Die deutsche Rechte tut ihren Printmedien Unrecht, wenn sie sie als
„Lügenpresse“ beschimpft. Das zeigt der Vergleich mit Schweden.
Zeitungen beschränken sich dort nicht aufs Verschweigen und Verbiegen.
Sie stellen zuweilen Wahrheiten, die nicht in ihr Weltbild passen, auf
den Kopf.
Die Vergewaltigung auf der Finnland-Fähre „Viking Amorella“ war so
ein Fall. Im Februar vergangenen Jahres berichteten die Stockholmer
Blätter über den Überfall auf eine 45jährigen Frau in Ihrer Kabine
zwischen Stockholm und Abo (Finnland). „Dagens Nyheter“ schlagzeilte:
„Etliche schwedische Männer der Vergewaltigung auf der Finnland-Fähre
verdächtig.“ „Aftonbladet“: „Sechs schwedische Männer vergewaltigten
Frau in Kabine“.
So stand es sinngemäß in allen führenden Zeitungen des Landes. Alle
schrieben, schwedische Bürger seien die Täter gewesen. Das war gelogen.
In Wahrheit waren alle Verdächtigen Somalis, einer von ihnen hatte einen
schwedischen Paß.
Stockholmer Journalisten sind verbissen fremdenfreundlich. Auf die
„välkomstkultur“ darf kein Schatten fallen. Vergewaltigungen sind für
die Presse tabu, es sei denn, Einheimische sind die Täter.
„Dagens Nyheter“ musste sich auch mit dem Vorwurf auseinandersetzen,
die Redaktion habe Übergriffe von Ausländern bei Musikfestivals in
Stockholm 2014 und 2015 nach dem Muster der Kölner Silvesternacht
verschwiegen. Die Redaktion verteidigte sich mit dem Hinweis, die
Polizeipressestelle habe Meldungen über Sexualattacken zurückgehalten
und dadurch die Presse daran gehindert, wahrheitsgemäß zu berichten.
Wahr ist: Polizisten haben offenbar Anweisung von oben, die
Herkunftsländer von Sexualstraftätern geheimzuhalten. Mehr noch, sie
hatten die Übergriffe in Stockholm, wie Ministerpräsident Stefan Löfven
im Januar einräumte, auch „nicht angemessen verfolgt“.
Wer Einwanderer mit der hohen nationalen Notzuchtrate in Verbindung
bringt, muß sogar mit Strafverfolgung rechnen. Die Gerichte bekennen
sich zur pauschalen Unschuldsvermutung gegenüber Ausländern und zur
strengen Auslegung des Gesetzes gegen „hets mot folkgrupp“, die
Verunglimpfung von ethnischen Gruppen.
Der Kommunalpolitiker Michael Hess kassierte im Mai 2014 eine
Gefängnisstrafe auf Bewährung und eine saftige Geldstrafe, weil er auf
seiner Website geschrieben hatte: „Es gibt eine enge Verbindung zwischen
den in Schweden verübten Vergewaltigungen und der Zahl der Einwanderer
aus den MENA-Ländern (Middle East and North Africa).“
Das Verfahren gegen Hess war eine comedy show. In seiner
Urteilsbegründung merkte das Gericht an: „Die Frage, ob die Behauptungen
von Michael Hess wahr sind oder ob sie ihm als wahr erscheinen, ist in
diesem Fall nicht von Bedeutung.“ Deshalb müssten seine Einlassungen als
Ausdruck der Geringschätzung gegenüber Einwanderern islamischen
Glaubens betrachtet werden.
Michael Hess hatte zu seiner Verteidigung auch die Ergebnisse von
kriminologischen Forschungsberichten vorgelegt, aus denen hervorging,
daß Migranten bei Sexualdelikten überrepräsentiert sind. Die Wahrheit
wurde aber in diesem Fall als unerheblich für die Rechtsfindung
erachtet.
Man darf in Schweden auch nicht sagen, was das New Yorker Gladstone
Institute ermittelt hat, daß sich nämlich die Zahl der Vergewaltigungen
in den letzten vierzig Jahren vervierzehnfacht hat.
Auf der Weltrangliste der meisten Vergewaltigungen pro 100.000
Einwohner liegt – laut BBC - das blaugelbe Konsensparadies auf Platz
zwei. Den ersten Platz belegt das südafrikanische Kleinkönigreich
Lesotho. Wobei es allerdings für die Statistik nicht belanglos ist, daß
man in Schweden schon als Vergewaltiger angeklagt wird für eine sexuelle
Belästigung, die anderswo noch als Nötigung durchgeht.
Bis Ende des letzten Jahrhunderts galt Schweden – neben der Schweiz –
als Europas Musterland. Und auch als moralische Supermacht. Wirtschaft,
Politik, Mitmenschlichkeit, alles war vorbildlich. Und im übrigen
multikulturell, wie es der Reichstag vor vierzig Jahren formell
beschlossen hatte, war die Gesellschaft auch.
Es knisterte schon lange im politischen Gebälk. Doch die eigentliche
Wende kam mit der massenhaften Ankunft von Migranten. Im Sommer letzten
Jahres waren es 1.500 pro Woche. Im August doppelt so viele. Im
September noch mal doppelt so viele. Und im Oktober wieder fast doppelt
so viele. Wenn die anderen europäischen Länder ihre Boykotthaltung nicht
aufgäben, sagte Außenministerin Margot Wallström, „steht unser System
vor dem Kollaps“.
Vor allem mit der Integration in den Arbeitsmarkt hat Schweden
Erfahrungen gemacht, die Deutschland wohl noch bevorstehen. Von den
Einheimischen haben 82 Prozent einen Arbeitsplatz, von den
nichtwestlichen Ausländern weniger als die Hälfte. Selbst nach 15 Jahren
gehen nur 60 Prozent der Zugereisten einer geregelten Beschäftigung
nach.
Um den Nachwuchs steht es auch nicht gut. Drei Viertel aller
somalischen Kinder etwa verlassen die Schule ohne Abschluß. Der
Wirtschaftswissenschaftler Tino Sanandaji, ein zugewanderter Kurde,
konstatiert: „Es ist katastrophal. Es ist ein irreversibles soziales
Experiment, wie es kein wohlhabender Staat jemals auf sich genommen
hat.“
Dabei ist es nicht das erste Experiment dieser Art. Im Zweiten
Weltkrieg nahm Schweden einen großen Teil der Juden aus dem besetzten
Dänemark auf und rettete sie so vor dem Holocaust. Außerdem Norweger,
Esten, Letten und Litauer. Später kamen Iraner, die vor dem Schah und
Chilenen, die vor Pinochet geflüchtet waren, dann rund 100.000 Bürger
aus den Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawien. Die weitaus meisten
von ihnen wurden ohne große Probleme integriert.
Die neue Einwanderungswelle hat eine neue Qualität. Schweden steht
jetzt am Limit. Die Willkommenskultur ist eingebrochen. Im Süden des
Landes häufen sich Anschläge auf Flüchtlingsheime. In Stockholm machten
Ende Januar vermummte Banden Jagd auf Migranten.
Die Zugereisten schlagen zurück. Im Vorort Husby brennen nachts Autos,
hauptsächlich zum Monatsende, wenn die Sozialleistungen zur Neige
gehen, von denen ein Großteil der eingewanderten Einwohner lebt. In den
Hauptstadtblättern kann man bisweilen vom „Guerillakrieg“ lesen.
Egal wer schuld ist – der soziale Friede ist dahin. Die Systempresse,
wie sie im Jargon der Verdrossenen genannt wird, hört aber nicht auf,
Multikulti immer wieder schön zu schreiben. Das Wutbürgertum reagiert
mit gehässigen Kommentaren bei Twitter und Facebook.
Ende 2015 zog die rotgrüne Regierung die Notbremse. Sie führte
Grenzkontrollen ein und kündigte an, daß abgewiesene Asylbewerber
künftig schneller abgeschoben würden. Die anerkannten sollen nur noch
drei Jahre bleiben dürfen. Der Familiennachzug wurde stark gedrosselt.
80.000 Zuwanderer sollen so schnell wie möglich das Land verlassen –
vorausgesetzt, daß man sie aufgreifen kann.
Die Transferleistungen sind gekürzt worden. Auch das „Volksheim“, wie
es im Grundwertekatalog der regierenden Sozialdemokraten genannt wird,
hat keine Füllhörner mehr auszuschütten. Immerhin werden 56 Prozent der
Sozialleistungen an Nichtschweden gezahlt.
Die Emotionen gehen auch im Regierungslager hoch. Die grüne
Vizepremierministerin Asa Romson brach in einer Pressekonferenz, in der
sie die neuen Restriktionen erklären sollte, in Tränen aus. Die Lage der
Bootsflüchtlinge im Mittelmeer verglich sie mit der Lage der Häftlinge
in Auschwitz.
Das Flüchtlingsproblem hat die politische Landschaft tiefgreifender
verändert und die Gesellschaft tiefer gespalten als in Deutschland. Nach
den jüngsten Meinungsumfragen haben die Sozialdemokraten von Premier
Löfven ihre Position als größte Partei an die oppositionellen
Konservativen verloren. Sie kommen nur noch auf 23,2 Prozent der
Stimmen, den schlechtesten Wert seit einem halben Jahrhundert.
Die offen ausländerfeindlichen Schwedendemokraten sind mit rund 18
Prozent nach den Umfragen jetzt drittgrößte Partei. Sie verlangen eine
90-prozentige Reduzierung der Flüchtlingsaufnahmen. Und die Mehrheit
stimmt zu. „Die großzügigste Nation auf Erden ist tot“, schrieb James
Traub vom US-Magazin „Foreign Policy“.
Es war abzusehen, daß Araber und Afghanen schwerer zu integrieren
sein würden als Juden, Balten und Jugoslawen. Aber die linksliberale
Großstadtgesellschaft will das nicht wahrhaben. Schon wer öffentlich die
Frage nach ethnischen Unterschieden stellt, verlässt den
„Asiktskorridor“, frei übersetzt, den Korridor des Volksempfindens.
Neuerdings hat Skandinavien – zum erstenmal in seiner Geschichte –
auch ein Antisemitismus-Problem. Besonders in Malmö, dem Einfallstor
nach Schweden am Öresund, und dort besonders im Vorort Rosengard. Für
fast alle Migranten ist der Hyllie-Bahnhof in Malmö die erste Station in
Schweden, außer für die wenigen, die über die Nordroute aus Russland
und Finnland kommen. Von Hyllie kann man zu Fuß nach Rosengard laufen.
Fast 90 Prozent der Einwohner von Rosengard haben gleichfalls einen
Migrationshintergrund, die meisten sind Moslems. Hier sieht man ebenso
viele Frauen mit Hidschab-Gewändern und Männer mit Pakol-Mützen wie in
Kabul.
Bürger mit jüdischen Wurzeln ziehen entnervt aus Malmö fort, weil sie
sich dort nicht mehr sicher fühlen, die meisten nach Stockholm, nicht
wenige auch nach Israel und in die USA.
Für die Sendung «Uppdrag granskning» (Auftrag Ermittlung) flanierte
Fernsehreporter Peter Ljunggren neulich mit einer Kippa auf dem Kopf und
einer Halskette mit angehängtem Davidstern durch Malmö. Es war eine
gezielte Provokation. Und er bekam denn auch die Schwenks, die er haben
wollte. Moslems nahmen drohende Haltung an und riefen ihm nach:
„Scheißjude“ und „Hau ab, du Satan!" In Rosengard wurde er mit Eiern
beworfen.
Die Juden haben Grund zur Angst. In Malmö werden jüdische Gräber
geschändet. Unbekannte traktierten Juden mit Drohungen. Zum Beispiel so:
„Ihr werdet demnächst halal geschlachtet.“ Und vor dem jüdischen
Gemeindehaus an der Kamrärgatan standen eines Morgens Dosen mit der
Aufschrift „Zyklon B“. So hieß das Giftgas, mit dem in Auschwitz
gemordet wurde.
Auch Washington hat ein kritisches Auge auf Malmö geworfen.
Präsident Barack Obamas Antisemitismus-Beauftragte sagte nach einem
Besuch in der Stadt, deren Bürgermeister Almar Jeepalus pflege einen
verbalen Umgang mit den Juden, der antisemitisch sei. Jeepalus machte
Malmös Juden auch für die Ausfälle gegen sie mitverantwortlich, weil sie
sich nicht deutlich genug von israelischer Gewalt gegen die
Palästinenser distanziert hätten.
Neulich hing am Trelleborgsvägen ein Stück rote Pappe mit schwarzem
Rand über dem Ortsschild von Malmö. Es muß jemand da angebracht haben,
der ein Symbolfoto für seine Urlaubsdiaserie brauchte. Auf der Pappe
standen nur zwei Wörter, die mehr über den Seelenzustand der Schweden
sagen als alle Leitartikelweisheiten: „Adjö Bullerbü". Erich Wiedemann am 10. 5. 2016
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