Stationen

Sonntag, 7. Oktober 2018

Jetzt erst recht!!



Mein Großvater und sein Bruder, konnten sich 1938 noch retten und verließen ihre Heimat, Deutschland. Ihre Eltern haben sie niemals wiedergesehen, denn diese wurden 1940 von den Nationalsozialisten verschleppt und 1942 ermordet. Kein Grab, keine Erinnerung, außer einem Stolperstein in Hamburg und die Namen in Yad Vashem.
Ich, 1967 geboren, seit 1972 in Deutschland, seit 1978 deutscher Staatsbürger, habe nun im Jahre 2018 Angst. Warum?

Heute erlebe ich zum ersten Mal in meinen Leben „Hass auf Juden“, auch gegen mich gerichtet. Dieser Hass schlug mir zum ersten Mal entgegen, als ich als Vorsitzender des Integrationsbeirats in Augsburg, im Jahre 2017, über den Islam sprechen wollte. Intern und extern.
Vertreter der DITIB verbündeten sich mit GRÜNEN und warfen mir „Islamophobie“ und „Israelpropaganda“ vor. Flankiert wurden diese Agitatoren durch die Stadtführung (CSU).
Als ich mich dann auch noch weigerte, bei einer „Demonstration“ gegen eine in Deutschland demokratisch gewählte Bundespartei aktiv zu werden, die hier in Augsburg ihren Bundesparteitag abgehalten hat, bildete sich eine gewaltbereite Front gegen meine migrantischen Unterstützer und mich.

Wir, orthodoxe Serben, aramäische Christen, türkische Agnostiker, iranische Dissidenten, afghanische Atheisten, orientalische Juden, christliche Afrikaner, aschkenasische Europäer, sephardische Einwanderer… wir wurden als „islamophobe Rassisten“ bezeichnet.
Politiker machten einen großen Bogen um uns. Wir wurden unbequem. Nur die antifaschistischen und antirassistischen Mitglieder des linken Flügels der AfD und die Mitglieder der großen Mitte der AfD, boten uns ehrlich, authentisch und wahrhaft ein politisches und gesellschaftliches Zuhause an.
Dort lernten wir sehr viele Migranten und „bunte Menschen“ kennen, die das Klischee des „typischen AfD-Mitgliedes“ nicht erfüllen: Jazzmusiker, Künstler, Lehrer, Tänzer, Theaterleute, Journalisten, Hausfrauen, Schauspieler, Intellektuelle, Ex-CDUler, Ex-CSUler, Ex-Grüne, Ex-SPDler, Ex-FDPler, Ex-Linke… aber keine Ex-NPDler und keine Ex-Republikaner… Christen, Juden, Ex-Muslime, liberale Reform-Muslime, Agnostiker, Atheisten, Hindus, Sikhs, Buddhisten, „Weiße“, „Schwarze“, Migranten, Hauptschüler, Abiturienten, Akademiker, Wissenschaftler, herzliche, humorvolle, nachdenkliche, empathische, mitfühlende Menschen.
Patrioten, Demokraten, Kosmopoliten, Humanisten… geeint um einer jungen Partei ein Profil zu geben und um gemeinsam gegen den ehemaligen Verbündeten der NSDAP zu kämpfen, in Notwehr, gegen die Rechtsnachfolger von Mohammed Amin al-Husseini und seinen Gefolgsleuten.
Um gemeinsam gegen den Faschismus zu kämpfen, in Notwehr und im rechtfertigenden Notstand, gegen einen fast übermächtigen Feind und seinen Helfershelfern. Faschismus ist Faschismus, egal ob linksextrem, rechtsextrem oder islamisch.
Ja, es gibt leider „Nazis“ und „Judenhasser“ bei der AfD, wie in ausnahmslos allen anderen Bundesparteien auch, nur gibt es bei der AfD höchstwahrscheinlich weitaus weniger „Nazis und Judenhasser“, als in den anderen Parteien. Das gleiche trifft auf „Rassisten“ zu.
Menschen wie Serge Menga, Feroz Khan, Imad Karim u.v.a.m. werden nicht von AfD-Leuten angegriffen und bedroht, sondern sie werden von Grünen, Linken und Moslems bedroht.
Die gleiche Erfahrung musste ich in Augsburg machen.
Der Stadtrat Markus Bayerbach wird z.B. auf offener Straße beleidigt, bedroht, bespuckt und geohrfeigt. Von Linken, Grünen, Moslems und von echten Nazis.
Die wunderbare Frau Ingrid Maier-Kilian wird sogar an ihrem privaten Wohnsitz belästigt.
Das alles ist die direkte Folge des massenmedialen „AfD-Bashings“. Das ist entwürdigend und traurig. Einem „gemischten“ Ehepaar in Norddeutschland, er AfD, sie SPD, wurden die Scheiben des Autos zertrümmert und ein Stein durch das geschlossene Fenster des Kinderzimmers geworfen. Das sind belegbare Fakten. Auch das, eine direkte Folge des AfD-Bashings.
Nun beteiligen sich nahezu alle großen Verbände der deutschsprachigen Juden aktiv an genau diesem Bashing. Das ist beschämend, traurig, entwürdigend und antidemokratisch. Ich bin erschüttert, traurig, zornig, sprachlos und beschämt. Denn die deutschen Juden wissen natürlich, dass kein „jüdischer Verband“, keine Gruppe von jüdischen Lobbyisten, für die Gesamtheit der deutschen Juden sprechen kann.
Denn glücklicherweise zählt im Judentum das Individuum und seine Freiheit mehr, als das Kollektiv, insbesondere im humanistischen Judentum.
Die deutschen Juden in der AfD, werden die AfD mitgestalten und bereichern. Egal was diese „Verbände“ sagen oder schreiben.
Doch bei der nichtjüdischen Bevölkerung, und diese ist die Zielgruppe der obigen Botschaft der „Polit- und Verbandsjuden“, wirkt diese Botschaft so, wie sie angedacht ist: Als ein weiterer und verzweifelter Versuch, um mit unlauteren und antidemokratischen Mitteln, die gesamte Wählerschaft einer Partei zu verunglimpfen.
Und somit verkehrt sich das Ziel dieser Botschaft und erwirkt das Gegenteil: Mehr Wähler für die AfD… Auch Juden und jüdischstämmige Menschen.
Die Verzweiflung der etablierten Altparteien ist nun fühlbar, wie ein starker Geruch. Das deutsche Volk steht nun auf. Juden, Christen, Ex-Muslime, Atheisten, Agnostiker, Hindus, Buddhisten, Demokraten, Humanisten, Kosmopoliten, Homosexuelle, Heterosexuelle… ja, und auch Jazzmusiker, Hand in Hand gegen jeden Faschismus, Hand in Hand, in der AfD und mit der AfD
Angst müssen jetzt bald zum Glück nur die echten Faschisten haben. Egal welcher Partei sie angehören…   Maximilian Rothermel


Publico: Herr Fuhl, am Sonntag gründet sich die Plattform „Juden in der AfD“. Sie und andere werden vor allem von jüdischen Repräsentanten wie dem Zentralratsvorsitzenden Josef Schuster, aber auch von vielen Journalisten gefragt: Wie kann ein Jude überhaupt in der AfD sein? Was antworten Sie darauf?
Ich finde, in der Frage steckt schon ein Hauch Antisemitismus. Denn sie unterstellt, dass Juden anders sind oder anders zu sein hätten als nichtjüdische Deutsche. Warum soll ein konservativer Jude nicht in der AfD sein? Und konservative Juden gibt es in Hülle und Fülle. Die Kritik an der Gründung der Juden in der AfD kommt auch fast ausschließlich von linksliberalen Juden.
Publico: Haben ihre Kritiker wie Josef Schuster, Charlotte Knobloch oder Michel Friedman das direkte Gespräch mit Ihnen gesucht?
Nein.
Publico: Und Sie mit denen?
Nein, warum sollte ich? Ich bin ja kein Unbekannter, ich war längere Zeit Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden. Meine Kontaktdaten sind bekannt.
Publico: Wie viele Mitglieder versammelt die Gruppe der Juden in der AfD?
Etwa zwanzig. Ungefähr 0,25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ist jüdisch, insgesamt wird also die Zahl der Juden in der Partei schätzungsweise bei 60 liegen. Vielleicht ein wenig höher.
Publico: Was werden die wesentlichen Anliegen der Juden in der AfD sein?
Die Gefahr des Rechtsradikalismus hat es natürlich auch früher gegeben. Aber körperliche Angriffe gegen Juden kommen mittlerweile fast ausschließlich von islamischer Seite. Und die flächendeckende Bewachung von jüdischen Einrichtungen findet auch nicht wegen der Bedrohung durch Rechtsradikale statt. Und ganz bestimmt nicht wegen der AfD. Wir wollen das entsprechend einordnen und einfach auf die Fakten hinweisen. Wir sehen ja in Frankreich und Belgien, welche Ausmaße dort der aggressive muslimische Judenhass erreicht hat. Was dort passiert, brennt sich auch in Deutschland tief ins kollektive Gedächtnis bei den Juden ein.
Publico: Von Ihnen wird allerdings auch erwartet, dass Sie sich mit den Antisemiten in der AfD auseinandersetzen. Die gibt es ja durchaus – etwa den baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon. Wie schätzen Sie ihn ein?
Gedeon ist zum Glück nicht mehr Mitglied der AfD-Landtagsfraktion. Um ihn herum schart sich in der Partei ein Anhängerkreis von etwa zehn Leuten. Ansonsten ist er völlig isoliert.
Publico: Und seine Haltung? Er beteuert ja, kein Antisemit zu sein.
Gedeon ist durch und durch Antisemit. Er kennt auch genau die rhetorischen Grenzen, die er beachten muss, um dem Parteiausschluss noch zu entgehen. Jemanden wie ihn, der an Verschwörungstheorien glaubt, kann ich nicht für voll nehmen.
Publico: Und dann gibt es noch den Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke.
Höcke ist ein besonderes Thema. Als ich seine Dresdner Rede gelesen hatte …
Publico: …in der er das Holocaust-Mahnmal ein „Denkmal der Schande” nannte und eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur forderte…
…fand ich den Text insgesamt nicht so schlimm. Anders war es dann, als ich eine Aufnahme gehört hatte. Sein Duktus, die Tonalität – das ging für mich schon ins Völkische. Dass er das Holocaust-Mahnmal ein „Denkmal der Schande“ genannt hatte, fand ich nicht problematisch. Es ist ja ein Denkmal für eine Schande. Etwas ganz ähnliches hatte übrigens schon Spiegel-Gründer Rudolf Augstein geschrieben. Ein Denkmal der Ehre ist es ja bestimmt nicht. Anders ist es schon bei der „180-Grad-Wende“. Die Formulierung halte ich für fatal. Aber er hat sich kurz nach der Rede entschuldigt. Bisher ist ihm ein solcher Ausrutscher auch nicht mehr passiert.
Publico: Sie sind also bereit, auch innerparteiliche Auseinandersetzungen zu führen?
Natürlich. Es gibt Antisemitismus in der Gesellschaft, und es gibt ihn auch in der AfD, es gibt ihn in jeder anderen Partei auch. 
Publico: Der Zentralrat der Juden hat die im Entstehen begriffene Plattform nicht nur heftig kritisiert, er organisierte auch eine Demonstration am Ort ihrer Gründung. Wie tief ist das Zerwürfnis zwischen den Juden in der AfD und der Dachorganisation der Juden?
Angela Merkel hat die deutsche Gesellschaft tief gespalten – und sie hat es mit ihrer Politik auch geschafft, dass in diesem Land zum ersten Mal Juden gegen Juden demonstrieren. Wir wissen, dass der Zentralrat Busse organisiert hat, um Demonstranten gegen uns heranzukarren. Aber es gibt eben unter den Juden in Deutschland kaum Leute, die sich in ihr Auto setzen, um anzureisen und gegen uns zu protestieren. 
Ich nehme an, auch viele liberale Juden haben keine Lust, sich Seite an Seite mit der Antifa wiederzufinden.
Publico: Was glauben Sie, wird es früher oder später ein Gespräch zwischen Ihnen und anderen AfDlern und Mitgliedern des Zentralrats geben?
Der Zentralrat wird nicht um einen kritischen Dialog mit uns herumkommen, ansonsten müssten wir den Marsch durch die Institutionen antreten. In Frankreich haben 30% der Juden Marine Le Pen gewählt. In Deutschland dürfte die Zahl der Juden, welche die AfD gewählt haben, ähnlich hoch sein. Dem Zentralrat dürften diese Zahlen bekannt sein. Es geht nur im Dialog in die Zukunft –  und nicht mit Ausgrenzung, wie sie der Zentralrat betreibt.   Publico