Ich weiß, man soll nicht gleich „Nazi!“ schreien, wenn einem
irgendetwas auffällt, das Erinnerungen an die Nazi-Zeit weckt. Das
Tanzverbot am Karfreitag zum Beispiel, das für alle Länder der
Bundesrepublik gilt, aber in jedem anders gehandhabt wird, hat seinen
Ursprung in einer Regelung, die von den Nazis als ein „Ausdruck der
Solidarität der Jugend mit der kämpfenden Front“ eingeführt wurde.
Auch das steuerliche „Ehegattensplitting“ steht in der Tradition der
NS-Familienpolitik. Und wer am 1. Mai für mehr soziale Gerechtigkeit und
höhere Löhne demonstriert, sollte wissen, dass der „Kampftag der
Arbeiterklasse“ im Dritten Reich als „Tag der nationalen Arbeit“
begangen wurde. Auch die Autobahn und der Volkswagen standen auf dem
To-Do-Zettel der Nazis weit oben.
Und so war ich nur mäßig überrascht, als ich neulich las, die Stadt
Vilshofen an der Donau würde Hausbesitzern, „die nachhaltig leben“, eine
„grüne Hausnummer“ geben, die allen, die vorbeigehen oder vorbeifahren,
signalisieren soll, dass der Besitzer der Immobilie einen Beitrag zum
Klima- und Umweltschutz leistet.
Voraussetzung sei, dass beim Bau energieeffiziente Materialien zum
Einsatz kamen und auch an eine Solaranlage gedacht wurde. Wer
öffentliche Verkehrsmittel nutzt oder mit einem E-Auto zur Arbeit fährt,
der bekommt die „grüne Nummer“ eher als sein Nachbar, der
möglicherweise kalt duscht, aber mit einem Benziner oder Diesel die Luft
verpestet. Diese Art der positiven Stigmatisierung werde in anderen
Gemeinden bereits erfolgreich praktiziert.
Ich konnte nicht umhin, ich musste sofort an den „gelben Stern“
denken, den die Juden vom 1. September 1941 an im Deutschen Reich und
den besetzten Gebieten tragen mussten, um den Nazis die Erkennungsarbeit
zu erleichtern.
Die Analogie mag übertrieben sein, ganz daneben ist sie nicht. Zum
einen ist der Umweltschutz das Einfallstor für den Überwachungsstaat,
der seine Bürger bis ins Badezimmer kontrolliert. Zum anderen kommt er
dem deutschen Bedürfnis nach Aussondern und Denunzieren entgegen. Dass
es diesmal nicht die Juden trifft, sondern die Umweltsünder, macht die
Sache nicht besser, es zeigt nur, wie flexibel und nachhaltig eine
Tradition sein kann.
Kurzum: Moosgrün ist das neue Hellbraun. HMB
Übrigens...
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