Sie ist nach wie vor größtenteils abscheulich. Ersichtlich ist es daran, wie die seltsame Clique der Journalisten, dieses vorwiegend aus opportunistischen, altklugen Provokateuren bestehende Gemenge, die ruhmreichen Schriftsteller ihrer Zeit gängelt, sobald diese wie auch immer politisch wirksam werden, sei es durch eine bewusste Stellungnahme, sei es durch das Nichterfolgen einer solchen, was dann von dieser tonangebenden Claque-Clique drittklassiger Stifthalter vom Range eines Blockwarts beanstandet wird. Da wird der zurückgezogen lebende Ernst Jünger zum Phantom abgestempelt. Und das in einem noch ungewöhnlich wohlwollenden Artikel. Normalerweise ist der Ton verächtlicher, wimmelt von herabwürdigenden Schmähungen und ist mindestens höhnisch.
Ernst Jünger benannte die Dinge immer so klar und wahrhaftig wie möglich. Genau deshalb hat er, was er am 4. Januar 1946 in sein Tagebuch schrieb, lieber bei der Veröffentlichung zurückgehalten, denn die Wahrheit verzeiht einem die Meute der Dummköpfe nicht:
„Das
Schicksal der preußischen Aristokratie ist fürchterlich – im Grunde
fürchterlicher als das der Juden, von denen man den Eindruck hat, dass
sie die Prüfung festigte und dass es sich bei den Niedermetzelungen um
einen zwar entsetzlichen, doch kräftigenden Aderlass handelte. Sie
werden ein neues Äon bestehen – während der preußische Adel sich nicht
wieder erheben wird.“
Aber wechseln wir zu Böll. Dass dessen Anmahnung, sich zu mäßigen und auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren, durch einen nicht mit ihm abgesprochenen Titel in ihr Gegenteil verkehrt wurde, ist ein besonderer Gipfel der Niedertracht. Und das erstaunlicherweise in einer Zeitschrift, die Böll eher nahe stand. Die Spiegel-Affäre war ja erst 10 Jahre her, und damals durften ja nur linke Schriftsteller als Vorzeigeintellektuelle fungieren, obwohl das Fundament der Gesellschaft noch konservativ war; weshalb die zu Galionsfiguren ernannten auch schwuppdiwupp zu Tanzbären mit Narrenfreiheit werden konnten. Böll wandte sich also an den Spiegel, um der Bild-Zeitung entgegenzuwirken, wurde aber in dieser Sache vom Spiegel niederträchtiger behandelt, als es die Bild-Zeitung je hätte tun können. Dass er, und nicht Grass, im selben Jahr den Nobelpreis bekam, gehört eigentlich nicht hierher. Aber zu meiner persönlichen Erinnerung gehört, dass mir diese im selben Jahr erfolgende Entscheidung schleierhaft war. Und 50 Jahre später kommt es mir vor, als habe ihn ein ihm wohlgesonnenes Milieu, bewusst oder unbewusst, für die erlittene Qual entschädigen wollen. Ich bin auch nur ein Mensch. Es hätte mir damals eingeleuchtet, wenn man ihn Grass gegeben hätte. Dass man ihn Böll gab, ließ mich lange Zeit an meinem Verstand zweifeln und wird mir nie einleuchten. Böll war kein wirklich herausragender Schriftsteller. Aber er war ein nachdenklicher Mann und in dem Sinne anarchistisch, den Herles heute propagiert!
Aber kommen wir zu Grass. Ich will zu seiner Person nur sagen, dass mich an Grass immer zwei Dinge irritiert hatten: sein überschätztes graphisches Werk und sein moralisch aufgeladenes, verbeultes Bekennertum. Sprachlich ist er ein gigantischer Meister Norddeutschlands, größer noch sogar als Siegfried Lenz. Dieses Bekennertum empfand ich als verbeult und konnte nicht erkennen, woran das lag. Das irritierte mich. Seit ich weiß, dass Grass in der SS war, ist er mir sympathisch, denn die Irritation für sein Bekennertum verschwand dadurch, weil nun endlich klar war, was es verbeult hatte. Dass er in diesem aufgekratzten, gehässigen Land lange darüber schwieg, findet mein Verständnis; die widerwärtige Gehässigkeit deutscher Klugscheißer (gewiss auch meiner eigenen) ist gerade für musische Menschen unerträglich. Und wie Grass sich für seine damaligen Überzeugungen und Gefühle rechtfertigt, findet ebenfalls meine Zustimmung. Die Unbarmherzigkeit meiner Generation (aber Faesers Generation scheint noch schlimmer zu sein) finde ich grässlich (und das soll kein Wortspiel sein).
Aber wie man mit Jünger, Böll und Grass umsprang, ist noch harmlos im Vergleich zu der Niedertracht mit der Uwe Tellkamp behandelt wird. Es fehlen mir die Worte für die Abscheulichkeit der im deutschen Feuilleton zu lesenden Kommentare und die niederträchtigen Bemerkungen Feridun Zaimoglus.
Die in Deutschland veröffentlichte Meinung ist abscheulich. Dass das in andern Ländern auch nicht anders sei, stimmt nicht. Ich kann das beurteilen. Was die außereuropäischen Kulturen angeht, deren Sprachen ich nicht beherrsche, bin ich zwar auf die Einsichten angewiesen, die ich in Gesprächen mit ihren Vertretern gewann, aber auch auf diesem Weg kann man mit viel Erfahrung zu Gewissheiten gelangen. Und dass es in Deutschland schon immer so schlecht um die veröffentlichte Meinung stand wie seit den Zeiten, die ich zu überblicken vermag, werde ich nie glauben. Die Niedertracht, Feigheit und Dummheit der etablierten Journalisten
Deutschlands unserer Zeit vermag nur noch ihr Opportunismus zu überbieten. Überdeutlich wurde dies während der von der Antifa (also indirekt von Schwesig, die die Antifa einst über das Familienministerium finanzierte und von der Armbindenministerin Faeser, die Schwesigs Faden ergriffen aufgriff) orchestrierten Attacken gegen Tino Chrupalla und Alice Weidel. Dass die FAZ bei dieser dreckigen Unternehmung mitmacht, indem sie Berthold Kohler einen mit perfiden Anspielungen schwänzelnden Leitartikel schreiben ließ, zeigt, wie tief der deutsche Journalismus gesunken ist. Aber wirklich neu ist das nicht. Die FAZ warf schon vor 50 Jahren Holger Meins "kriminelle Energie" vor, als er sich gegen Zwangsernährung wehrte und an seinem Hungerstreik starb. Wer derartigen Haltungsjournalismus anbietet, kann das Artikelschreiben wirklich den Robotern überlassen, nur gab es die vor 50 Jahren noch nicht. Von wem unsere Medien damals bestochen wurden, weiß ich nicht (aber warum sollte ich glauben, dass sie damals nicht bestochen wurden, angesichts des Personals, dass damals rückhaltlos verleumden durfte?), heute jedenfalls fühlen sich die bestechenden Bestecher wie Bill&Melinda Gates ihrer Sache so sicher, dass sie sogar veröffentlichen, welche Summe sie dem Spiegel in den Arsch geschoben haben. Und seit Merkel sich bei den Medien anbiederte, wird sogar offen darüber nachgedacht, bestimmte auserwählte Blätter ähnlich wie das GEZ-Fernsehen vom Staat bezahlen zu lassen. Entsprechend anbiedernd schreiben die Anbieder:innen. Meine Generation ist bei all diesem - abgesehen von wenigen Ausnahmen wie Burkhard Müller-Ulrich und Roger Köppel, über die der Herr seine schützende Hand halten möge - besonders abscheulich.
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