Putin geht daraufhin zu seinen Genossen und sagt ihnen: „Genossen, ich habe zwei schlechte Nachrichten. Erstens, Gott existiert, zweitens, in drei Monaten geht die Welt unter.“
Trump kehrt ebenfalls zu seinen Leuten zurück und erklärt ihnen: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, dass Gott existiert, die schlechte lautet: In drei Monaten geht die Welt unter.“
Netanjahu geht in sein Kabinett und verkündet dort: „Ich habe zwei gute Nachrichten. Erstens, ich bin der wichtigste Staatsmann der Welt und zweitens, in drei Monaten sind wir die Araber los.“
Darüber können auch eingefleischte Likud-Anhänger lachen.
Als man die säkuläre Premierministerin Golda Meir auf die Wurzeln ihres Volkes ansprach, meinte sie: „Was ist das für ein Gott, der uns dreißig Jahre in der Wüste herumführt, um uns danach auf dem einzigen Flecken abzusetzen, der kein Erdöl hat.“ Historisch verbürgt ist auch die Aussage dieser Frau gegenüber einem jordanischen Unterhändler: „Wir haben zur Kenntnis genommen, dass Sie uns ins Meer werfen wollen, aber Sie werden verstehen, dass wir Ihnen dabei nicht behilflich sein werden.“
Ostentativer Sarkasmus der Hochschule für Gestaltung
Durchaus souverän reagierte die israelische Botschaft in Deutschland auf die Website von Bushido, dem Träger des Integrationspreises. Auf derselbigen sah man das Gebiet von Palästina, ohne den Staat Israel. In einer Presseerklärung kommentierte die diplomatische Abteilung diesen Fall lakonisch: „Zuerst die Frauen, dann die Homosexuellen, und nun wir. Wir sind stolz, auf der Abschussliste des Preisträgers für Integration zu stehen.“Die Hochschule für Gestaltung in Tel Aviv gab ihren Studentinnen und Studenten für die Abschlussprüfung ein ziemlich unverfrorenes Prüfungsthema. Sie erhielten die Aufgabe, all die feindlichen Webseiten in ihren Nachbarstaaten, welche ohne Unterlassen Hass und Vernichtung des israelischen Staates predigen, grafisch auf Pepp zu bringen.
Gewiss ist ein derart ostentativer Sarkasmus aufreizend, provokativ und für die Gegenseite ab und zu auch demütigend. Und er lässt sich in dieser Mannigfaltigkeit nur mit einem gewissen Fatalismus erklären. Die Fähigkeit zur Selbstironie könnte allerdings auch ein Grundstein für die Stärke des „Halbstarken“ (Henryk M. Broder) sein, dann nämlich, wenn sie einhergeht mit Selbstkritik und Reflexion.
Pünktlich zum 70-jährigen Jubiläum hat ARTE einen Themenabend zu Israel gestaltet. In der Dokumentation „70 Jahre Israel“ traten drei palästinensische und fünf israelische Historikerinnen und Historiker auf. Dabei fiel auf, wie stromlinienförmig die palästinensischen Experten die eigene Sache vertraten. Da passte kein Blatt zwischen die Phalanx der uniformen Argumentationskette. Einzig der Satz „Unsere Rhetorik war hier nicht ganz hilfreich“ ließ ein klein wenig Raum zum Nachdenken. Er bezog sich auf die martialischen Drohungen der Araber, die von „Massakrierung der Juden“, der „Vernichtung Israels“, „Ausradierung“ usw. im Vorfeld des Sechs-Tage-Krieges phantasierten.
Die drei Historikerinnen und zwei Historiker aus Israel hingegen argumentierten außerordentlich kritisch gegenüber ihrem Heimatland. Ihre Voten waren differenziert, selbstkritisch und zuweilen auch radikal israelfeindlich.
Selbstkritische palästinensische Historiker? Fehlanzeige
In meinem israelfreundlichen Freundeskreis sorgen solche Sendungen regelmäßig für Empörung gegenüber einer „einseitigen Nahostberichterstattung“. Weshalb – so die durchaus berechtigte Frage – finden sich eigentlich auf der palästinensischen Seite keine selbstkritischen Historiker? Oder weshalb lässt man für die israelische Seite nicht einmal eine – die Mehrheit repräsentierende – israelfreundliche Stimme zu?Aber, so meine Frage: Ist die Existenz kritischer israelischer Staatsbürger nicht viel mehr eine der großen Stärken dieses einzigartigen Landes? Und erlaubt der Fokus auf diese Kritik – auch in massivster Form – diesem Land nicht auch, sich immer wieder neu zu erfinden? Kommt dann noch diese bissige Selbstironie und der Humor hinzu, schafft dies Distanz, beflügelt die kulturellen Leistungen, die Phantasie und die Vitalität einer Gesellschaft.
Ein Sender wie ARTE, der sich immer wieder auf diese kritischen Geister Israels beruft, zementiert damit unbeabsichtigt das Bild der Gegenseite. ARTE ist für mich nicht selten ein Abbild der palästinensischen Haltung: Ziemlich verbohrt, stark ideologisiert und völlig humorfrei. Der erwähnte Themenabend zeigte dies einmal mehr deutlich, nicht nur in der Auswahl der Zeitzeugen, sondern auch in der Gewichtung der Beiträge: Es fing an mit einer „Demontierung der israelischen Geschichtsschreibung“, ging weiter mit der „Killerstrategie des Mossads“ („Inside Mossad“), und um 23:30 Uhr kam dann doch noch ein wohlwollender Film über das pulsierende Tel Aviv.
Eingefrorene gedankliche Immobilität
Solche Themenabende sind eingefrorene gedankliche Immobilität, die sich auf die Fangemeinde überträgt. Sie bedienen die eigene Klientel, die sich immer wieder bestätigt fühlen will. Man richtet sich so in einer engen Welt ein, in der alles klar ist. Das kritisierte Hassobjekt draußen hingegen lässt Kritik, Humor und Sarkasmus freien Lauf und wächst daran. Israel und seine Freunde sollten Beiträge dieser Art deswegen auch nicht als Ärgernis, sondern vielmehr als Trainingscamp betrachten.Letztes Jahr organisierte die israelische Botschaft in Bern einen Workshop über Antisemtismus. Dort erklärte uns ein israelischer Experte: „Nehmen Sie den Antisemitismus nicht zu ernst. Für uns in Israel ist Antisemitismus, wenn man die Juden etwas mehr hasst als nötig! Bringen Sie die Menschen nach Israel. Das ist das beste Gegenmittel.“
Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schüttelten den Kopf. Aber der Mann hatte recht. Israel ist ein Selbstläufer. Vor allem die jungen Menschen, die ich immer wieder nach Israel mitnehme, sind ohne Ausnahme beeindruckt von der Vitalität und der Kreativität dieses jungen Landes. Im Herbst des vergangenen Jahres standen wir vor einem Nachtclub in Tel Aviv in der Schlange. Drinnen war Ragga angesagt. Meine Tochter traf dort zu ihrer großen Überraschung Nathalie, eine flüchtige Bekannte aus Basel, die sie einmal auf einer Party kennengelernt hatte. Sie sei mit ihren Freundinnen kurz entschlossen nach Tel Aviv geflogen. Nicht zum ersten Mal, wie sie betonte. „Tel Aviv“, schwärmte sie, „Tel Aviv ist einfach cool!“ Das sehen Millionen von Touristen auch so. Wohl zum Leidwesen von ARTE, BDS und Abbas. Alain Pichard
Am 1. Mai 2018 verlas die Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers eine Meldung (ab Minute 9:23), die in Gänze folgenden Wortlaut hatte:
„Palästinenserpräsident Abbas hat den Juden eine Mitschuld an ihrer Ermordung durch die Nationalsozialisten gegeben. Vor dem palästinensischen Nationalrat sagte er gestern, der Holocaust sei nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden, sondern durch das soziale Verhalten der Juden, etwa das Verleihen von Geld. Abbas betonte aber zugleich, die Palästinenser wollten einen eigenen Staat, um zusammen mit Israel in Frieden leben zu können.“
Dass eine solche Meldung am ersten Tag des Monats Mai, den ein bis nach Arabien geliebter deutscher Führer zum „Tag der Arbeit“ erhob, nicht ohne einen Seitenhieb auf dieses widerliche „Geldverleihen der Juden“ auskommen kann, versteht sich in der ARD fast von selbst. Geschichte verpflichtet. Dass aber solcherart Meldungen im deutschen Qualitätsfernsehen gleichzeitig nicht ohne ein relativierendes „aber zugleich“ auskommen können, soll eben zeigen, dass man es jenseits der berechtigten Kapitalismuskritik doch eigentlich nur gut mit den Juden meint: „Abbas betonte aber zugleich, die Palästinenser wollten einen eigenen Staat, um zusammen mit Israel in Frieden leben zu können.“ Sollen halt kein Geld verleihen, die Juden!
Nun kann man von der Meldung halten, was man will. In den sozialen Netzwerken monierten einige, dass solcherart Meldungen doch nicht unkommentiert verlesen werden dürften, während andere der Auffassung waren, der nette Herr Abbas entlarve sich doch mit solcherart Aussagen selbst, was jeden Kommentar überflüssig mache. Darüber kann man in der Tat trefflich streiten. Wie viele da vor dem deutschen Fernseher gesessen haben und bei sich dachten: „Diese Juden und diese Rothschilds, die sind wirklich die Pest“ – darüber gibt es leider keine verlässlichen Zahlen.
„Vorerst keine Unterstützung mehr“
Nachdem dann in den sozialen Netzwerken über dieses Stück guten deutschen Nachrichten-Verlesens Diskussionen entbrannt waren, fühlte man sich bei der ARD offenbar doch bemüßigt, einen Kommentar hinterherzuschieben. Um 14:56 Uhr des folgenden Tages meldete sich SWR-Korrespondent Ulrich Pick unter der Überschrift: „Abbas verdient keine Unterstützung mehr“ zu Wort.Leider ist bereits die Überschrift des Kommentars etwas irreführend. Denn im Text selbst heißt es: „Der Palästinenserpräsident hat durch seinen unverhohlenen Antisemitismus eine rote Linie überschritten und verdient vorerst keine Unterstützung mehr.“ Die korrekte Überschrift hätte also lauten müssen: „Abbas verdient keine Unterstützung mehr – vorerst“. Dann jedoch hätte Herr Pick darlegen müssen, warum so jemand wie der Abbas, der ja nicht das erste Mal die Gesamtklaviatur der antisemitischen Verschwörungstheorien bespielt, warum so jemand nur VORERST keine Unterstützung mehr verdienen soll.
Dazu äußert sich Herr Pick dann aber doch nicht. Die Frage bleibt also im Raum stehen: Was muss eigentlich noch passieren, bis sich die waschechten Antisemiten als politische Ansprechpartner aus dem Rennen geschossen haben? Eigenhändig Juden ermorden? Oder ist Antisemitismus, wie es Diether Dehm empfahl, „Massenmord und muss dem Massenmord vorbehalten bleiben“? Abbas also nur ein kleines Würstchen, dem man den guten deutschen Antisemitismus gar nicht zutraut?
Das Schönste jedoch an dem Stück des Herrn Pick ist, dass man wieder spürt, wie unwohl ihm die verdrucksten Worte, die dann in ihrer Deutlichkeit wieder relativiert werden müssen, in Richtung der Palästinenser in Wahrheit sind. Damit reiht sich sein Kommentar in die Phalanx so vieler Israel-Kommentare der Qualitätsmedien ein, die etwas verbessern wollen, es dabei aber noch viel schlimmer machen. Ganz zum Schluss seines Kommentars kommt dann endlich die Auflösung. Pick schreibt: „Und die politische Rechte in Israel dürfte sich bei aller Ungehörigkeit der Abbas’schen Äußerungen ins Fäustchen lachen. Denn diese werden ihre radikale Siedlungspolitik nur beflügeln.“
Da ist es wieder! Dieser fiese Jud‘, der sich hinterrücks ins schwitzige Fäustchen lacht, weiß auch noch solch kleine Unpässlichkeiten, die doch – vorerst – jedem mal passieren können, für sich zu nutzen. Dass Pick damit das Abbas’sche Narrativ vom Juden, der immer und ewig aus allem seinen Vorteil zu ziehen weiß, bedient, dürfte ihm dabei gar nicht aufgefallen sein. Aber so denkt es eben in den Qualitätsjournalisten der ARD.
Und nun das Wetter. Vahlefeld
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