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Montag, 26. Juli 2021

Anja Reschke

Es geht, sagt Anja Reschke, bei „Wissen vor acht", um ein ernstes Umweltproblem: „Kühe stoßen als Ergebnis ihrer Verdauung sehr viel Methan aus.“ Das ist keine ganz neue Nachricht, neu ist nur, dass „entgegen der landläufigen Meinung“ das meiste Methan nicht hinten, sondern vorne entweicht, nämlich 90 bis 95 Prozent, wenn das Tier durch die Nase rülpst. Woher Frau Reschke die Info hat? Sie wird doch nicht selber von Hof zu Hof gezogen sein und gemessen haben? 

Nein, es war das Umweltbundesamt, demzufolge allein im Jahre 2018 etwa 25 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangt sind, und „das nur durch deutsche Rindviecher“. Hochgerechnet auf 1,5 Milliarden Rinder weltweit, „kommt man auf einen Wert, der über dem des weltweiten Verkehrs liegt“, sagt Frau Reschke, ohne zu spezifizieren, ob sie Autos, Flugzeuge oder Schiffe meint. Oder einfach alles, das sich mit Hilfe eines Verbrennungsmotors bewegt. Wie viele Millionen Tonnen CO2 mögen das sein? Egal, jedenfalls sei „die Tendenz dramatisch steigend“.

Und deswegen präsentiert Frau Reschke die „Erfindung eines englischen Start-ups“, eine Art „Maske für die Kuh“, mit der sich „theoretisch bis zu 30 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Methan“ vermeiden ließen. Eine Quellenangabe für diese kühne Rechnung bleibt uns Frau Reschke schuldig, es kann das ungenannte britische Start-up sein oder auch die Gebühreneinzugszentrale der ö.-r. Anstalten, die inzwischen als „Beitragsservice“ firmiert. Dann legt Frau Reschke die 100 Gramm leichte Maske einer klimaneutral hergestellten Kuh aus Pappe um und erklärt, wie das Gerät funktioniert. In der Maske befinden sich „verschiedene Sensoren und durch Solarenergie betriebene Ventilatoren“. Die „saugen das Methan aus der Nase (der Kuh) ab und wandeln es chemisch so um, dass das, was am Ende rauskommt, um etwa ein Drittel weniger schädlich ist“.

Aber das ist noch nicht alles. Diese sensationelle Applikation soll eines Tages noch mehr können. „Sie soll Krankheiten des Rinds über die Atemluft früherkennen und auch die Ernährung des Viehs optimieren.“ So ließe sich der Methanausstoß einer Kuh „spürbar reduzieren“. Angeblich sollen sich Kälber „innerhalb weniger Minuten an die Maske gewöhnen“; sie hält fünf Jahre, braucht keine Wartung und soll umgerechnet etwa 40 Euro kosten. 

Das alles hört sich unglaublich an, wie die Geschichte von der Eier legenden Wollmilchsau, aber es dürfte die reine Wahrheit sein. Beim NDR geht nichts über den Sender, das nicht von den Faktenprüfern des Hauses gecheckt wurde. Obwohl es der Glaubwürdigkeit zugute gekommen wäre, wenn Frau Reschke uns wenigstens einen Hinweis auf den Hersteller der Supermaske gegeben hätte. Ist es die British American Tobacco Company? AstraZeneca? Smith & Nephew? 

Es ist jedenfalls eine tolle Geschichte, die es verdienen würde, fortgeschrieben zu werden. Als nächstes könnte eine „Maske für die Kuh“ auf den Markt kommen, die es einem Rindvieh ermöglichen sollte, die Sendung „Wissen vor acht“ zu moderieren. Das würde nicht nur den Ausstoß von Methan reduzieren, sondern auch für ordentlichen Durchzug im NDR sorgen.   HMB

 

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