ gefalle.

Um ,Gefallen‘ oder nicht geht es hier nicht. Es ist daran zu erinnern, dass der Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern mit Blick auf diese Band 2015 eine ,explizit antistaatliche Haltung‘ festgestellt hat. Die Mitarbeiter des Verfassungsschutzes wurden von ,Feine Sahne Fischfilet‘ als ,Naziunterstützerbande‘ diffamiert, womit diese Band ihre zutiefst staatsfeindliche Gesinnung hinreichend unterstrichen hat.

Die Sympathien Lederers für diese Band können nicht überraschen, gehört er doch der SEDNachfolgepartei Die Linke an. Dass sich aber auch die Kulturstaatsministerin hier in die Bresche wirft, zeigt erneut, dass der antitotalitäre Konsens nur noch eine hohle Phrase ist. Diese Band ist kein ,kulturelles Angebot‘, wie Grütters verharmlosend relativiert, sondern betreibt staatsfeindliche Agitation, die sich antifaschistisch bemäntelt. Sollte es innerhalb der Union noch einen antitotalitären Konsens gegeben haben, dann hat Grütters ihn mit ihren Aussagen aufgekündigt.

Ins Bild passt weiter, dass jetzt der öffentlich-rechtliche Zwangsgebührensender ZDF zusammen mit den so genannten ,Antifaschisten‘ von ,Feine Sahne Fischfilet‘ in Dessau einen alternativen Veranstaltungsort sucht. Wer noch nach Beweisen für die notorische Linkslastigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien gesucht hat, der wird hier fündig.“

(Link zur Pressemitteilung: https://marcjongen.de/pressemitteilung-antitotalitaerer-konsens-aufgekuendigt)