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Dienstag, 17. Dezember 2019

Schlangen zum Frühstück, Mittag- und Abendessen


Der Schlangenadler - ein leicht zu erkennender Raubvogel, der im Flug seine weiße Unterseite zeigt und deshalb in Italien "Biancone" heißt - frisst tatsächlich fast nur Schlangen (auch Giftschlangen, aber nur wenn der Hunger groß ist; er ist nicht gegen das Gift immun und es ist anstrengend, dem Biss ausweichen zu müssen). Weiß der Himmel, wo er all diese Schlangen findet! Er beobachtet die Orte, an denen sich Schlangen sonnen, und er kennt deren Stundenplan. Außerdem kann er sie sogar aus 500 Meter Höhe erkennen. Eine dreiköpfige Schlangenadlerfamilie muss jedes Jahr 1000 80 Gramm schwere (ca. 1,50 Meter lange) Schlangen finden. Und ein Schlangenadler lebt schließlich 30 Jahre lang! Den Winter verbringen sie natürlich in Afrika (direkt von Sizilien nach Tunesien zu fliegen, ist diesen großen, schweren Vögeln zu gefährlich; sie fliegen daher erst nordwärts nach Ligurien und entlang der Küste bis nach Spanien, um in Gibraltar nach Afrika überzusetzen), aber wenn die Schneeglöckchen in den Bergen der Tolfa blühen, kommen sie bereits zurück. Kleine Schlangen lässt er liegen, solange das Küken noch nicht geschlüpft ist, weil der Aufwand zu groß wäre. Aber auch allzu große Schlangen meidet er: eine zu groß gewachsene Äskulapnatter oder Vierstreifennatter kann ihm gefährlich werden, wenn es ihr gelingt, den Adler zu umschlingen und zuzudrücken. Mehrere Schlangenadler wurden so schon vom Menschen vor dem Tod gerettet! Die Pärchen bleiben einander ihr Leben lang treu und sind auch ortstreu und kehren jedes Jahr ins selbe Areal zurück, aber anders als die Steinadler, die mehrere Nester gleichzeitig haben und diese von Generation zu Generation weiter geben, wodurch sie immer größer werden und tonnenschwer werden können, wird das Nest des Schlangenadlers immer neu gebaut und zwar mehrere Meter von der Stelle des Vorjahrs entfernt und stets auf immergrünen Bäumen wie Steineichen. Nur ein einziges Ei wird gelegt. Männliche und weibliche Schlangenadler sind schwer zu unterschieden. Aber die Mutter hat ein etwas helleres Kleid und verlässt das Küken nie und schützt es mit halbgeöffneten Flügeln vor der heißen Sonne. Der Vater muss alle drei ernähren. Nachts kommt es vor, dass Schlangenadler immer wieder von Waldkäuzen ins Genick gehackt werden. Die Waldkäuze scheinen die Schlangenadler zu hassen. Jedenfalls fressen sie gerne deren Junge. Aber die Mutter lässt sich nicht aus dem Nest jagen und es kommt kaum einmal vor, dass der Waldkauz Erfolg hat.
Es besteht ein Gleichgewicht zwischen Maremmaner Rind, Schlangen und Schlangenadlern. Das Rind sorgt dafür, dass die Schlangen ihr Habitat haben, indem es der Ausbreitung von Büschen eine Grenze zieht. Auf diese Weise werden die Schlangen aber auch für die Schlangenadler sichtbar. Wenn es im Sommer lange nicht regnet, bleiben die Schlangen im Gebüsch, um nicht auszutrocknen. In der Sonne würden sie schnell 50° erreichen und sterben. Aber im Gebüsch sind sie unauffindbar für den Adler, und die Adler verenden.
Manchmal stirbt ein Rind durch eine verunglückte Kalbung. Das Aas wird von Steinadlern (die sich hauptsächlich von Hasen ernähren) und Mäusebussarden aufgesucht, aber der Schlangenadler interessiert sich nur für Schlangen. Wenn sich ein Steinadler zu sehr einem Bussardnest nähert, wird der Bussard den Steinadler sehr entschlossen attackieren.

Die schönsten Dokumentarfilme über die Natur, die man in Europa zu sehen bekommt, sind von Francesco Petretti. Lange Jahrzehnte lang gab es gar keine italienischen Dokumentarfilme über die Natur außer denen, die von der BBC nach Italien importiert wurden. Aber jetzt gibt es Petretti. Er malt auch sehr gut.

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