Stationen

Dienstag, 3. Mai 2016

Bresche

Dass die Macht der Medien zu einem erheblichen Teil darin besteht, Dinge zu verschweigen, ist eine Binse, namentlich für jemanden, der mit der realsozialistischen Lücken- oder besser wohl Breschenpresse aufgewachsen ist.

Ein weiteres Beispiel für diese Propagandagesetzmäßigkeit liefert die Medienberichterstattung zum Beschluss des AfD-Parteitages, den Satz "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" in das Parteiprogramm aufzunehmen, denn den zweiten Teil dieser programmatischen Festellung, dass nämlich und logischerweise stattdessen die hier lebenden Muslime zu Deutschland gehörten, ließen nicht nur die politischen Konkurrenten und Islamverbandssprecher unter den Tisch fallen, sondern vor allem auch die Genossen Medienschaffenden. Nachdem der damalige Bundespräsident Wulff die wohlmeinde gegenteilige Parole ausgegeben hatte, erlaubte ich mir, in einem Focus-Kommentar darauf hinzuweisen, dass der Satz allein semantisch Schwachsinn sei, denn der Islam kann so wenig zu Deutschland gehören wie Asien zu China oder zu Polen, von der historischen Unstimmigkeit ganz abgesehen (ohne die vielen prägenden Einflüsse aus dem Morgenland zu ignorieren, wie sie am besten Sigrid Hunke in ihrem Buch "Allahs Sonne über dem Abendland" zusammengefasst haben dürfte).
Was die AfD in ihr Programm geschrieben hat, war also zunächst kaum mehr als simpelste Realitätsfeststellung, wurde durch das Walten der Lückenpresse aber routiniert zu einer Art Bürgerkriegsandrohung verfälscht, was in Unterstellungen der Art gipfelte, die rüden Rechtspopulisten wollten die Muslime ("den" Islam) aus Deutschland vertreiben. Alles Quatsch. In Wirklichkeit richtete sich der Antrag gegen den universalen politischen Geltungsanspruch einer Religion, über deren in diversen Staaten der Erde zu besichtigende Mitregentschaft sich zumindest sagen lässt, dass sie nirgendwo Rechtsstaatlichkeit, Pluralismus, demokratischen Spielregeln, freier Religionsausübung oder gar Atheismus zur Geltung verholfen hat (ja ich weiß, Hakam II. von Cordoba, aber das ist tausend Jahre her).
Der Sündenfall auf dem Parteitag war freilich, dass ein einzelner Sprecher ausgebuht wurde, als er die Runde aufforderte, man möge in seiner jeweiligen Kommune auf die Muslime zugehen und den Dialog mit ihnen suchen (unsere öffentlich-rechtlichen Propagandisten werden dafür sorgen, dass bis spätestens Donnerstag jeder anständige Deutsche diese Sequenz gesehen hat). Man muss fairerweise sagen, dass es keineswegs eine Saalmehrheit gewesen ist, die den Mann mit Buhrufen bedachte, und ich weiß nicht, ob noch andere, vielleicht einen Antrag betreffende Gründe vorlagen, aber der Eindruck wird verheerend bleiben. Zumal es nicht nur eine menschlich fragwürdige, sondern auch politisch dumme Aktion war, denn nach meiner Einschätzung dürfte die AfD unter den Muslimen, die Deutschland als ihre Heimat betrachten, potentiell mehr Stimmen erringen als jede andere Partei. Diese Leute sind nämlich oft bestürzend "normal", sprich ideologisch unverhetzt und von einem gesunden Eigeninteresse geleitet. Oder meint jemand, der durchschnittliche deutsche Muslim kann etwas mit Gender anfangen, mit der zeitgeistgesegneten Entwertung der Familie, mit Abenteuerurlauben für kriminelle Jugendliche, mit eingewanderten Strauchdieben in dem Stadtteil, wo er sich sein Geschäft aufgebaut hat?

Nachtrag: Gewiss, wenn jemand auf einem Parteitag der Grünen oder Linken den besonderen Schutz der deutschen Sprache oder die Privilegierung der Kernfamilie gegenüber alternativen Modellen in eine Programmdiskussion einspeiste, würde er wohl ebenso ausgebuht. Aber dort käme gar nicht erst jemand auf diese Idee.   MK am 2. 5. 2016

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