1. Wenn der Europäische Stabilitätsmechanismus
(ESM) wie geplant als Rückversicherung für die Sanierung von Banken
(Backstop) eingesetzt wird, sinkt für Banken und Aufsichtsbehörden der
Anreiz, faule Kredite zu bereinigen. Das geht zu Lasten des Wachstums
und der Finanzstabilität.
2. Wenn
der ESM wie geplant als „Europäischer Währungsfonds“ (EWF) in EU-Recht
überführt wird, gerät er unter den Einfluss von Ländern, die der
Eurozone nicht angehören. Da einzelne Länder bei dringlichen
Entscheidungen des EWF das Vetorecht verlieren sollen, könnten
Gläubigerländer überstimmt werden. So würde zum Beispiel der Deutsche Bundestag sein Kontrollrecht verlieren.
3. Wenn
die Einlagensicherung für Bankguthaben wie geplant vergemeinschaftet
wird, werden auch die Kosten der Fehler sozialisiert, die Banken und
Regierungen in der Vergangenheit begangen haben.
4. Der
geplante europäische Investitionsfonds zur gesamtwirtschaftlichen
Stabilisierung und der geplante Fonds zur Unterstützung struktureller
Reformen dürften zu weiteren Transfers und Krediten an Euroländer
führen, die es in der Vergangenheit versäumt haben, die notwendigen
Reformmaßnahmen zu ergreifen. Es wäre falsch, Fehlverhalten zu belohnen.
Über das Interbankzahlungssystem Target2 hat Deutschland bereits
Verbindlichkeiten der Europäischen Zentralbank (EZB) in Höhe von mehr als 900 Milliarden Euro akzeptiert, die nicht verzinst werden und nicht zurückgezahlt werden müssen.
5. Ein
Europäischer Finanzminister mit Fiskalkapazität würde als
Gesprächspartner der EZB dazu beitragen, dass die Geldpolitik noch
stärker politisiert wird. Die sehr umfangreichen Anleihekäufe der
Europäischen Zentralbank (2550 Milliarden Euro bis September 2018)
kommen schon jetzt einer Staatsfinanzierung über die Zentralbank gleich.
Das
Haftungsprinzip ist ein Grundpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft. Die
Haftungsunion unterminiert das Wachstum und gefährdet den Wohlstand in
ganz Europa. Dies zeigt sich bereits jetzt in einem sinkenden Lohnniveau
für immer mehr, meist junge Menschen. Deshalb fordern wir die
Bundesregierung auf, sich auf die Grundprinzipien der Sozialen
Marktwirtschaft zurückzubesinnen.
Es gilt, Strukturreformen voranzubringen, statt neue Kreditlinien und
Anreize für wirtschaftliches Fehlverhalten zu schaffen. Die
Privilegierung der Staatsanleihen in der Risikovorsorge der Banken ist
abzuschaffen. Die Eurozone braucht ein geordnetes Insolvenzverfahren für
Staaten und ein geordnetes Austrittsverfahren. Die Kapitalmarktunion
sollte vollendet werden – auch weil internationale Kapitalbewegungen
asymmetrische Schocks kompensieren. Bei der EZB sollten Haftung und
Stimmrechte miteinander verbunden werden. Die Target-Salden sind
regelmäßig zu begleichen. Die Ankäufe von Staatsanleihen sollten ein
schnelles Ende finden.
Der Aufruf wurde initiiert von den
Wirtschaftsprofessoren Dirk Meyer, Thomas Mayer, Gunther Schnabl und
Roland Vaubel. Zahlreiche Ökonomen schlossen sich ihm an, ihre Namen
sind unten aufgeführt.
Dirk Meyer
lehrt an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Thomas Mayer ist
Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute und
Professor an der Universität Witten/Herdecke. Gunther Schnabl lehrt an
der Universität Leipzig. Roland Vaubel ist Emeritus an der Universität
Mannheim.
Hanjo Allinger, Rainer Alt, Peter Altmiks, Niels Angermüller, Gerhard
Arminger, Philipp Bagus, Hartwig Bartling, Christian Bauer, Alexander
Baumeister, Dirk Baur, Hanno Beck, Peter Bernholz, Norbert Berthold,
Dirk Bethmann, Ulrich Blum, Christoph Braunschweig, Gerrit Brösel,
Martin-Peter Büch, Walter Buhr, Rolf Caesar, Ronald Clapham, Erich
Dauenhauer, Frank Daumann, Dietrich Dickertmann, Leef Dierks, Gerd
Diethelm, Alexander Dilger, Juergen B. Donges, Norbert Eickhof,
Alexander Eisenkopf, Mathias Erlei, Rolf Eschenburg, Stefan Felder,
Robert Fenge, Cay Folkers, Siegfried Franke, Jan Franke-Viebach, Michael
Frenkel, Andreas Freytag, Wilfried Fuhrmann, Werner Gaab, Gerhard
Gehrig, Thomas Glauben, Frank Gogoll, Robert Göötz, Christiane
Goodfellow, Rüdiger Grascht, Alfred Greiner, Heinz Grossekettler, Andrea
Gubitz, Gerd Habermann, Hendrik Hagedorn, Gerd Hansen, Rolf Hasse,
Klaus-Dirk Henke, Henner Hentze, Thomas Hering, Bernhard Herz, Stefan
Hoderlein, Stephan Hornig, Guido Hülsmann, Jost Jacoby, Hans-Joachim
Jarchow, Thomas Jost, Markus C. Kerber, Henning Klodt, Michael Knittel,
Leonard Knoll, Andreas Knorr, Manfred Königstein, Ulrich Koester, Stefan
Kooths, Walter Krämer, Dietmar Krafft, Rainer Künzel, Britta Kuhn,
Werner Lachmann, Enno Langfeldt, Andreas Löhr, Tim Lohse, Helga
Luckenbach, Reinar Lüdeke, Dominik Maltritz, Gerald Mann, Thomas Mayer,
Dirk Meyer, Renate Ohr, Michael Olbrich, Werner Pascha, Hans-Georg
Petersen, Wolfgang Pfaffenberger, Ingo Pies, Werner Plumpe, Mattias
Polborn, Thorsten Polleit, Niklas Potrafke, Bernd Raffelhüschen,
Bernd-Thomas, Ramb, Richard Reichel, Hayo Reimers, Stefan Reitz, Rudolf
Richter, Wolfram F. Richter, Gerhard Rösl, Roland Rollberg, Alexander
Ruddies, Gerhard Rübel, Karlhans Sauernheimer, Stefan Schäfer, Wolf
Schäfer, Malcolm Schauf, Bernd Scherer, Jörg Schimmelpfennig, Ingo
Schmidt, Dieter Schmidtchen, Michael Schmitz, Gunther Schnabl, Jan
Schnellenbach, Bruno Schönfelder, Siegfried Schoppe, Jürgen Schröder,
Christian Schubert, Alfred Schüller, Peter M. Schulze, Thomas Schuster,
Christian Seidl, Hans-Werner Sinn, Fritz Söllner, Peter Spahn, Jürgen
Stark, Wolfgang Ströbele, Stefan Tangermann, H. Jörg Thieme, Stefan
Traub, Dieter Tscheulin, Ulrich van Suntum, Roland Vaubel, Stefan Voigt,
Hermann von Laer, Hans-Jürgen Vosgerau, Adolf Wagner, Heike
Walterscheid, Gerhard Wegner, Rafael Weißbach, Heinz-Dieter Wenzel, Max
Wewel, Hans Wielens, Otto Wiese, Rainer Willeke, Manfred Willms,
Dietrich Winterhager, Michael Wohlgemuth, Hans-Werner Wohltmann, Achim
Zink FAZ
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