Sonntag, 13. Mai 2018
Anna Maria dal Violino
Für musikbegeisterte Venedig-Reisende des 18. Jahrhunderts gehörte es zum touristischen Pflichtprogramm, den Gottesdienst in einem der berühmten Mädchenwaisenhäuser zu besuchen. Die Aufführungen, die die jungen Musikerinnen dort stets verborgen hinter einem mit dünnem Stoff bespannten Lettner präsentierten, waren hochkarätig.
Eine herausragende Virtuosin unter den durchweg bestens ausgebildeten Instrumentalistinnen war Anna Maria - einen Nachnamen bekamen die venezianischen Findelkinder nicht. Sie war ein Zögling des "Ospedale della Pietà" und wurde bald "Anna Maria dal Violin" genannt, denn die Violine war ihr ureigenes Instrument. Ihr Mentor war der damals schon weithin berühmte Antonio Vivaldi und er förderte sie nach Kräften.
Anna Maria hat Vivaldi zu etlichen Violinkonzerten inspiriert, die er ausdrücklich ihr in die Finger schrieb. Viele ihrer virtuosen Solopartien, die zum Teil mit extravaganten Verzierungen versehen sind, haben sich in ihrem persönlichen Stimmbuch erhalten.
Die Geigerin Midori Seiler und Concerto Köln haben es zum Ausgangspunkt eines neuen Albums genommen, das sie im Deutschlandfunk Kammermusiksaal aufgenommen haben. Darin zeichnen sie ein farbiges und feinsinniges Klangbild von Venedig, so wie es in Anna Marias Ohren geklungen haben mag.
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