"Die
deutsche Kultur ist nicht für die Ewigkeit geschaffen, kümmern wir uns
um die Zivilisation". Auf mehrfachen Wunsch veröffentlicht Michael Klonovsky hier den
Text seiner Rede vom 17. April 2018 bei der AfD München.
Meine Damen und Herren,
Heinrich von Kleist hat einen großartigen Text geschrieben: „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“. Ein vergleichbares Prinzip gilt für die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben. Dieser Vortrag stand ursprünglich unter dem Motto: „Zukunft braucht Wurzeln“, doch bei der Niederschrift wurde mir ein Gedanke immer klarer, nämlich dass diese Wurzeln zunehmend zur Privatsache werden.
Das heißt, der Charakter meiner Darlegung ändert sich ein wenig. Ich werde zu Ihnen darüber sprechen, wer oder was an diesen Wurzeln herumschneidet und wie man als Konservativer damit umgehen könnte. Aber ich will auch darüber sprechen, wie man als Konservativer, falls die Gesellschaft sich wirklich von ihren Traditionswurzeln abtrennt, gewissermaßen freiheitliche Luftwurzeln schlagen kann.
Konservativ zu sein, heißt zunächst einmal, die Maximen zu beherzigen, die Gottfried Benn in seiner Prosaskizze „Der Ptolemäer“ niedergeschrieben hat:
„Erkenne die Lage! Rechne mit deinen Defekten! Gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen!“
Das ist, am Rande bemerkt, das genaue Gegenteil von dem, was die Oberste deutsche Heeresleitung ab 1917 getan hat, was Hitler ab 1939 veranstaltet hat, was Merkel seit spätestens 2015 tut. Wir sind offensichtlich Angehörige eines irrationalen, auf eine gefährliche Weise romantischen Volkes, das in den vergangenen 100 Jahren dreimal seine Bestände seinen Parolen geopfert hat. Beim ersten Mal waren die Konservativen beteiligt, das nur am Rande.
Erkenne die Lage. Wie ist sie?
Der heutige Welttag ist den Konservativen nicht günstig, sofern sie sich im Sinne des conservare, des Bewahrens verstehen. Die Klüfte zwischen den Generationen sind breiter und tiefer denn je, und zwar nicht, weil die jüngere Generation gegen die ältere rebelliert – das tat sie schon weit heftiger –, sondern weil durch die technische Entwicklung und all jene Prozesse, die man unter Globalisierung zusammenfasst, die Folgegeneration jener ihrer Eltern immer unähnlicher wird. Mit den Worten des IT-Gurus Ray Kurzweil: „Schauen Sie sich Ihr Kind genau an, wenn es erwachsen ist, wird nahezu nichts auf der Welt mehr so sein wie heute.“
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstand durch die Nachrichtenelektronik und den Flugverkehr eine bislang ungekannte globale Gleichzeitigkeit. Plötzlich konnten sich Menschen über Kontinente hinweg als „Generation“ empfinden. Heute wird der gesamte Globus durch die Digitalisierung, durch Popmusik, Nachrichten und Sportereignisse auf synchron gestellt. Die sukzessive Verbreitung des Englischen als Weltsprache – gewissermaßen die beginnende Aufhebung der babylonischen Sprachverwirrung – ist ein integraler Bestandteil dieses Prozesses.
Die Synchronschaltung des Globus läuft, bei aller Ungleichzeitigkeit der technologischen und sozialen Zustände in den Ländern, auf eine Totalherrschaft der Gegenwart hinaus. Der moderne westliche Mensch lebt außerhalb der Geschichte, jedoch nicht so wie der Bauer des Mittelalters, dessen Leben sich in naturhaften Zyklen vollzog, in denen nichts normaler war als der Wechsel einander gleichender Generationen, sondern er verliert die Fähigkeit, in Zusammenhängen zu empfinden. Er würde diese Fähigkeit als sentimentale Schwäche bezeichnen. Vergangenheit schrumpft zu einem gleichförmigen „Früher“, dem zugleich das Etikett „Schlechter“ angeklebt ist. Tradition erscheint fast nur noch als Ballast.
Der moderne westliche Mensch betrachtet sich nicht mehr als Zwischenglied einer Kette, die Verbindung zum Gestern ist abgerissen, und ob er je eine zum Morgen herstellen wird, hängt von biografischen Zufällen ab. Viele maßgebliche deutsche und westeuropäische Politiker stellen diese Verbindung nicht mehr her; Merkel, Macron, Theresa May, Juncker, Göring-Eckart, Hofreiter, Scholz, Altmaier: Das sind alles Aussterbende.
Der moderne westliche Mensch denkt seine Enkel nicht nur nicht mehr mit, er glaubt oftmals gar nicht mehr an an die Existenz von Enkeln. Deswegen beginnt dieser Menschenschlag sich einzureden, es gebe zwischen seinen Nachkommen und denen der anderen keinen Unterschied, mögen die anderen auch von noch so fern kommen und noch so rustikale Sitten pflegen.
Dem modernen Durchnittsdeutschen sind etwa der Kanadier, der Brasilianer oder der Taiwanese seiner Gegenwart näher und vertrauter als der deutsche Bürger des späten 19. Jahrhunderts, vom preußischen Freiwilligen des Jahres 1813 zu schweigen, denn diese Menschen essen dasselbe Fastfood wie er, sie sehen dieselben Filme, hören dieselbe Musik und träumen dieselben Träume.
Dass sich die Angehörigen eines Volkes oder eines Kulturkreises stärker von ihren Vorfahren getrennt fühlen als von anderen zeitgenössischen Völkern und Kulturkreisen, ist welthistorisch beispiellos. Die Zeit trennt mehr als der Raum, weil es den Raum nicht mehr gibt. Die modernen Verkehrs- und Kommunikationsmittel und die Ideologie der Globalisierung haben ihn aufgehoben.
Das heißt, dass die Verwurzelung in der Zeit quasi täglich schwächer wird, weil diese Wurzeln absterben. Die Menschen haben aus dem Fortschritt der Technik, der Medizin und der Unterhaltungsindustrie den Schluss gezogen, dass nichts mehr alt sein darf. Die Revolution ist quasi auf Permanenz gestellt. Deshalb werden einem heutzutage die Klassiker, wenn überhaupt, stets mit der Beifügung angedient, sie seien hochaktuell. Neuheit und Aktualität sind Werte an sich geworden; „gestrig“ ist ein Schimpfwort, steigerbar zur Exkommunikationsformel „ewiggestrig“. Alle traditionellen Gesellschaften wandelten in den Spuren ihrer Altvordern, wir verwischen sie – wenn wir nicht gerade damit beschäftigt sind, jene zu verurteilen, die sie hinterließen.
Die Geschwindigkeit, mit welcher der Mensch heute kulturelle Verluste hinnehmen und sich neuen Konstellationen anpassen muss, nimmt ständig zu. Die Komplexität der modernen Welt wird immer verwirrender und unüberschaubar. Es war einmal möglich, etwa vom Standpunkt Hegels, Darwins, Freuds, Marx’ oder Rudolf Steiners, komplette Gesellschaftsmodelle zu konstruieren. Das würde heute niemand mehr versuchen. Kein Kopf kann das globale Geschehen mehr zusammendenken.
In diesem Sinne ist jeder moderne Politiker ein tragischer Mensch: Die Spielregeln sind viel zu komplex, als dass er sie überschauen könnte, sobald er handelt, wird er schuldig – er ahnt nur noch nicht, woran genau. Deswegen sieht Nicht-Handeln zuweilen wie die Lösung aus.
Man muss sich zur Stützung dieser These lediglich anschauen, welche Faktoren in absehbarer Zukunft unser Land beeinflussen werden:
Wie um alles in der Welt kann man sich in dieser Lage als ein Konservativer positionieren, ohne als ein Schrat zu erscheinen, als ein hinterwäldlerischer Narr, als ein Don Quichotte?
Zumal es ja noch andere, sozusagen konkurrierende Konservative gibt, auch hierzulande in wachsender Zahl, die eine konservative Revolution anstreben, totaler und radikaler, als wir sie uns heute überhaupt erst vorstellen können. Denn was ist der Islam aus westlicher Sicht anderes als eine konservative Revolution? Überraschenderweise wird sie von den Linken und Liberalen unterstützt, weil alle Relationen ins Rutschen geraten sind und Revolutionen eben immer ihre nützlichen Idioten finden.
Der westliche Konservative sieht sich in einer Zange. Auf der einen Seite die dahinschießende Zersetzung und Verramschung aller Bestände und Institutionen im Namen des Fortschritts, auf der anderen Seite ein restauratives Konkurrenzunternehmen, das zwar ein den westlichen Fortschrittlern komplett entgegengesetztes Ziel verfolgt, sie aber im Erfolgsfall an Zerstörungskraft noch überträfe. Beide Seiten haben einen universalistischen Anspruch – der Konservative ist von Natur aus Partikularist.
Der geradezu dialektische Witz wird darin bestehen, dass beide Universalismen, der globalistische wie der islamische, lauter neue Partikularismen erzeugen.
In einem grotesken Zugleich werden auf verstreuten Inseln der Seligen Designerbabys und künstliche Ersatzorgane für Eliten gezüchtet, während nebenan ein religiöser Text aus dem 7. Jahrhundert als unübersteigbare Wahrheit gilt, auf deren Nichtakzeptanz die Todesstrafe droht. Zonen hypertropher Ordnung und wildester Anarchie werden direkt nebeneinander bestehen, wissenschaftliche und wirtschaftliche „Kompetenzfestungen“ (Gunnar Heinsohn) direkt neben Clangebieten, wo das Faustrecht herrscht, Astronautenausbildung neben Ehrenmorden, höfliche Automaten neben Bandenkriegen, Gender-Studies neben Voodoo – das ist eigentlich kein Widerspruch, ich weiß –, genoptimierte Hundertjährige neben bereits zahnlosen Zwanzigjährigen, militante Tierschützer neben Schächtern, universitäre Schutzräume, in denen die geschlechtergerechte Sprache penibel beachtet wird und aus denen jeder Bub verwiesen wird, der einem Mädchen ein falsches Wort ins Ohr flüstert, während drei Straßen weiter Vergewaltigungen, Pädosex und die Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen zur Folklore gehören. Und, wie gesagt, das alles nebeneinander mitten in Europa. Wer Afrika importiert, wird selber zu Afrika.
Kann ein Volk die eben geschilderten Auflösungsprozesse überleben?
Israel scheint es zu können. Um die Vietnamesen muss einem nicht bange sein. Bei den Japanern stellen sich schon erste Zweifel ein; die haben zwar in ihrer beneidenswerten Inselsituation die Zugbrücken hochgezogen, aber demografisch sieht es bei ihnen nicht besser aus als bei uns.
Formulieren wir die Frage anders: Kann ein neurotisches, in Selbstverleugnug erstarrtes Volk diese Auflösungsprozesse überleben?
Ich könnte jetzt sagen: Nein, und den Vortrag beenden.
Meine These ist aber eine andere. Sie ist nicht besonders schön, gerade für einen deutschen Schriftsteller nicht, aber ich erinnere an Benn: „Rechne mit deinen Defekten! Gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen!“
Die deutsche Kultur ist nicht für die Ewigkeit gemacht, nicht einmal für den Äon. Ihr Überleben wird Privatangelegenheit und Stilfrage sein. Man kann sie vorleben, aber nicht vorschreiben. Als politisches Programm hat sie wahrscheinlich keine allzugroße Zukunft. Ohnehin ist Kultur im Normalfall kein politischer Gegenstand; ein Staat, der sie zu fördern versucht, schwächt sie. 1992 demonstrierten Mainzer Winzer – Wein ist immer auch Kultur! – gegen den Fiskus mit der treffenden Parole: „Was wir ererbt von unsren Vätern, wird verwaltet von Verrätern.“ Man kann Verräter nicht abschaffen oder umerziehen, aber man kann ihnen die Möglichkeit nehmen, zu verwalten.
Wer eine spezifisch deutsche Kultur jenseits der Sprache nicht zu erkennen vermag wie eine schlecht integrierte Integrationsbeauftragte, ist ein Barbar, aber wer über solche Äußerungen ein Geschrei anstimmt, anstatt diese deutsche Kultur zu verkörpern, ist auch nicht besser – ich will jetzt nicht über gewisse AfD-Twitteraccounts reden. Mir ist es übrigens egal, was deutsche Konservative von deutscher Kultur verstehen, ob sie Gedichte auswendig wissen, das Verhältnis von Schopenhauer zu Hegel erläutern oder den Weg der Fuge von Bach bis zur Prügelfuge in den „Meistersingern“ skizzieren können. Oder ob sie ein deutsches Weihnachtslied in der zweiten Stimme singen können. Ich will nur, dass deutsche Konservative aufhören, heimliche Sozialdemokraten zu sein.
Das deutsche Gemüt hat überhaupt so einen fatalen Hang ins Sozialistische, das hängt mit den Erfahrungen der geopolitischen Mittellage zusammen. Dem deutschen Konservatismus fehlt seit je der freiheitliche Zug. Das wird im Gefolge der Einwanderungskrise immer deutlicher. Als Vorbild schweben mir hier weniger die Angelsachsen mit ihrer Beutelust und ihrem Teflongemüt vor als vielmehr die Schweizer, Europas freiheitlichste Nation, und eine Willensnation überdies, keine ethnische. Beim deutschen Sozialismus indes muss man immer damit rechnen, dass er wahlweise zum National- oder Internationalsozialismus entartet.
Ein Beispiel. Typisch für den speziell linksdeutschen Dachschaden mag ein Leserbrief sein, der vor kurzem im Spiegel zu lesen stand und sich auf ein Interview mit Rüdiger Safranski bezog, der gesagt hatte, es gäbe keine Pflicht zur Fremdenfreundlichkeit. Der Leserbriefschreiber erklärte: "Einem Menschen, der zufällig derselben Ethnie entstammt wie man selbst und der zufällig den gleichen Pass hat, ist man in keiner Weise mehr verpflichtet als jedem anderen Menschen dieser Welt."
Meine Damen und Herren, daneben ist die chinesische Hirnwäsche ein Schonprogramm gewesen. Aber im Grunde ist das die Position der Bundeskanzlerin.
Ich könnte jetzt historisch ausholen und fragen, inwieweit dieser Mensch seinen luxuriösen Standpunkt anderen verdankt, die ihn auf dieses solide Plateau gestellt haben und zufällig derselben Ethnie entstammten wie er. Ich könnte darüber hinaus fragen, ob er seiner Entsolidarisierungsadresse nicht noch die Formulierung hinzufügen möchte: "Menschen, die zufällig meiner Familie angehören, bin ich nicht mehr verpflichtet als jedem anderen Menschen auf der Welt".
Es genügt aber bereits der Hinweis darauf, dass die Hypertoleranz dieses empfindsamen Edlen nur unter einer einzigen, allerdings unendlich unwahrscheinlichen Voraussetzung Geltung beanspruchen könnte, nämlich dass jeder Mensch auf der Welt so dächte wie er.
Ansonsten bieten sich die von jener absonderlichen Identitätszirrhose Befallenen bloß denen als Opfer dar, die ihren Clan, ihren Stamm, ihr Volk oder ihre Glaubensgemeinschaft über alle anderen stellen. Als Einzelwesen sind sie nicht überlebensfähig, sie benötigen ein Kollektiv, von dem sie zehren und in dem sie sich auf anderer Leute Kosten als Tugendhelden aufspielen können. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber habe keine Lust, einem solcherart missbrauchtem Kollektiv anzugehören, und möchte mich meinerseits von solchen Figuren entsolidarisieren.
Dazu bedarf es in der Tat einer konservativen Revolution, einer konservativen Revolution der Bürger, aber es muss eben eine freiheitliche Revolution sein. Der Gegner ist nicht der Muslim, der hier einwandert, sondern der deutsche Umverteilungsstaat, der ihn anlockt und alimentiert – und natürlich jene Linke, die die moralische Erpressungsbegleitmusik beisteuert. Der innere Feind ist unser Problem, weil er sich völlig irrational verhält und Selbsterhaltung für Rassismus erklärt.
Der afrikanische Einwanderer verhält sich damit verglichen völlig rational.
Ich sagte gerade „konservative Revolution der Bürger“ in Abgrenzung zur konservativen Revolution der Muslime. Es gab den lächerlichen Versuch von Alexander Dobrindt, CSU, der eine solche Revolution gefordert hatte und dann in einem Interview mit Marietta Slomka nicht erklären konnte, was das ist. Das mag zwei Gründe haben. Entweder er ist ungebildet, oder sein Maulkorb sitzt zu eng.
Dabei liegen die Antworten doch auf der Hand. Dobrindt hätte sagen sollen: Naheliegenderweise, Frau Slomka, wollen wir zuerst einmal die Alimentierung Ihres Belehrungs- und Erziehungssenders beenden; anstatt dem Steuerzahler Milliarden abzupressen, damit Sie agitieren, schlemmen und mit Personal aasen können, sollten Sie sich der Konkurrenz am Markt stellen, und wenn die linken Lautsprecher des Staatsfunks heruntergedimmt werden, wird automatisch das gesellschaftliche Klima besser.
Dann wollen wir erhebliche Steuererleichterungen, vor allem für Familien mit Kindern, sofern – und nur sofern! – die Eltern etwas zum Gemeinwohl beitragen. Wir wollen eine Befristung aller Sozialleistungen außer für wirklich schicksalhaft Bedürftige, und nach dem Ablauf dieser Frist gibt es keinen Cent mehr. Wir wollen die Wiederherstellung des Rechtes an den Grenzen und vor Gericht, die Rückkehr des Sühnegedankens in die Rechtspflege, mehr große, moderne und sichere Gefängnisse für die Schulung derer, die momentan mit lächerlich geringen Strafen für schwerste Gewaltverbrechen davonkommen, weil die Knäste mit dem Gold aus den Schiffen überfüllt sind.
Wir wollen die Rückkehr zu einem Bildungssystem, bei dem die Schüler nach Verlassen der Schule lesen, schreiben und rechnen können und mindestens eine Fremdsprache beherrschen, die Beendigung der Abiturienten- und Geisteswissenschaftsstudentenschwemme und die geordnete Überführung des Gender-Okkultismus in die „heute-show“. Außerdem die Streichung sämtlicher Mittel, die in den verfassungswidrigen "Kampf gegen rechts" fließen, die Kürzung der Kultur- und Bühnensubventionen, weil dort ja eh nur noch Kultur demoliert wird, und natürlich eine Einwanderungspolitik, die Neubürger bevorzugt, die ihre Rechnungen selber bezahlen wollen (und können) bei strikter Abweisung und Ausschaffung aller anderen, zumal der zahllosen Straftäter, die sich hier breitgemacht haben.
Wir wollen nicht weniger als einen Mentalitätswandel, wir wollen, dass Frühaufsteher, Buckelkrummmacher, Arbeitsplätzeschaffer, Erfinder und Patentanmelder mehr und die Schwätzer, Sozialabsahner, Ideologieverbreiter und Asylindustriespitzbuben weniger Geld verdienen. Wir wollen überhaupt den Menschenschlag abschaffen, der für seine schiere Existenz eine Belohnung zu verdienen meint, und den Menschenschlag fördern, der selber für sich sorgt. Das hätte fürs erste genügt. Mehr hätte Frau Slomka in ihrer Sendezeit eh nicht untergebracht.
Meine Damen und Herren, ich habe die Schweiz als Willensnation und als Vorbild genannt. Das führt zum vielleicht wichtigsten politischen Projekt, das dem Konservatismus derzeit obliegt: die Erhaltung der Souveränität der Nationalstaaten.
Der Nationalstaat ist die größte Leistung politischen Organisationsvermögens, welches die bisherige Geschichte kennt, und zwar aus einem Grund: Es gibt nirgendwo einen Rechtsstaat, der kein Nationalstaat wäre. Rechtsstaat heißt vor allem: Gewaltenteilung. Einzig der Nationalstaat gewährleistet Rechtssicherheit. Umgekehrt sind keineswegs alle Nationalstaaten Rechtsstaaten, schauen Sie sich die Türkei an oder China. Die Verbindung aus Nationalstaat, Demokratie und Rechtsstaat ist so selten und ihre Entstehung so unwahrscheinlich, dass man sehr gute Alternativen haben muss, sie aufzugeben. Und so lange die Alternativen nur Luftschlösser sind, muss am Nationalstaat festgehalten werden, so viele Einwände man auch gegen ihn haben mag.
Einer der albernsten, aber trendigsten besteht darin, dass man Nationen und Nationalstaaten heute als Konstrukte abqualifiziert. Aber eine Brücke und ein Haus sind auch Konstrukte. Die Menschenrechte und die Demokratie sind Konstrukte. Der Elfmeter beim Fußball ist ein Konstrukt. Sollen unsere Konstruktivisten doch einmal in eine Moschee gehen und dort vortragen, dass der Islam ein Konstrukt ist – es ist immer erhellend zu beobachten, wenn Konstrukte wild werden. Und selbstverständlich ist auch die EU ein Konstrukt.
Meine Damen und Herren, im Grunde ist gegen Konstrukte nichts einzuwenden, wir leben von ihnen und in ihnen. Das Besondere und Einzigartige – und Kostbare! – am Nationalstaat aber ist, dass er all die anderen Bindungen zwischen den Menschen, die des Blutes, der Sippe, der Ethnie, der Religion, eingehegt und befriedet hat. Er hat das Blutsrecht und das religiöse Recht durch das säkulare Recht ersetzt.
Vor unserer Haustür sehen wir, was geschieht, wenn Nationalstaaten zerfallen: Die Kräfte der Religion und des Blutes drängen in jene Machtpositionen, die der säkulare Staat geräumt hat. Die alten Clanstrukturen treten wieder zutage, Stämme teilen die Macht im Lande unter sich auf, religiöse und ethnische Minderheiten werden verfolgt. Und genau das wird derzeit unter dem beifälligen Gemurmel aller Systemparteien importiert. Was uns seitens der Linken und anderer Fortschrittsfreunde als tätige Humanität verkauft wird, ist tatsächlich eine schleichende Zerstörung des Rechtsstaates und der inneren Sicherheit, verbunden mit der Plünderung der Sozialkassen und der Spaltung der Gesellschaft.
Eine freiheitlich-konservative Politik darf nicht zulassen, dass sich das Blut und der Clan und die Religion wieder bei uns durchsetzen. Dass mit Religion nicht der Glaube als solcher gemeint ist, denn wir haben gottlob Religionsfreiheit in Deutschland, sondern ein politischer, auf Herrschaft über die Gesellschaft zielender Anspruch, versteht sich von selbst. Es gibt, von der Weltklimakirche abgesehen, nur eine Religion, die einen solchen Anspruch erhebt.
Der Nationalstaat hätte sich erst dann überlebt, wenn der Supranationalstaat seine Funktionsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Insofern ist die EU ein lehrreiches Exempel. Sie hat vor, Europa, diesen Kontinent der Vielfalt, im Namen der Vielfalt gleichzuschalten, koste es, was es wolle. Solange diese Pervertierung der europäischen Idee in Europa auf Widerstand stößt, lebt die europäische Idee!
Meine Damen und Herren, die Progressisten kommen mit Visionen und Verheißungen und stellen Forderungen in deren Namen. Sie legitimieren sich aus dem Versprechen einer gerechteren Zukunft, und wenn ihre Pläne scheitern, stehlen sich diese Wohlmeinenden heimlich davon und sagen, das hätten sie nicht gewollt. Der Konservative kann dergleichen nicht bieten, was ihn als Langweiler, Zukunftsverweigerer und Auf-der-Stelle-Treter erscheinen lässt.
Dabei bedeutet konservativ zu sein bloß, dass man sich die permanenten Kulissenwechsel nicht als das eigentliche Stück aufschwatzen lässt. Der Konservative hält die Gesellschaft nicht per se für schlecht und dringend veränderungsbedürftig, sondern für ihn ist es zunächst einmal erstaunlich, dass überhaupt etwas funktioniert. Nach seiner Ansicht muss sich also keineswegs das Bestehende legitimieren, sondern das sollen diejenigen tun, die es verändern wollen. Mit den Worten Giuseppe Prezzolinis: „Der Progressist denkt immer an morgen, der Konservative immer an übermorgen.“
Der Konservative möchte also nicht das altägyptische Bewässerungssystem oder den mechanischen Bohrer beim Zahnarzt wiederhaben, sondern im Gegenteil: Ein konservativer Hausbesitzer, um ein schönes Bild des Kabarettisten Ludger Kusenberg zu zitieren, wird sein Haus ständig renovieren und verschönern und technisch auf den neusten Stand bringen. Er wird sich aber davor hüten, jemals eine tragende Wand herauszureißen. Die Familie, das Recht und der Nationalstaat sind solche tragenden Wände.
Ich komme zum Schluss noch einmal zur deutschen Kultur und damit zu den für diesen Vortrag titelgebenden Wurzeln. Während die Freiheit zur Verfassung werden kann – in der gesegneten Schweiz werden sogar Steuererhöhungen per Volksabstimmung entschieden –, ist das Überleben der deutschen Kultur eine Frage des persönlichen Beispiels. Ich nannte es: eine Frage des Stils. Fordern lässt sich hier nichts.
Was ist dafür zu tun? Zunächst einmal hege und pflege man, was an Heimat noch übrig ist. Wer sich fürs Nomadentum entschlossen hat, führe seine Heimat eben mit sich. Die deutsche Kultur wird in den Einzelnen überleben oder gar nicht, und es ist keineswegs ausgemacht, dass dieser Vorgang nur auf dem Gebiet des heutigen Deutschland ausgetragen wird. Der öffentliche Kampf aber muss der Erhaltung der Zivilisation gelten. Wer immer die Zivilisation als solche, den Rechtsstaat, die Umgangsformen, das Eigentum, das Bargeld, die Freiheit der Meinung, des Bekenntnisses und des Wirtschaftens verteidigen will, ist ein Verbündeter, egal welche Sprache er spricht und welche Hautfarbe er hat.
Die Barbaren stehen überall bereit zum Angriff, in den Vorstädten wie in manchen Vorstandsetagen, in den Redaktionen, in den Banken, sogar in Gebetshäusern.
Ansonsten: Füllen und leeren Sie Ihre Weinbestände. Lesen Sie Bücher statt Zeitungen. Flanieren Sie, wo es noch geht. Bewaffnen Sie sich, wo es nicht mehr anders geht. Lassen Sie sich von der allgemeinen Verwahrlosung nicht anstecken. Seien Sie manierlich und heiter. Nennen Sie die Dinge beim Namen, aber gesittet. Seien Sie freundlich zu Ihren Nächsten und heißen Sie diejenigen willkommen heißen, die willkommen sein wollen. Halten Sie es mit Gilbert Chesterton: Wenn ich will, dass die Welt blauer wird, muss ich mit Farbe und Pinsel vor meiner Haustür anfangen. Sie wird danach in jedem Falle blauer sein als zuvor.
Ich danke Ihnen.
Meine Damen und Herren,
Heinrich von Kleist hat einen großartigen Text geschrieben: „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“. Ein vergleichbares Prinzip gilt für die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben. Dieser Vortrag stand ursprünglich unter dem Motto: „Zukunft braucht Wurzeln“, doch bei der Niederschrift wurde mir ein Gedanke immer klarer, nämlich dass diese Wurzeln zunehmend zur Privatsache werden.
Das heißt, der Charakter meiner Darlegung ändert sich ein wenig. Ich werde zu Ihnen darüber sprechen, wer oder was an diesen Wurzeln herumschneidet und wie man als Konservativer damit umgehen könnte. Aber ich will auch darüber sprechen, wie man als Konservativer, falls die Gesellschaft sich wirklich von ihren Traditionswurzeln abtrennt, gewissermaßen freiheitliche Luftwurzeln schlagen kann.
Konservativ zu sein, heißt zunächst einmal, die Maximen zu beherzigen, die Gottfried Benn in seiner Prosaskizze „Der Ptolemäer“ niedergeschrieben hat:
„Erkenne die Lage! Rechne mit deinen Defekten! Gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen!“
Das ist, am Rande bemerkt, das genaue Gegenteil von dem, was die Oberste deutsche Heeresleitung ab 1917 getan hat, was Hitler ab 1939 veranstaltet hat, was Merkel seit spätestens 2015 tut. Wir sind offensichtlich Angehörige eines irrationalen, auf eine gefährliche Weise romantischen Volkes, das in den vergangenen 100 Jahren dreimal seine Bestände seinen Parolen geopfert hat. Beim ersten Mal waren die Konservativen beteiligt, das nur am Rande.
Erkenne die Lage. Wie ist sie?
Der heutige Welttag ist den Konservativen nicht günstig, sofern sie sich im Sinne des conservare, des Bewahrens verstehen. Die Klüfte zwischen den Generationen sind breiter und tiefer denn je, und zwar nicht, weil die jüngere Generation gegen die ältere rebelliert – das tat sie schon weit heftiger –, sondern weil durch die technische Entwicklung und all jene Prozesse, die man unter Globalisierung zusammenfasst, die Folgegeneration jener ihrer Eltern immer unähnlicher wird. Mit den Worten des IT-Gurus Ray Kurzweil: „Schauen Sie sich Ihr Kind genau an, wenn es erwachsen ist, wird nahezu nichts auf der Welt mehr so sein wie heute.“
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstand durch die Nachrichtenelektronik und den Flugverkehr eine bislang ungekannte globale Gleichzeitigkeit. Plötzlich konnten sich Menschen über Kontinente hinweg als „Generation“ empfinden. Heute wird der gesamte Globus durch die Digitalisierung, durch Popmusik, Nachrichten und Sportereignisse auf synchron gestellt. Die sukzessive Verbreitung des Englischen als Weltsprache – gewissermaßen die beginnende Aufhebung der babylonischen Sprachverwirrung – ist ein integraler Bestandteil dieses Prozesses.
Die Synchronschaltung des Globus läuft, bei aller Ungleichzeitigkeit der technologischen und sozialen Zustände in den Ländern, auf eine Totalherrschaft der Gegenwart hinaus. Der moderne westliche Mensch lebt außerhalb der Geschichte, jedoch nicht so wie der Bauer des Mittelalters, dessen Leben sich in naturhaften Zyklen vollzog, in denen nichts normaler war als der Wechsel einander gleichender Generationen, sondern er verliert die Fähigkeit, in Zusammenhängen zu empfinden. Er würde diese Fähigkeit als sentimentale Schwäche bezeichnen. Vergangenheit schrumpft zu einem gleichförmigen „Früher“, dem zugleich das Etikett „Schlechter“ angeklebt ist. Tradition erscheint fast nur noch als Ballast.
Der moderne westliche Mensch betrachtet sich nicht mehr als Zwischenglied einer Kette, die Verbindung zum Gestern ist abgerissen, und ob er je eine zum Morgen herstellen wird, hängt von biografischen Zufällen ab. Viele maßgebliche deutsche und westeuropäische Politiker stellen diese Verbindung nicht mehr her; Merkel, Macron, Theresa May, Juncker, Göring-Eckart, Hofreiter, Scholz, Altmaier: Das sind alles Aussterbende.
Der moderne westliche Mensch denkt seine Enkel nicht nur nicht mehr mit, er glaubt oftmals gar nicht mehr an an die Existenz von Enkeln. Deswegen beginnt dieser Menschenschlag sich einzureden, es gebe zwischen seinen Nachkommen und denen der anderen keinen Unterschied, mögen die anderen auch von noch so fern kommen und noch so rustikale Sitten pflegen.
Dem modernen Durchnittsdeutschen sind etwa der Kanadier, der Brasilianer oder der Taiwanese seiner Gegenwart näher und vertrauter als der deutsche Bürger des späten 19. Jahrhunderts, vom preußischen Freiwilligen des Jahres 1813 zu schweigen, denn diese Menschen essen dasselbe Fastfood wie er, sie sehen dieselben Filme, hören dieselbe Musik und träumen dieselben Träume.
Dass sich die Angehörigen eines Volkes oder eines Kulturkreises stärker von ihren Vorfahren getrennt fühlen als von anderen zeitgenössischen Völkern und Kulturkreisen, ist welthistorisch beispiellos. Die Zeit trennt mehr als der Raum, weil es den Raum nicht mehr gibt. Die modernen Verkehrs- und Kommunikationsmittel und die Ideologie der Globalisierung haben ihn aufgehoben.
Das heißt, dass die Verwurzelung in der Zeit quasi täglich schwächer wird, weil diese Wurzeln absterben. Die Menschen haben aus dem Fortschritt der Technik, der Medizin und der Unterhaltungsindustrie den Schluss gezogen, dass nichts mehr alt sein darf. Die Revolution ist quasi auf Permanenz gestellt. Deshalb werden einem heutzutage die Klassiker, wenn überhaupt, stets mit der Beifügung angedient, sie seien hochaktuell. Neuheit und Aktualität sind Werte an sich geworden; „gestrig“ ist ein Schimpfwort, steigerbar zur Exkommunikationsformel „ewiggestrig“. Alle traditionellen Gesellschaften wandelten in den Spuren ihrer Altvordern, wir verwischen sie – wenn wir nicht gerade damit beschäftigt sind, jene zu verurteilen, die sie hinterließen.
Die Geschwindigkeit, mit welcher der Mensch heute kulturelle Verluste hinnehmen und sich neuen Konstellationen anpassen muss, nimmt ständig zu. Die Komplexität der modernen Welt wird immer verwirrender und unüberschaubar. Es war einmal möglich, etwa vom Standpunkt Hegels, Darwins, Freuds, Marx’ oder Rudolf Steiners, komplette Gesellschaftsmodelle zu konstruieren. Das würde heute niemand mehr versuchen. Kein Kopf kann das globale Geschehen mehr zusammendenken.
In diesem Sinne ist jeder moderne Politiker ein tragischer Mensch: Die Spielregeln sind viel zu komplex, als dass er sie überschauen könnte, sobald er handelt, wird er schuldig – er ahnt nur noch nicht, woran genau. Deswegen sieht Nicht-Handeln zuweilen wie die Lösung aus.
Man muss sich zur Stützung dieser These lediglich anschauen, welche Faktoren in absehbarer Zukunft unser Land beeinflussen werden:
- – rückläufiges Weltwirtschaftswachstum, exorbitante Staatsverschuldung, Finanzkrisen, Protektionismus;
- – Abspaltungsbewegungen innerhalb der EU, mit welchen politischen Konflikten auch immer;
- – die künstlich erzeugte Konfrontation mit Russland; ein moderner Dreißigjähriger Krieg in Syrien, in den Russland und die USA noch mehr hineingezogen werden; der Antagonismus Iran – Saudi-Arabien, in den die Großmächte ebenfalls involviert sind;
- – direkte Migration aus Afrika und dem Orient sowie Migration via Kreißsaal und Familiennachzug; die Abhängigkeit des europäischen Grenzregimes von der in Richtung Gottesstaat abdriftenden Türkei aufgrund von Merkels Alleingängen; die Einflussnahme der Türkei in die inneren Angelegenheiten Deutschlands über die türkische Minderheit;
- – aggressive Re-Islamisierung des Orients, islamischer Terrorismus; islamische Landnahme in Europa;
- – Energiebeschaffungsprobleme; wir stehen am absehbaren Ende der fossilenergetischen Epoche, im Verlauf des nächsten Menschenalters wird sich ein industrieller Muskelschwund einstellen und wahrscheinlich mittels Kernenergie therapiert werden, eine Energieform, aus deren Erzeugung und vor allem Erforschung wir ja triumphal ausgestiegen sind;
- – Ernährungsbeschaffungsprobleme für eine unbeirrt wachsende Weltbevölkerung; in einer immer dichter bevölkerten Welt allzeit drohende Pandemien;
- – Überfischung und Verschmutzung der Meere, Klimawandel (ich sage bewusst nicht: menschengemacht);
- – das weitere Ausgreifen Chinas mit seinem Produktions- und Energiehunger; und wieder Konfrontation mit den USA
- – das globale Nomadisieren der Wirtschaft und der Qualifizierten und parallel dazu das Wachsen des heimischen Prekariats, die immer weitere Technisierung und Elektronisierung des Alltags, die immer dichtere Vernetzung von immer mehr Personen und Institutionen;
- – die Gentechnik mit ihren ungeahnten Möglichkeiten der Optimierung des Menschen bis zur Alterslosigkeit;
- – die künstliche Intelligenz mit ihren ungeahnten Möglichkeiten, ein menschenunabhängiges Denken zu erzeugen, immer mehr von Maschinen und Computern geleistete Arbeit;
- – dazu demografische Erschöpfung, Kriminalität, Verslumung, No-Go-Areas, Analphabetentum, zusammenbrechende Sozialsysteme... – halten wir an dieser Stelle erschöpft inne. Alles steht wie auf Treibsand.
Wie um alles in der Welt kann man sich in dieser Lage als ein Konservativer positionieren, ohne als ein Schrat zu erscheinen, als ein hinterwäldlerischer Narr, als ein Don Quichotte?
Zumal es ja noch andere, sozusagen konkurrierende Konservative gibt, auch hierzulande in wachsender Zahl, die eine konservative Revolution anstreben, totaler und radikaler, als wir sie uns heute überhaupt erst vorstellen können. Denn was ist der Islam aus westlicher Sicht anderes als eine konservative Revolution? Überraschenderweise wird sie von den Linken und Liberalen unterstützt, weil alle Relationen ins Rutschen geraten sind und Revolutionen eben immer ihre nützlichen Idioten finden.
Der westliche Konservative sieht sich in einer Zange. Auf der einen Seite die dahinschießende Zersetzung und Verramschung aller Bestände und Institutionen im Namen des Fortschritts, auf der anderen Seite ein restauratives Konkurrenzunternehmen, das zwar ein den westlichen Fortschrittlern komplett entgegengesetztes Ziel verfolgt, sie aber im Erfolgsfall an Zerstörungskraft noch überträfe. Beide Seiten haben einen universalistischen Anspruch – der Konservative ist von Natur aus Partikularist.
Der geradezu dialektische Witz wird darin bestehen, dass beide Universalismen, der globalistische wie der islamische, lauter neue Partikularismen erzeugen.
In einem grotesken Zugleich werden auf verstreuten Inseln der Seligen Designerbabys und künstliche Ersatzorgane für Eliten gezüchtet, während nebenan ein religiöser Text aus dem 7. Jahrhundert als unübersteigbare Wahrheit gilt, auf deren Nichtakzeptanz die Todesstrafe droht. Zonen hypertropher Ordnung und wildester Anarchie werden direkt nebeneinander bestehen, wissenschaftliche und wirtschaftliche „Kompetenzfestungen“ (Gunnar Heinsohn) direkt neben Clangebieten, wo das Faustrecht herrscht, Astronautenausbildung neben Ehrenmorden, höfliche Automaten neben Bandenkriegen, Gender-Studies neben Voodoo – das ist eigentlich kein Widerspruch, ich weiß –, genoptimierte Hundertjährige neben bereits zahnlosen Zwanzigjährigen, militante Tierschützer neben Schächtern, universitäre Schutzräume, in denen die geschlechtergerechte Sprache penibel beachtet wird und aus denen jeder Bub verwiesen wird, der einem Mädchen ein falsches Wort ins Ohr flüstert, während drei Straßen weiter Vergewaltigungen, Pädosex und die Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen zur Folklore gehören. Und, wie gesagt, das alles nebeneinander mitten in Europa. Wer Afrika importiert, wird selber zu Afrika.
Kann ein Volk die eben geschilderten Auflösungsprozesse überleben?
Israel scheint es zu können. Um die Vietnamesen muss einem nicht bange sein. Bei den Japanern stellen sich schon erste Zweifel ein; die haben zwar in ihrer beneidenswerten Inselsituation die Zugbrücken hochgezogen, aber demografisch sieht es bei ihnen nicht besser aus als bei uns.
Formulieren wir die Frage anders: Kann ein neurotisches, in Selbstverleugnug erstarrtes Volk diese Auflösungsprozesse überleben?
Ich könnte jetzt sagen: Nein, und den Vortrag beenden.
Meine These ist aber eine andere. Sie ist nicht besonders schön, gerade für einen deutschen Schriftsteller nicht, aber ich erinnere an Benn: „Rechne mit deinen Defekten! Gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen!“
Die deutsche Kultur ist nicht für die Ewigkeit gemacht, nicht einmal für den Äon. Ihr Überleben wird Privatangelegenheit und Stilfrage sein. Man kann sie vorleben, aber nicht vorschreiben. Als politisches Programm hat sie wahrscheinlich keine allzugroße Zukunft. Ohnehin ist Kultur im Normalfall kein politischer Gegenstand; ein Staat, der sie zu fördern versucht, schwächt sie. 1992 demonstrierten Mainzer Winzer – Wein ist immer auch Kultur! – gegen den Fiskus mit der treffenden Parole: „Was wir ererbt von unsren Vätern, wird verwaltet von Verrätern.“ Man kann Verräter nicht abschaffen oder umerziehen, aber man kann ihnen die Möglichkeit nehmen, zu verwalten.
Wer eine spezifisch deutsche Kultur jenseits der Sprache nicht zu erkennen vermag wie eine schlecht integrierte Integrationsbeauftragte, ist ein Barbar, aber wer über solche Äußerungen ein Geschrei anstimmt, anstatt diese deutsche Kultur zu verkörpern, ist auch nicht besser – ich will jetzt nicht über gewisse AfD-Twitteraccounts reden. Mir ist es übrigens egal, was deutsche Konservative von deutscher Kultur verstehen, ob sie Gedichte auswendig wissen, das Verhältnis von Schopenhauer zu Hegel erläutern oder den Weg der Fuge von Bach bis zur Prügelfuge in den „Meistersingern“ skizzieren können. Oder ob sie ein deutsches Weihnachtslied in der zweiten Stimme singen können. Ich will nur, dass deutsche Konservative aufhören, heimliche Sozialdemokraten zu sein.
Das deutsche Gemüt hat überhaupt so einen fatalen Hang ins Sozialistische, das hängt mit den Erfahrungen der geopolitischen Mittellage zusammen. Dem deutschen Konservatismus fehlt seit je der freiheitliche Zug. Das wird im Gefolge der Einwanderungskrise immer deutlicher. Als Vorbild schweben mir hier weniger die Angelsachsen mit ihrer Beutelust und ihrem Teflongemüt vor als vielmehr die Schweizer, Europas freiheitlichste Nation, und eine Willensnation überdies, keine ethnische. Beim deutschen Sozialismus indes muss man immer damit rechnen, dass er wahlweise zum National- oder Internationalsozialismus entartet.
Ein Beispiel. Typisch für den speziell linksdeutschen Dachschaden mag ein Leserbrief sein, der vor kurzem im Spiegel zu lesen stand und sich auf ein Interview mit Rüdiger Safranski bezog, der gesagt hatte, es gäbe keine Pflicht zur Fremdenfreundlichkeit. Der Leserbriefschreiber erklärte: "Einem Menschen, der zufällig derselben Ethnie entstammt wie man selbst und der zufällig den gleichen Pass hat, ist man in keiner Weise mehr verpflichtet als jedem anderen Menschen dieser Welt."
Meine Damen und Herren, daneben ist die chinesische Hirnwäsche ein Schonprogramm gewesen. Aber im Grunde ist das die Position der Bundeskanzlerin.
Ich könnte jetzt historisch ausholen und fragen, inwieweit dieser Mensch seinen luxuriösen Standpunkt anderen verdankt, die ihn auf dieses solide Plateau gestellt haben und zufällig derselben Ethnie entstammten wie er. Ich könnte darüber hinaus fragen, ob er seiner Entsolidarisierungsadresse nicht noch die Formulierung hinzufügen möchte: "Menschen, die zufällig meiner Familie angehören, bin ich nicht mehr verpflichtet als jedem anderen Menschen auf der Welt".
Es genügt aber bereits der Hinweis darauf, dass die Hypertoleranz dieses empfindsamen Edlen nur unter einer einzigen, allerdings unendlich unwahrscheinlichen Voraussetzung Geltung beanspruchen könnte, nämlich dass jeder Mensch auf der Welt so dächte wie er.
Ansonsten bieten sich die von jener absonderlichen Identitätszirrhose Befallenen bloß denen als Opfer dar, die ihren Clan, ihren Stamm, ihr Volk oder ihre Glaubensgemeinschaft über alle anderen stellen. Als Einzelwesen sind sie nicht überlebensfähig, sie benötigen ein Kollektiv, von dem sie zehren und in dem sie sich auf anderer Leute Kosten als Tugendhelden aufspielen können. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber habe keine Lust, einem solcherart missbrauchtem Kollektiv anzugehören, und möchte mich meinerseits von solchen Figuren entsolidarisieren.
Dazu bedarf es in der Tat einer konservativen Revolution, einer konservativen Revolution der Bürger, aber es muss eben eine freiheitliche Revolution sein. Der Gegner ist nicht der Muslim, der hier einwandert, sondern der deutsche Umverteilungsstaat, der ihn anlockt und alimentiert – und natürlich jene Linke, die die moralische Erpressungsbegleitmusik beisteuert. Der innere Feind ist unser Problem, weil er sich völlig irrational verhält und Selbsterhaltung für Rassismus erklärt.
Der afrikanische Einwanderer verhält sich damit verglichen völlig rational.
Ich sagte gerade „konservative Revolution der Bürger“ in Abgrenzung zur konservativen Revolution der Muslime. Es gab den lächerlichen Versuch von Alexander Dobrindt, CSU, der eine solche Revolution gefordert hatte und dann in einem Interview mit Marietta Slomka nicht erklären konnte, was das ist. Das mag zwei Gründe haben. Entweder er ist ungebildet, oder sein Maulkorb sitzt zu eng.
Dabei liegen die Antworten doch auf der Hand. Dobrindt hätte sagen sollen: Naheliegenderweise, Frau Slomka, wollen wir zuerst einmal die Alimentierung Ihres Belehrungs- und Erziehungssenders beenden; anstatt dem Steuerzahler Milliarden abzupressen, damit Sie agitieren, schlemmen und mit Personal aasen können, sollten Sie sich der Konkurrenz am Markt stellen, und wenn die linken Lautsprecher des Staatsfunks heruntergedimmt werden, wird automatisch das gesellschaftliche Klima besser.
Dann wollen wir erhebliche Steuererleichterungen, vor allem für Familien mit Kindern, sofern – und nur sofern! – die Eltern etwas zum Gemeinwohl beitragen. Wir wollen eine Befristung aller Sozialleistungen außer für wirklich schicksalhaft Bedürftige, und nach dem Ablauf dieser Frist gibt es keinen Cent mehr. Wir wollen die Wiederherstellung des Rechtes an den Grenzen und vor Gericht, die Rückkehr des Sühnegedankens in die Rechtspflege, mehr große, moderne und sichere Gefängnisse für die Schulung derer, die momentan mit lächerlich geringen Strafen für schwerste Gewaltverbrechen davonkommen, weil die Knäste mit dem Gold aus den Schiffen überfüllt sind.
Wir wollen die Rückkehr zu einem Bildungssystem, bei dem die Schüler nach Verlassen der Schule lesen, schreiben und rechnen können und mindestens eine Fremdsprache beherrschen, die Beendigung der Abiturienten- und Geisteswissenschaftsstudentenschwemme und die geordnete Überführung des Gender-Okkultismus in die „heute-show“. Außerdem die Streichung sämtlicher Mittel, die in den verfassungswidrigen "Kampf gegen rechts" fließen, die Kürzung der Kultur- und Bühnensubventionen, weil dort ja eh nur noch Kultur demoliert wird, und natürlich eine Einwanderungspolitik, die Neubürger bevorzugt, die ihre Rechnungen selber bezahlen wollen (und können) bei strikter Abweisung und Ausschaffung aller anderen, zumal der zahllosen Straftäter, die sich hier breitgemacht haben.
Wir wollen nicht weniger als einen Mentalitätswandel, wir wollen, dass Frühaufsteher, Buckelkrummmacher, Arbeitsplätzeschaffer, Erfinder und Patentanmelder mehr und die Schwätzer, Sozialabsahner, Ideologieverbreiter und Asylindustriespitzbuben weniger Geld verdienen. Wir wollen überhaupt den Menschenschlag abschaffen, der für seine schiere Existenz eine Belohnung zu verdienen meint, und den Menschenschlag fördern, der selber für sich sorgt. Das hätte fürs erste genügt. Mehr hätte Frau Slomka in ihrer Sendezeit eh nicht untergebracht.
Meine Damen und Herren, ich habe die Schweiz als Willensnation und als Vorbild genannt. Das führt zum vielleicht wichtigsten politischen Projekt, das dem Konservatismus derzeit obliegt: die Erhaltung der Souveränität der Nationalstaaten.
Der Nationalstaat ist die größte Leistung politischen Organisationsvermögens, welches die bisherige Geschichte kennt, und zwar aus einem Grund: Es gibt nirgendwo einen Rechtsstaat, der kein Nationalstaat wäre. Rechtsstaat heißt vor allem: Gewaltenteilung. Einzig der Nationalstaat gewährleistet Rechtssicherheit. Umgekehrt sind keineswegs alle Nationalstaaten Rechtsstaaten, schauen Sie sich die Türkei an oder China. Die Verbindung aus Nationalstaat, Demokratie und Rechtsstaat ist so selten und ihre Entstehung so unwahrscheinlich, dass man sehr gute Alternativen haben muss, sie aufzugeben. Und so lange die Alternativen nur Luftschlösser sind, muss am Nationalstaat festgehalten werden, so viele Einwände man auch gegen ihn haben mag.
Einer der albernsten, aber trendigsten besteht darin, dass man Nationen und Nationalstaaten heute als Konstrukte abqualifiziert. Aber eine Brücke und ein Haus sind auch Konstrukte. Die Menschenrechte und die Demokratie sind Konstrukte. Der Elfmeter beim Fußball ist ein Konstrukt. Sollen unsere Konstruktivisten doch einmal in eine Moschee gehen und dort vortragen, dass der Islam ein Konstrukt ist – es ist immer erhellend zu beobachten, wenn Konstrukte wild werden. Und selbstverständlich ist auch die EU ein Konstrukt.
Meine Damen und Herren, im Grunde ist gegen Konstrukte nichts einzuwenden, wir leben von ihnen und in ihnen. Das Besondere und Einzigartige – und Kostbare! – am Nationalstaat aber ist, dass er all die anderen Bindungen zwischen den Menschen, die des Blutes, der Sippe, der Ethnie, der Religion, eingehegt und befriedet hat. Er hat das Blutsrecht und das religiöse Recht durch das säkulare Recht ersetzt.
Vor unserer Haustür sehen wir, was geschieht, wenn Nationalstaaten zerfallen: Die Kräfte der Religion und des Blutes drängen in jene Machtpositionen, die der säkulare Staat geräumt hat. Die alten Clanstrukturen treten wieder zutage, Stämme teilen die Macht im Lande unter sich auf, religiöse und ethnische Minderheiten werden verfolgt. Und genau das wird derzeit unter dem beifälligen Gemurmel aller Systemparteien importiert. Was uns seitens der Linken und anderer Fortschrittsfreunde als tätige Humanität verkauft wird, ist tatsächlich eine schleichende Zerstörung des Rechtsstaates und der inneren Sicherheit, verbunden mit der Plünderung der Sozialkassen und der Spaltung der Gesellschaft.
Eine freiheitlich-konservative Politik darf nicht zulassen, dass sich das Blut und der Clan und die Religion wieder bei uns durchsetzen. Dass mit Religion nicht der Glaube als solcher gemeint ist, denn wir haben gottlob Religionsfreiheit in Deutschland, sondern ein politischer, auf Herrschaft über die Gesellschaft zielender Anspruch, versteht sich von selbst. Es gibt, von der Weltklimakirche abgesehen, nur eine Religion, die einen solchen Anspruch erhebt.
Der Nationalstaat hätte sich erst dann überlebt, wenn der Supranationalstaat seine Funktionsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Insofern ist die EU ein lehrreiches Exempel. Sie hat vor, Europa, diesen Kontinent der Vielfalt, im Namen der Vielfalt gleichzuschalten, koste es, was es wolle. Solange diese Pervertierung der europäischen Idee in Europa auf Widerstand stößt, lebt die europäische Idee!
Meine Damen und Herren, die Progressisten kommen mit Visionen und Verheißungen und stellen Forderungen in deren Namen. Sie legitimieren sich aus dem Versprechen einer gerechteren Zukunft, und wenn ihre Pläne scheitern, stehlen sich diese Wohlmeinenden heimlich davon und sagen, das hätten sie nicht gewollt. Der Konservative kann dergleichen nicht bieten, was ihn als Langweiler, Zukunftsverweigerer und Auf-der-Stelle-Treter erscheinen lässt.
Dabei bedeutet konservativ zu sein bloß, dass man sich die permanenten Kulissenwechsel nicht als das eigentliche Stück aufschwatzen lässt. Der Konservative hält die Gesellschaft nicht per se für schlecht und dringend veränderungsbedürftig, sondern für ihn ist es zunächst einmal erstaunlich, dass überhaupt etwas funktioniert. Nach seiner Ansicht muss sich also keineswegs das Bestehende legitimieren, sondern das sollen diejenigen tun, die es verändern wollen. Mit den Worten Giuseppe Prezzolinis: „Der Progressist denkt immer an morgen, der Konservative immer an übermorgen.“
Der Konservative möchte also nicht das altägyptische Bewässerungssystem oder den mechanischen Bohrer beim Zahnarzt wiederhaben, sondern im Gegenteil: Ein konservativer Hausbesitzer, um ein schönes Bild des Kabarettisten Ludger Kusenberg zu zitieren, wird sein Haus ständig renovieren und verschönern und technisch auf den neusten Stand bringen. Er wird sich aber davor hüten, jemals eine tragende Wand herauszureißen. Die Familie, das Recht und der Nationalstaat sind solche tragenden Wände.
Ich komme zum Schluss noch einmal zur deutschen Kultur und damit zu den für diesen Vortrag titelgebenden Wurzeln. Während die Freiheit zur Verfassung werden kann – in der gesegneten Schweiz werden sogar Steuererhöhungen per Volksabstimmung entschieden –, ist das Überleben der deutschen Kultur eine Frage des persönlichen Beispiels. Ich nannte es: eine Frage des Stils. Fordern lässt sich hier nichts.
Was ist dafür zu tun? Zunächst einmal hege und pflege man, was an Heimat noch übrig ist. Wer sich fürs Nomadentum entschlossen hat, führe seine Heimat eben mit sich. Die deutsche Kultur wird in den Einzelnen überleben oder gar nicht, und es ist keineswegs ausgemacht, dass dieser Vorgang nur auf dem Gebiet des heutigen Deutschland ausgetragen wird. Der öffentliche Kampf aber muss der Erhaltung der Zivilisation gelten. Wer immer die Zivilisation als solche, den Rechtsstaat, die Umgangsformen, das Eigentum, das Bargeld, die Freiheit der Meinung, des Bekenntnisses und des Wirtschaftens verteidigen will, ist ein Verbündeter, egal welche Sprache er spricht und welche Hautfarbe er hat.
Die Barbaren stehen überall bereit zum Angriff, in den Vorstädten wie in manchen Vorstandsetagen, in den Redaktionen, in den Banken, sogar in Gebetshäusern.
Ansonsten: Füllen und leeren Sie Ihre Weinbestände. Lesen Sie Bücher statt Zeitungen. Flanieren Sie, wo es noch geht. Bewaffnen Sie sich, wo es nicht mehr anders geht. Lassen Sie sich von der allgemeinen Verwahrlosung nicht anstecken. Seien Sie manierlich und heiter. Nennen Sie die Dinge beim Namen, aber gesittet. Seien Sie freundlich zu Ihren Nächsten und heißen Sie diejenigen willkommen heißen, die willkommen sein wollen. Halten Sie es mit Gilbert Chesterton: Wenn ich will, dass die Welt blauer wird, muss ich mit Farbe und Pinsel vor meiner Haustür anfangen. Sie wird danach in jedem Falle blauer sein als zuvor.
Ich danke Ihnen.
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