Wer kennt noch Esther Ofarim?
Eine Schlager-Sängerin der 60er Jahre. Mein einstiger Kindergarten- und Schulfreund, dessen Eltern einen Laden mit Elektrogeräten und Schallplatten hatten, schenkte mir 1968 eine Single des Duos ‘‘Esther & Abi Ofarim“ zum Geburtstag, wodurch ich leider die ersten antisemitischen Schmähungen meines Lebens aus dem Munde meiner Mutter hören musste und die Platte nur noch mit klopfendem Herzen und beklommenem Gefühl hören konnte. Dass 7 Jahre zuvor - als wir noch keinen Fernseher hatten, aber Radio und Zeitungen sicherlich voll davon waren - der Eichmann-Prozess stattgefunden hatte, erfuhr ich erst Jahrzehnte später durch eigenes Suchen. Im Geschichtsunterricht an meiner Schule wurden wir schon als Kinder viel mit NS-Problematik und schockierenden Filmen über KZs überkübelt, aber den Namen Eichmann oder Fritz Bauer hörte ich während meiner Schulzeit kein einziges Mal. Und schon gar nicht Josef Mengele. Meine Eltern bezeichneten die Shoah zeitlebens als Propagandalüge (der Siegermächte und des Weltjudentums), machten im Gegensatz hierzu aber nie ein Hehl daraus, dass die Juden deportiert worden waren und dass sie das auch richtig so fanden! Ich war gerade einmal 8 Jahre alt, als mein Vater mir im Beisein meiner Mutter in der Küche auf meine diesbezügliche Frage erklärend antwortete, die Juden seien Parasiten und Fremde und deshalb von Hitler außer Landes geschafft worden. Wohin sagte er nicht. Nach Israel jedenfalls nicht, denn die Anwesenheit von Juden dort lehnte er genauso ab... Sehr verwirrend und verstörend für ein Kind. Er muss wohl ein Verfechter des sogenannten Nisko-Plans gewesen sein.
Vor kurzem hatte die inzwischen 80 Jahre alte Dame einen Gastauftritt während des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) in der Konzertscheune auf Kultur Gut Hasselburg. Esther Ofarim, geborene Esther Zaied, geschiedene Esther Reichsta(d)t kam am 13. Juni 1941 in Safed bei Nazareth in Galiläa als Kind einer syrisch-jüdischen Familie auf die Welt. Ähnlich wie Daliah Lavi ist auch Esther Ofraim sehr sprachbegabt und singt wie diese deshalb akzentfrei in vielen verschiedenen Sprachen.
1943, als Esther zwei Jahre alt war, zog ihre Familie nach Haifa. Ende der 1950er Jahre lernte sie ihren späteren Ehemann Avraham Reichsta(d)t kennen. 1960 wurde sie, die Schauspielerin werden wollte, von dem Hollywood-Regisseur Otto Preminger für eine kleine Rolle in dem Film "Exodus" engagiert. Aber 1961 bildete sie im Morgengrauen der Beat- und Hippieromantik mit ihrem Mann das Gesangsduo „ha-Ofarim“ (deutsch: die Rehkitze). Unter den Namen Esther & Abi Ofarim brachten sie ihr erstes Album heraus, das in Israel ein Nummer-1-Erfolg wurde. Nun wurden sie auch im Ausland bekannt, 1962 ließen sie sich in Genf nieder, 1967 feierten sie mit dem Song „Cinderella Rockfella“ einen internationalen Erfolg. Auch die Lieder: „Sing Hallelujah“, „Morning Of My Life“ und „Melodie einer Nacht“, machten Esther & Abi Ofarim in der ganzen Welt berühmt.
1969 trennte sich das Paar privat und künstlerisch. Esther Ofarim heiratete ein zweites Mal und zog später nach Hamburg. Seit 1998 gibt sie in Deutschland wieder Konzerte und tritt regelmäßig am St. Pauli Theater auf. Zu ihrem Repertoire gehören Lider wie „Halleluja“ von Leonard Cohen, „She’s leaving home“ von Lennon/McCartney, „Scarborough Fair“ von Simon/Garfunkel, „Alabama Song“ und „Surabaya Johnny“ von Weill/Brecht, „Dirty old Town“ von Ewan McColl...
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