Die Hamas weiß, dass keine Armee des Nahen Ostens so sanft mit ihr
umgehen würde wie die israelische. An jeder anderen Grenze würde die
Organisation nicht zwei-, sondern fünfstellige Opferzahlen erleiden. Es
ginge ihr wie Syrien, Irak oder Jemen mit ihren Dauerkriegen. Das einzig
Ungewöhnliche am Nahen Osten besteht im Verzicht der Israelis, mit der
Terrorgruppe zu verfahren, wie diese gegen Juden vorgehen will. Hamas
will ausrotten, kann es aber noch nicht richtig. Es kann an diesem
Projekt aber weiterarbeiten, weil Israel unterlässt, was es tun könnte,
nämlich den Gazastreifen in ein Aleppo oder ein – vor kurzem noch
paradiesisches – Ghuta zu verwandeln.
Israel – so paradox es klingt – ermöglich durch seine Zurückhaltung
den Ökoterror mit brennenden Drachen in seine eigenen Felder.
Hamas
schickt durchaus vorsichtige Frauen mit der Beruhigung an die Front,
dass die Israelis nicht auf Frauen schießen. Kinder werden mit derselben
Aussicht auf ungefährliches Heldentum in die Feuerlinie gelockt. Einige
trifft es dann doch, weil sich hinter ihnen versteckende Bombenleger
ausgeschaltet werden müssen. Hamas ruft dann „Kindermörder“ in die Welt,
und die islamistischen Hauptstädte von Ankara bis Teheran stimmen
begeistert ein, obwohl diesmal sogar ihr russischer Bündnispartner Gazas
„extremistische“ Taktik kritisiert. Erst als Ägypten ein Ende der Aktionen verlangt, knickt Hamas ein. Seine Führer wissen, dass Kairo mit ihnen nicht lange fackeln würde.
Israel hat in dem Entsetzen allenfalls die Chance, den Umgang mit
immer größeren feindlichen Massen zu erlernen. 1950 lebten in Gaza nur
eine Viertelmillion Menschen. Heute sind es zwei, 2030 aber werden es über 2,5 Millionen
sein. Sie können nur zorniger und kriegslistiger werden. Dabei wird
ihre Kapazität zur Absorption von Verlusten stetig größer. Sie sind auf
ihre Weise Kinder des Westens. Er garantiert über die UNRWA, dass auch
noch das vierte Kind der dritten Ehefrau rundum finanziert wird. Weil
Amerika dabei jetzt nicht mehr mitmacht, haben westeuropäische Länder
ihre Beiträge vorgezogen oder gar erhöht.
2017
überweist Berlin knapp 80 Millionen. Dazu kommt der Anteil am
EU-Geschenk von mehr als 140 Millionen €. Relativ noch viel mehr gibt mit 27 Millionen die Schweiz. Auch dadurch kann Gaza seit 1950 seine Bevölkerung um den Faktor 8 erhöhen, während das benachbarte Ägypten nur knapp über den Faktor 4 vorankommt.
Obwohl es wohl niemand ausdrücklich will, geht es indirekt auch um
einen Krieg von Ländern und stillschweigenden Beobachtern des Holocaust
gegen Nachkommen seiner Überlebenden. Er ist noch lange nicht vorüber. (Gunnar Heinsohn)
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