Stationen

Donnerstag, 7. April 2016

Gutes Zeichen

Endlich ist die Auflage der JF hoch genug, um die rufschädigenden Kommentatoren auf der Online-Ausgabe von vornherein ausschließen zu können.



Die JUNGE FREIHEIT ändert in Kürze die Regeln für Kommentare auf ihrer Internetseite. Wir gehen einen Schritt, den wir uns nicht leicht gemacht haben.
Ende vergangenen Jahres schrieb ich einen provozierenden Kommentar: „Online-Kommentare nerven“. Dort erklärte ich:
Schon seit längerem ärgere ich mich über die Kommentare unter Artikeln auf unserer Internetseite. Sie werden in der Regel überwiegend nur von einer lediglich wenige Dutzend Internetnutzer zählenden Gruppe geschrieben. Teilweise trollen sich die Beteiligten gegenseitig. Oft findet das immer gleiche Ping-Pong statt von bereits hundertfach ausgetauschten Schlagworten und Anrempeleien.
Lebhafte Reaktionen
Das war zugegebenermaßen etwas zugespitzt. Die Zahl der registrierten Kommentatoren beläuft sich mittlerweile auf mehr als 20.000. Dennoch gibt es einen harten Kern und darunter Trolle (Streithansel). Ich nannte zudem den Arbeitsaufwand, den die explodierende Zahl an Leserkommentaren auslöst:
Inzwischen erreichen uns täglich über 1.000 Leserkommentare. Hauptamtliche Redakteure sind dazu verdammt, sich durch eine kaum noch zu bewältigende Flut zu kämpfen. Kaum jemand weiß, wie viel sie täglich löschen müssen. Gewaltaufrufe, strafrechtlich relevante Inhalte, wüste Beleidigungen. Wir wissen nicht, ob die uns zunehmend nervenden Kommentatoren überhaupt zahlende Abonnenten sind. Sie lesen die Artikel unserer Internetseite, die – noch – gratis zu lesen sind, und sie verleihen unserer Seite eine Schlagseite, die wir nicht wollen.
Im Anschluß kam es zu lebhaften Reaktionen. Manche befürchteten, wir könnten die Kommentarfunktion womöglich ganz abschaffen, befürchteten politisch-korrekte Zensur „wie bei etablierten Medien“.
Zwei wesentliche Herausforderungen
Es kamen aber auch viele zustimmende Briefe von JF-Lesern, die erleichtert waren, daß ein wichtiges Problem erkannt wurde.
Insgesamt standen wir vor zwei wesentlichen Herausforderungen:
  • Durch die erfreulich stark gestiegenen Zugriffszahlen unserer Internetseite (mehr als verdoppelt gegenüber dem Vorjahr) und die rasant wachsende Leserschar ist die Zahl der Leserkommentare regelrecht explodiert.
  • Wir haben – wie andere Medien auch – mit teilweise strafbaren, aber auch verletzenden und beleidigenden Kommentaren zu kämpfen, weshalb eine automatische Freischaltung ausgeschlossen ist. Die Leserkommentare müssen also von Redakteuren gesichtet und aktiv freigeschaltet werden. Der hierfür notwendige Arbeitsaufwand hat mittlerweile ein Ausmaß angenommen, der uns zu Veränderungen zwingt.
Dadurch, daß bislang JEDER bei uns mitdiskutieren kann und dies auch unter PSEUDONYM und nicht unter Klarnamen, ist dies eine Einladung an Trolle und sogar politische Gegner unserer Zeitung, die Kommentarspalte regelrecht als Müllabladeplatz für ihre Äußerungen zu benutzen. Dadurch bekommen viele Diskussionen schnell eine Schlagseite, werden ermüdend, intellektuell unfruchtbar – eine Richtung, die sie mutmaßlich allein unter den zahlenden Abonnenten unserer Zeitung nicht bekommen würde.
Nur noch Abonnenten können kommentieren
Wir haben uns deshalb entschlossen, ab Montag, dem 11. April folgende technische Änderung umzusetzen:
  1. Komentieren kann künftig nur noch, wer ein Abo (gedruckt, online oder Probeabo) der JF hat und sich über einen Anmeldebereich autorisiert hat. Es ist ein simpler Vorgang.
  2. Es wird vorläufig unverändert möglich sein, wie bisher auch unter Pseudonym zu kommentieren. Wobei wir es besonders begrüßen, sich unter Klarnamen zu äußern – wir Redakteure tun dies auch.
Wir hoffen sehr, daß dieser Schritt von unseren Lesern und Freunden mit Verständnis aufgenommen wird. Es geht uns vor allem darum, der schieren Masse an Kommentaren irgendwie Herr zu werden. Aber eben auch um die Eindämmung unsinniger Kommentare und die Hebung des Niveaus der Debatte.
Und bitte: Unterstützen Sie uns bei der Finanzierung von JF-Online. Durch ein Abonnement oder durch eine Spende.
Bleiben Sie uns gewogen.
Herzlichst
Ihr
Dieter Stein
Chefredakteur

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