Stationen

Montag, 29. Oktober 2018

Zum Niederknien

Der Abend gehörte den jungen Mimen Habeck (19 Komma irgendwas) und Lindner (7 Komma irgendwas), die tiefenentspannt in ihren Sesseln lagen, während Scholz und Kramp-K mit vielen Worten nichts Wesentliches von sich gaben. Christian Lindner aber hatte seinen Degen mitgenommen und sich ein verschärftes Duell vorgenommen. Erst fing er ganz langsam an, aber dann …
„Die SPD und die Grünen tauschen halt ihre Stimmen aus“, erklärte er den Erfolg der Grünen, was natürlich den Grünen jeden Eigenbeitrag quasi absprach.
„Also, das stimmt doch gar nicht …“
„Robert, ist doch alles gut … euren Wohlfühlansatz finde ich ganz gelungen, und es ist doch besser, dass wir hier über die Grünen reden als über die AfD, die noch mehr Stimmen gewonnen hat als ihr.“
Mit dem Verweis auf die AfD hatte er dem Robert zunächst den Wind aus den Rotorblättern genommen, und leider fuhr Lindner dann die grüne Anne Will in die Parade. Bis sich der Robert halbwegs erholt hatte und schnappatmete, wie „unangenehm“ das sei, „wenn man Grüne und AfD in einen Topf wirft“.
Sofort kam Lindners Ausfallschritt: „Vielleicht hast du interessengeleitete Erinnerung?“ Und er bezeichnete die grüne Politik als „cremig“, und damit wohl den Robert als Sahneschnittchen. Robert fand cremig beleidigend, es gehe doch um Vernunft, Klima, Hitzesommer, Diesel. Dann zerlegte Lindner in wenigen Sätzen das bigotte grüne Umweltverhalten, das darin gipfelte, dass die Grünen im Hambacher Forst gegen die Braunkohle kämpfen, ohne zu berücksichtigen, das für jede nicht verbrauchte Tonne in gutgefilterten deutschen Anlagen eben eine Tonne in schlecht gefilterten polnischen Anlagen verfeuert werden dürfe. Um schließlich seinen Treffer zu platzieren.
„Ihr seid Klima-Nationalisten!“
Dem Klima-Nationalisten traten beinahe die Tränen in die Augen, auch wenn der Politologe die Grünen als „modern“ bezeichnete und Christiane Hoffmann vom „Spiegel“ lobte, die Partei der SUV-Fahrer und Windkraftwerke habe „den Generationenwechsel gut hinbekommen“. Aber das half nicht wirklich, Nationalist hatte noch keiner zum Habeck gesagt. Nie.  Tichys Einblick