Herausgeber Werner Reichel geht es in seinem Buch nicht um Tom Neuwirth
persönlich. Er findet, dass dieser seine Ansichten sogar „sympathisch,
authentisch und eloquent“ vertritt. Werner Reichel und seinen Koautoren
geht es nicht um eine plumpe Attacke auf Schwule, Transsexuelle oder
ähnliche „Randgruppen“ der Gesellschaft. Ihnen geht es schlichtweg um
den gesellschaftspolitisch entfachten Hype, um die Show drumherum und
die politische Agenda, die dahintersteckt.
Schwulsein ist nach alter
68er-Lehre längst schon nicht mehr privat. Es ist politisch. Genau
darauf fokussieren sich die Autoren. Martin Lichtmesz argumentiert auf
gewohnt sprachlich hohem Niveau gegen die Götzenanbetung Conchitas als
Symbol eines neuen Europas, die letztendlich wie auch das totalitäre
Großstaatenprojekt nur noch lächerlich wirken werde. Ähnlich wie
Lichtmesz wittert auch Herausgeber Werner Reichel in seinem Beitrag eine
staatlich verordnete Homonormativität, ein Massenexperiment zur
Glorifizierung des Schwulseins als neuer „Normalität“. Um Toleranz gehe
es längst nicht mehr.
Andreas Unterberger verweist auf die
wohlfahrtspolitischen Errungenschaften der Schwulen-Lobby, die den
Sozialstaat teilweise schon bis ins Absurde hinein gedehnt habe.
Diskriminierung anderer Minderheiten sei die Folge. Eva-Maria Michels
zeichnet ein Gender-Melodram, verweist auf hoffnungsspendende
Gegenbewegungen und vor allem auf die wichtige Erkenntnis, dass
Diskriminierung einen fundamentalen Bestandteil jeglichen Lebens
darstellt. Jede Wahl bedeute gleichzeitig eine Nichtwahl.
Stefan Leiner
warnt in seinem Beitrag vor einer durch das Gender Mainstreaming
heraufziehenden Instabilität der Gesellschaft, und Andreas Tögel fragt
klug nach den zukünftigen Folgen von Diskriminierungsverboten. Was
passiert, wenn diese Büchse der Pandora einmal geöffnet wurde? Stirbt
mit solcherlei Verboten die Freiheit? Darüber lässt sich hitzig
diskutieren. Das vorliegende Buch lädt dazu ein. Es provoziert. Nicht
dumpf. Nicht homophob. Sondern tiefsinnig. Henning Lindhoff
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