Stationen

Mittwoch, 14. Juli 2021

Es muss ein Ende haben

Medien und Journalisten gleichen kleinen Kindern. Kuscht man jedes Mal, in denen sie schreien, gewöhnen sie sich dran – und schreien wieder und wieder, wenn es nicht nach ihrer Nase geht. Die einzige Lösung liegt darin, derlei Verhalten nicht einreißen zu lassen – und nicht über jedes Stöckchen zu springen, das selbstgefällige Redaktionsschreibtischtäter einem hinhalten.

Souveränität, Gelassenheit und Unbeirrbarkeit sind gefragt. Nur so wird man zur Volkspartei. Wer hingegen in die Defensive geht, wie es manche in der AfD noch immer praktizieren, sich rechtfertigt, bei den Spaltereien mitmacht, sich vom Regierungsschutz unter Druck setzen läßt, der endet bei deutlich einstelligen Wahlergebnissen.

Niklas Luhmann hat in seinem mediensoziologischen Werk „Die Realität der Massenmedien“, aber auch an verschiedenen anderen Stellen dargelegt, wie das kontinuierliche Spiel zwischen Politik und Massenmedien in liberalen, funktional differenzierten Gesellschaften funktioniert (oder, aus Sicht vieler, eben nicht gut funktioniert).

Politik und Massenmedien bilden füreinander intransparente, operativ geschlossene Funktionssysteme, die sich – in liberalen Demokratien – gegenseitig nicht steuern können, die aber strukturell gekoppelt sind, über die zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks langsam ausdifferenzierte Öffentlichkeit. Man würde jedoch einige postmoderne Realitäten der Meso- und der Mikro-Ebene ignorieren, würde man ausblenden, daß die Mehrheit der etablierten Massenmedien in der heutigen Bundesrepublik empirisch nachweislich dominiert werden durch linksgrün eingestellte „Journalisten“, die alles tun, um – auch über die ständig sichtbare Verwischung von Bericht und Kommentar – ihrem linksliberalen Narrativ Dominanz zu verschaffen.

Dabei wird auch offen mit linksextremen Antifa-Gruppierungen zusammengearbeitet, ohne Scham und Scheuklappen, während zugleich alles rechts der Mitte dämonisiert wird. Etwas, was übrigens nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ wie taz, Spiegel, ZEIT, Staatsfunk und Co betrifft, sondern etwa auch die wirtschaftsliberale Springer-Presse (BILD, WELT), die im Zweifel keine Scheu hat, mit erklärten Antideutschen zusammenzuarbeiten, solange diese nur pro-amerikanisch, „pro-westlich“ und pro-israelisch sind, dabei aber auch etwa gegen einen Donald Trump kaum weniger hetzen als ihre linksliberalen Pendants.

Eine Entwicklung, die ein weiteres Indiz dafür bilden sollte, daß derlei Medien für die AfD und ihr vorpolitisches Umfeld nicht mehr erreichbar sind, also guten Gewissens „abgeschrieben“ werden können, und daß unsere einzige Chance darin liegt, unsere eigenen Medien zu stärken, zu schützen und weiter herauszubilden – angefangen von der Jungen Freiheit, Compact und Sezession über zahlreiche kleinere Medien bis hin zum Fernziel einer TV-Präsenz à la Newsmax TV oder FOX News, neben RT Deutsch.

In einer Bundesrepublik, in der die AfD relativ stabil eine Wählerschaft von 10 % + erreicht, gibt es ein Publikum dafür. Nicht zu vergessen dabei natürlich die für uns essenziellen sozialen Netzwerke, in denen es bei Fortschreiten von Cancel Culture und Deplatforming eigene Kanäle, Medien und Netzwerke herauszubilden gilt.

All diese Erkenntnisse sind so neu nicht, führen allerdings zu einer weiteren Erkenntnis, die in konservative Sphären immer noch nicht zur Genüge durchgedrungen ist: Nämlich jene, daß es ein grundlegender strategischer Fehler ist, sich kontinuierlich wieder von etablierten Massenmedien die Pistole auf die Brust setzen zu lassen, weil man Angst vor weiteren bösen Etikettierungen hat oder auch, weil man im tiefsten Innern eigentlich am liebsten mit dazugehören möchte, zum Establishment an den Futtertrögen, weil man endlich mit eingeladen werden möchte zu der großen Party.

Man muß keinen Pädagogik-Ratgeber konsultieren, um zu wissen, daß ein Kind, dessen Eltern immer wieder springen, wenn das Kind schreit (also, wie man in der Familiensoziologie sagt, „permissiv erzieht“), nicht nur verwöhnt, sondern auch kontinuierlich darin bestärkt wird, es beim nächsten Mal, wenn es was will (und sei es ein Eis um 3 Uhr nachts), wieder so zu machen.

Auch wer Haustiere hat, wird das Phänomen, das nichts anderes als simple Konditionierung beschreibt, kennen: Wer jedes Mal Leckerchen holt, wenn der Hund auch nur einmal bellt, der rennt irgendwann kontinuierlich mit einer Leckerli-Dose zu seinem bellenden Hund. Doch was sowohl bei der Kinder- als auch Haustiererziehung eine ganz simple, allgemein bekannte Erkenntnis ist, scheint für viele im politischen Geschäft gänzlich unbekannt zu sein – obwohl es dort ganz genauso gilt.

Wer jedes Mal nach parteiinternen Rücktritten schreit, sich jedes Mal distanziert, was das Zeug hält, sich jedes Mal beeilt, Besserung zu geloben, sich jedes Mal entschuldigt, jedes Mal mit den Wölfen des Establishments heult, wenn wieder ein Parteifreund in irgendeiner Form gegen den linksliberalen politisch-medialen Konsens verstoßen hat (oder verstoßen zu haben scheint – oft genug wird ja auch einfach nur mit Dreck geworfen), der bestärkt das verwöhnte Kleinkind „Massenmedien“ jedes Mal wieder in seinem Machtgefühl und seiner selbstzufriedenen Eigenwahrnehmung.

Der linksliberale „Journalist“ von heute kann vor Kraft kaum laufen – immerhin ist er selbst, im Gegensatz sogar zu den ihm genehmen Politikern, nie in der Rechtfertigungspflicht, muß nie selbst Fragen beantworten, ist nahezu immer in der Position eines Anwalts, Anklägers, Richters und Henkers zugleich und kann sich sein eigenes Machtgefühl unter dem Redaktionsschreibtisch hoch und runter onanieren. Der redaktionelle Schreibtischtäter von heute fühlt sich oft genug wie ein kleiner Gott – unangreifbar, unhinterfragbar.

Jedes Mal, wenn er es geschafft hat, wieder prominente Vertreter der von ihm gehaßten Partei gegeneinander aufzubringen, steigt sein Machtgefühl – wie auch seine tatsächliche Macht! Macht ist, auch das wissen wir aus der systemtheoretischen Soziologie Luhmanns, nichts objektiv Gegebenes, sondern etwas, was zugerechnet wird. Macht hat der, dem ich sie zuschreibe – und Macht liegt dann vor, wenn ich in seinem Sinne handle, ohne (!) daß er mich zwingen muß.

Beim Journalisten ist dies aber umso absurder, da er ja nicht einmal – wie dagegen der Staat – über reelle Zwangsmittel verfügt. Das einzige, was er kann, ist, Leute und Organisationen „kaputtschreiben“ zu wollen – und das tut er bei der AfD so oder so. Die einzige Frage dabei ist: Helfen wir ihm auch noch dabei – oder lassen wir ihn einfach krakehlen und ziehen unser Ding durch?

Eben weil Macht etwas ist, was zugerechnet wird, haben wir es, eben über kluge „Pädagogik“, selbst in der Hand, sie den linksliberalen Journalisten nicht zuzugestehen – eben, indem wir uns nicht bei jedem neuesten Aufreger, jedem neuesten Hetzartikel auseinanderdividieren lassen.

Ein Vorgehen, daß etwa die Thüringer AfD schon seit langem praktiziert, und gerade dadurch für die Etablierten immer schwerer angreifbar wird. Der, dem die Angst nicht ständig ins Gesicht geschrieben steht, zeigt echte Souveränität – ein Effekt, den auch das souverän auftretende Spitzenduo der AfD im diesjährigen Bundestagswahlkampf, Alice Weidel und Tino Chrupalla, verstanden und verinnerlicht hat, im Gegensatz zu einigen anderen in der Partei.

Dabei gibt es durchaus Beispielfälle, die die Erfolgsaussichten jenes Vorgehens in beeindruckenden Dimensionen belegt haben. Das prominenteste Beispiel bietet der Präsidentschaftswahlkampf von Donald Trump im Jahre 2016: Trump, der schon aufgrund seiner extravaganten Persönlichkeit quasi ein Daueraufreger für etablierte Massenmedien inner- wie außerhalb der USA war und ist, hat sich in seinem Auftreten und seiner provokanten Art während des Wahlkampfes nicht ein einziges Mal von negativen Schlagzeilen und Medienhetze von seiner Linie abbringen lassen.

Gewiß hat er reagiert und zurückgeschossen – im Zweifel jedoch hat er, der Sturkopf, eher noch einen draufgesetzt, anstatt sich fortwährend im „bürgerlichen Habitus“ ständig wieder zu distanzieren und zu entschuldigen. Die Folge: Medialer Haß, ja, sogar immer weiter zunehmend, bis heute. Jedoch etwas, was bei kontinuierlichem Verfolgen seiner politischen Linie so oder so eingetreten wäre. Vor allem aber wurde er gerade dafür vom Wähler mehr und mehr geschätzt – als Mann mit Rückgrat, der es „denen da oben“ schon zeigt und sich nicht einschüchtern läßt.

Souveränität und Unbeirrbarkeit werden vom konservativen Wähler tendenziell eher belohnt, da dieser in der Regel längst verstanden hat, daß die etablierten Medien schon lange selbst zu politischen Akteuren geworden sind, denen nicht mehr zu trauen ist.

Wer sich von diesen emanzipiert, indem er das Spiel einfach nicht mehr mitspielt, einfach nicht mehr auf jede dumme oder hinterlistige Frage antwortet, der gewinnt wahre Souveränität. Zwar wird er gehaßt, aber dies dann auch deswegen, weil er unabhängig ist von der eitlen Medienbranche, die plötzlich merkt, daß sie in bestimmte Sphären und Milieus gar nicht mehr durchdringt, sie also regelrecht dauerhaft verloren hat.

Trump hat nach all den herbeigeschriebenen Skandalen der letzten Jahre nicht immer noch Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur 2024 trotz seines Umgangs mit den etablierten Medien, sondern wegen ihm. Gerade dies macht ihn glaubwürdig und selbstbestimmt. Und eben weil die Medien haben verstehen müssen, daß er den Kakao, durch den er von ihnen gezogen wird, nicht auch noch trinkt, haben sie ihre Macht über ihn und seine Anhänger verloren.

Am Ende des 2016er Wahlkampfes schließlich gewann Trump sogar immer dazu, je mehr negative Schlagzeilen es über ihn gab. Der konservative Wähler wußte: Je mehr sie hetzen, desto mehr muß er im Recht sein. Eine Erkenntnis, die Schule machen sollte – anstatt immer noch in dem Glauben zu verharren, man sei noch irgendwie auf Instanzen angewiesen, die einen faktisch eliminiert sehen wollen.

Was braucht es für einen solchen Wandel im Umgang mit Medien? Nichts anderes als Mut und Rückgrat anstatt Opportunismus und rückwärtsgewandtem Kleben an medienpolitischen Konventionen der 1980er und 90er Jahre.

Die Welt hat sich verändert, und die Gesellschaft von heute hält durchaus Möglichkeiten und Optionen für uns bereit, diese Veränderungen für unsere Strategien zu nutzen – wenn der politische Wille, die Erkenntnisbereitschaft und vor allem die innerparteiliche Einigkeit und Geschlossenheit dafür da sind.

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Florian Sander hat u. a. einen Master-Abschluß in „Politischer Kommunikation“, ist Politikwissenschaftler und Soziologe und Mitglied der Landesprogrammkommission der AfD NRW. Er schreibt für mehrere Zeitschriften aus dem konservativen Spektrum und betreibt den Theorieblog „konservative revolution“.


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