Stationen

Sonntag, 28. Oktober 2018

Ristorazione


Es sei absurd, Menschen in gut oder schlecht zu unterteilen, sie seien entweder charmant oder lästig, erklärte Oscar Wilde. Er habe sich abgewöhnt, Menschen nach ihrer politischen Meinung zu bewerten, er unterscheide sie vielmehr danach, ob er mit ihnen essen gehen wolle oder nicht, sagte Peter Gauweiler. Ich möchte noch hinzufügen: Ich unterscheide Restaurants in solche, wo man es bereut, irrtümlich einem uncharmanten Langweiler gegenüberzusitzen, und solche, deren kulinarisches Angebot einen jede Begleitung mühelos ignorieren lässt.


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Der Widerstand gegen den "Global Compact for Migration" wächst. Australien will den Teufelspakt nicht unterzeichnen (hier), in der Schweiz geht die Tendenz ebenfalls dahin (hier, hier, hier). Die Bundesregierung gibt durch den Mund eines als Staatssekretär auftretenden Satirikers Entwarnung: Deutschland werde bei weiten nicht so viele Migranten aufnehmen, "wie die Bundesrepublik Deutschland derzeit an Einwohnerinnen und Einwohnern hat" (hier).

Was steht in diesem Pakt? (hier); was steckt dahinter? (hier); "der letzte und finale Schlag gegen den Nationalstaat"? (hier – furchtsame Leser mögen nicht zurückschrecken, die Identitären sind nach meiner privaten Meinung eine Organisation wie etwa "Greenpeace"). "Bereits nach wenigen Jahren wird so ein Vertrag durch allgemeine Staatenpraxis zu bindendem Völkergewohnheitsrecht" (hier); was Einwanderung seit 2015 Deutschland kostet (hier). Zum dissonanten Ausklang ein Blick in die wirtschaftliche Zukunft: "Medien und Politik schwärmen vom reichen Land Deutschland. In Wahrheit leben wir von der Substanz und überschätzen unsere Leistungsfähigkeit", notiert die Wirtschaftswoche (hier).


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Als ich (in amüsanter Begleitung) in einem griechischen (!) Lokal einen Hirtinnen- und Hirtensalat aß, schoss mir durch den Kopf, dass ich eine seltene, aber keineswegs ernsthaft bedrohte Unterart des deutschen Wahrheits- und Qualitätsjournalismus fälschlich als "Lumpenpresse" bezeichnet habe, wo es doch korrekt: "Lumpinnen- und Lumpenpresse" heißen muss. Die Redaktion bedauert ihren Fehler.  MK am 28. 10. 2018


Amerikaner und Australier müssen offenbar nicht mit Übersetzungsfehlern kämpfen. Ich beobachte seit Jahrzehnten die Übersetzungsschlampereien in der Literatur und in Gebrauchsanleitungen. Dass sie auch in wissenschaftlichen und juristischen Texten anzutreffen ist, war mir klar. Aber dass selbst bei weitreichenden Entscheidungen in der Praxis derartig geschlampt werden könnte in einem Land wie Deutschland, das zeigt wie tiefgreifend inzwischen die Fäulnis ins Fundament dieses Staates gedrungen ist.