Der Abend gehörte den jungen Mimen Habeck (19 Komma irgendwas) und
Lindner (7 Komma irgendwas), die tiefenentspannt in ihren Sesseln lagen,
während Scholz und Kramp-K mit vielen Worten nichts Wesentliches von
sich gaben. Christian Lindner aber hatte seinen Degen mitgenommen und
sich ein verschärftes Duell vorgenommen. Erst fing er ganz langsam an,
aber dann …
„Die SPD und die Grünen tauschen halt ihre Stimmen aus“, erklärte er
den Erfolg der Grünen, was natürlich den Grünen jeden Eigenbeitrag quasi
absprach.
„Also, das stimmt doch gar nicht …“
„Robert, ist doch alles gut … euren Wohlfühlansatz finde ich ganz
gelungen, und es ist doch besser, dass wir hier über die Grünen reden
als über die AfD, die noch mehr Stimmen gewonnen hat als ihr.“
Mit dem Verweis auf die AfD hatte er dem Robert zunächst den Wind aus
den Rotorblättern genommen, und leider fuhr Lindner dann die grüne Anne
Will in die Parade. Bis sich der Robert halbwegs erholt hatte und
schnappatmete, wie „unangenehm“ das sei, „wenn man Grüne und AfD in
einen Topf wirft“.
Sofort kam Lindners Ausfallschritt: „Vielleicht hast du
interessengeleitete Erinnerung?“ Und er bezeichnete die grüne Politik
als „cremig“, und damit wohl den Robert als Sahneschnittchen. Robert
fand cremig beleidigend, es gehe doch um Vernunft, Klima, Hitzesommer,
Diesel. Dann zerlegte Lindner in wenigen Sätzen das bigotte grüne
Umweltverhalten, das darin gipfelte, dass die Grünen im Hambacher Forst
gegen die Braunkohle kämpfen, ohne zu berücksichtigen, das für jede
nicht verbrauchte Tonne in gutgefilterten deutschen Anlagen eben eine
Tonne in schlecht gefilterten polnischen Anlagen verfeuert werden dürfe.
Um schließlich seinen Treffer zu platzieren.
„Ihr seid Klima-Nationalisten!“
Dem Klima-Nationalisten traten beinahe die Tränen in die Augen, auch
wenn der Politologe die Grünen als „modern“ bezeichnete und Christiane
Hoffmann vom „Spiegel“ lobte, die Partei der SUV-Fahrer und
Windkraftwerke habe „den Generationenwechsel gut hinbekommen“. Aber das
half nicht wirklich, Nationalist hatte noch keiner zum Habeck gesagt.
Nie. Tichys Einblick