Stationen

Mittwoch, 4. August 2021

Schulterzucken und Müdigkeit - Zwischenbilanz im August 2021

Wir haben uns nicht zur Berliner Corona-Demo geäußert, die am 1. August aus dem Ruder lief, nicht zur Unwetterkatastrophe, auch achgut blieb ohne Kommentar:

Dort hatte ein Autor in einem Dreiteiler versucht, über uns Höcke "sekundären Antisemitismus" vorzuwerfen. Höcke gab dazu auf facebook ein souveränes Statement ab - in einer Mischung aus Schulterzucken und Müdigkeit: Man wird von Liliputanern als Leiter benutzt, als Steighilfe hinauf in ein doch bescheidenes Maximum an Denkhöhe. Wenn wenigstens immer irgendetwas dran wäre ...

Schulterzucken und Müdigkeit: Das stellen wir bei unseren Autoren insgesamt fest. Man ist nicht "ausgeschrieben", aber ehrlich genug, um zuzugeben, daß man Durchhalteparolen, Empörungstexte und Revolutionserwartungen nicht formulieren möchte, obwohl eine wachsende Zahl von Leuten (also auch Lesern) genau darauf wartet - im besten Fall auf Orientierung hoffend, im schlechteren auf eine irre Mobilisierung, ein Erzwingenwollen von der Straße her, ein Anrennen gegen den unsichtbaren Feind.

Dieses äußere und innere Anrennen verhindert das, wozu der kleine Hobbit in der Lage war, während seine Weggefährten, die Zwerge, wie die Hühner durch die Gegend flitzten und rastlos nach einem Weg suchten (einige werden de Stelle im Buch kennen): Er setzte sich auf die Schwelle und dachte nach.

Wir machen ab dem kommenden Wochenende jetzt mal Pause, legen das Netztagebuch beiseite, lesen und sammeln mal drei Wochen lang und setzen Ende August neu an. Rat- und rastlos zu schreiben - das trägt auf Dauer nichts aus. Überhaupt nehmen wir einen Drang zum Analogen war, zum Handfesten und Durchführbaren: Abstand von Wünschbarkeiten und Maximalphantasien, Hinwendung zum Konkreten, zu dem, "was man noch in der Hand hat". Dieses Bedürfnis machte aus unserem Tag der offenen Tür solch schöne, wichtige Tage für alle, die teilnehmen konnten.

In den vergangenen Tagen stellten wir nun die Referentenliste für die nächste Veranstaltung zusammen: für die kommende Sommerakademie. Ich hatte da einen Referenten im Auge, aber er schwieg zunächst, dann sagte er ab: Man könne ratlos nicht dozieren, und er wisse noch nicht, wann und wie er wieder etwas zu sagen habe. Dieser Mann ist einer der wenigen, dem ich diese Wendung abnehme, denn sie rührt bei ihm nicht von einer Sattheit oder einem Überdruß her, sondern davon, daß er das Geplauder und die mundwerksburschige Scharlatanerie verabscheut wie sonst kaum etwas.

In gewissem Sinne hat er dadurch die Meßlatte für uns andere höhergelegt: Wir spüren noch deutlicher als sonst, daß wir etwas zu sagen haben müssen, wenn wir vom 17. bis 19. September in Schnellroda unter dem Motto "Lage 2021" tagen. Interessanterweise war es nicht schwierig, sehr gute Referenten zu gewinnen, die noch nie bei uns vortrugen.

Das gehört ja auch hierher: daß die irre Lage, in der wir uns befinden, und in der wir nur die Wahl zwischen Baerbock und Laschet haben, sehr interessante Leute zu uns finden, um wirklich einmal anders nachzudenken und zu diskutieren.

Sommerakademie also: 130 Plätze sind zu vergeben. Wie seit anderthalb Jahren üblich, verraten wir nichts über die Referenten, sondern geben nur die Themen bekannt:

  1. Corona und kein Ende: Krise als Normalität.
  2. Republik ohne Volk: Anmerkungen zur Entwicklung (west-)deutscher Staatlichkeit von 1945 bis 2021.
  3. Deutschlands Souveränität: außenpolitische Schlaglichter.
  4. Vier Jahre - Rück- und Ausblick auf die AfD im Bundestag.
  5. Österreich: zwischen Kickl und Symbolgesetzgebung.
  6. Kommunitarismus: ein Aufriß.
  7. Zur Lage des vorpolitischen Raumes
  8. Von der Notwendigkeit rechter Ökologie

Außerdem wird es abendliche Gesprächsrunden geben, aber das ist ja alles bekannt. Also: Leser, die nicht älter als 35 Jahre sind, können sich nun anmelden, die Anmeldung ist ab jetzt möglich unter anmeldung@staatspolitik.de.

So, und nun lassen Sie uns sammeln, Fragen aufwerfen, nach Beschreibungsmöglichkeiten, Verhaltenslehren und Wegen aus dem Labyrinth suchen und nebenbei ganz in Ruhe unsere verlegerische Arbeit betreiben.

Es ist ja nicht so, daß hier nichts mehr liefe. Mir liegen für die nächste Dreier-Staffel der kaplaken-Reihe fertige Manuskripte von Stefan Scheil, Caroline Sommerfeld und Konstantin Fechter vor, außerdem hat Ellen Kositza Brittany Sellners (vormals Pettibone) Schilderung der politischen Jahre fertig übersetzt.

Die 103. Sezession geht morgen in den Versand an die Abonnenten, und dann gibt es da noch die neue, bibliophile Reihe Mäander, deren erste Bände noch im August ausgeliefert werden.

Bis bald also!    GK

 

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