Stationen

Mittwoch, 28. Juli 2021

Peinlich

 

Am 27. April 1964 unterhielt sich Lyndon B. Johnson mit Gästen auf dem Rasen vor dem Weißen Haus. Mit dabei waren seine beiden Beagles, genannt Her und Him. Ein Foto zeigt, wie der Präsident Him an den Ohren ziehend auf die Hinterbeine stellte. Bei näherer Betrachtung hätte man sehen können, dass er den Hund zugleich mit der linken Hand am Halsband stützte. Him blickt vergnügt, ihm schien das Spiel mit seinem Herrchen zu gefallen. Und doch wurde dieses Foto zu einem kommunikativen Super-GAU des erst seit fünf Monaten amtierenden Präsidenten. Plötzlich stand er als Tierquäler da.
Meiner Erinnerung nach war es das erste Mal, dass ein Spitzenpolitiker wegen eines Fotos in ernste Schwierigkeiten geriet. Johnson, der den Krieg in Vietnam eskaliert und im Krieg gegen die Armut versagt hatte, versuchte mehrmals, sich zu rechtfertigen. Wenige Monate vor seinem Tod nahm er sogar eine Platte auf ("Dogs Have Always Been My Friends“), um seine Hundeliebe zu dokumentieren. Man hört ihn darauf mit seiner Hündin Yuki im Duett heulen.
 
Manipulation setzt auf das blinde Vertrauen in den Augenschein und in die Glaubwürdigkeit von Bildunterschriften. Es gibt ein Foto mit Marlene Dietrich in Männerkleidung zwischen zwei Begleitern. Angeblich sieht man darauf ihre Festnahme in Paris, weil sie gegen das Hosen-Verbot verstieß. Tatsächlich zeigt es sie nach ihrer Ankunft in Cherbourg mit ihrem Mann, dem Produzenten Rudolf Sieber, und einem gemeinsamen Freund. Obwohl das längst geklärt ist, hält sich hartnäckig die Legende ihrer Verfolgung wegen der Missachtung eines patriarchalischen Bekleidungsdiktats. Auf Twitter beschwor Saskia Sell gerade erst wieder den „Geist von Marlene Dietrich, die 1933 in Paris verhaftet wurde, weil sie Hosen trug“. Sell bildet an der FU in Berlin Journalisten aus.
Marlene Dietrich und Lyndon B. Johnson lebten in einer Welt, in der die Gefahr von den Pressefotografen ausging. Heute, in Zeiten der digitalen Bilderwucherung, ist „Message Control“ durch Bildbeschränkung eine Illusion. Das Smartphone hat den Paparazzo in eine Massenerscheinung verwandelt, gegen die es praktisch kein gewaltfreies Mittel gibt. 
 
Armin Laschet, das jüngste prominente Opfer dieser Heimsuchung, steht als empathieloses, dauergrinsendes Monster am Pranger. Er sei, schrieb „Die Zeit“, ein Kanzlerkandidat „dessen operative, kommunikative und gestische Fahrigkeit einem Angst machen muss“ (16.7.). Und das, weil er auf einer Pressekonferenz in einer vom Hochwasser verwüsteten Gemeinde plötzlich lachen musste, während der Bundespräsident Betroffenheit äußerte. Eine kurz danach bei derselben Gelegenheit gemachte Aufnahme mit einem grinsenden Steinmeier interessierte die hypermoralischen Haltungsjournalisten weniger, denn der kandidiert schließlich nicht für die falsche Partei.
Ein weiteres „Skandalfoto“ zeigt den jungen CDU-Abgeordneten Philipp Amthor auf einem Festival zwischen zwei Männern, die die „Antifaschistische Linke Bochum“ für Neonazis hält. Ob das Foto manipuliert wurde, wird noch untersucht. Amthor ist kein Trottel, er hätte sich mit Rechtsextremen sicher nicht abbilden lassen. Aber es gehört zum Job eines Politikers, sich im Wahlkampf mit Leuten fotografieren zu lassen, die er nicht kennt.
Sicher authentisch sind die Aufnahmen, die Tanja Fajon, die Vorsitzende der slowenischen Sozialdemokraten, am 5.5. 2020 twitterte. Sie ist dort bei der Kranzniederlegung vor dem Denkmal des Kommunisten Boris Kidrič zu sehen, der sich nach 1945 schwerer Verbrechen schuldig gemacht hatte, besonders im Zuge der Vertreibung der Deutschen. EU-Kommissar Timmermans war so empört, dass man es in Laibach gewagt hatte, ihm diese Fotos seiner Genossin zu zeigen, dass er einen Foto-Termin mit dem konservativen slowenischen Ministerpräsidenten Janša boykottierte.  Karl-Peter Schwarz in der "Presse" heute

Es gab in 1000 Jahren deutscher Geschichte noch kein einziges Staatsoberhaupt in diesem Land, das so erbärmlich dumm war wie Steinmeier (Ich rufe alle Geschichtsprofessoren dieser Welt dazu auf, mir zu beweisen, dass ich mich da irre). Jedes Mal, wenn Steinmeier eine Rede hält, müsste ihn die Zuhörerschaft eigentlich niederbrüllen und mit dem Wurf fauler Tomaten und Eier vom Platz jagen. Es soll ja Kaiser und Bischöfe gegeben haben, die durch Akklamation ins Amt gehoben wurden. Wenigstens einmal sollte es doch möglich sein, einen Bundespräsidenten ohne Medienkampagne zum Amtsverzicht zu bewegen. Penlich - ja geradezu "schäbig" im von Seehofer gemeinten Sinne - ist also jeder, der Steinmeier zuhört, statt ihn irgendwohin zu schicken, wo nicht mal der Pfeffer Lust hat Wurzeln zu schlagen.
Der furor popoli müsste längst nicht nur Steinmeier dazu bewegen, dieses Land für immer zu verlassen, sondern vor allem Seehofer, Haldenwang, Maas etc. und natürlich die Abrissbirne aus der Uckermark müsste längst so schief angesehen werden, dass sie nirgendwo in Deutschland noch Lust hat, einen Liter Milch zu kaufen.

Frohnatur Laschet kann einem leid tun. Er ist - im Gegensatz zu Mario Draghi und Roberto Mancini - von der Vorsehung für die Rolle des Verlierers und Hans Wurst ausersehen. Er verliert nämlich nicht nur, wenn er die nächsten Wahlen gewinnt (im Gegenteil, man möchte dem armen Kerl genau das wünschen), er verliert erst recht, wenn er sie gewinnt. Denn dann hat er was am Hals, das schlimmer ist als die Krätze. Das Beste, was er jetzt tun könnte, wäre hinzuschmeißen und Merkel zu bitten, es nochmal zu machen.

 

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