Verzischender 10. Mai 2016
Und nochmals, und
wahrscheinlich keineswegs letztmals, breche ich, hoffentlich trotzdem
geneigter Leser, meine Ankündigung, mich an diesem traulichen Ort nicht
mehr mit Verlautbarungen der hiesigen Presse zu beschäftigen. Aber für
eine journalistische Weltglücksssekunde vereinten sich eine Spiegel-Redakteurin
und Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in
Deutschland und seit Jahren als ein Märtyrer des Beleidigtseins auf
Paradiesespfaden wandelnd, zu einem so denkwürdigen wie an die Grenze
des Verstandes führenden Paarlauf, welchen zu ignorieren für einen
Liebhaber der Narrensaumbetrachtung, wie ich es nun mal nolens volens geworden bin, kaum auszu... – Vorrede beendet.
Spiegel:
„Nach den Übergriffen von Köln schilderten Sie eine neue Beklommenheit
unter Muslimen in Deutschland – wirkt das Ereignis noch nach?“
Mazyek:
„Die Hysterie ist abgeklungen, aber die Silvesternacht hat bleibende
Spuren hinterlassen, etwa die Vorurteile gegenüber dem arabischen Mann
verstärkt.“
Vorurteile soll man bekanntlich besonders gegen die
AfD in Stellung bringen, aber wie jeder weiß, sind auch die anderen
Vorurteile niemals ganz falsch – und ist es nicht reizend, wenn mal
eines besonders eindrucksvoll von der Wirklichkeit verifiziert wird?
Unsereins dachte in seiner wahrscheinlich rassistischen Beschränktheit
zwar bislang, die Silvesternacht habe vor allem bleibende Spuren bei den
sich zur quasigynäkologischen Gruppenbefingerung und zum multiplen
Beklautwerden freigegebenen Frauen hinterlassen, doch man lernt ja nie
aus, gerade in puncto Völkerbegegnung. Für die auf schändliche Weise
behelligten Frauen hat Mazyek übrigens kein Wort des Bedauerns übrig –
sein ganzes Mitleid gilt zu ca. zwei Dritteln sich selbst, der Rest
verteilt sich auf die anderen Muslime –, wie ja auch die halbe deutsche
Linksschickeria, sich in ihren besseren Stadtteilen einstweilen noch
sicher glaubend (aber wartet nur ab, Brüder und Schwestern!) und von
dort das dunkle Getümmel ihrer neuen Schützlinge halb wohlwollend, halb
irritiert beobachtend, auf Sisterhood-Beteuerungen und den, gegen autochthone Belästiger obligatorischen, Aufschrei verzichtete.
Halten wir die neue Wahrheit fest: Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln und anderen deutschen Städten haben bleibende Spuren bei den Muslimen hinterlassen.
Wird, beiseite gefragt, künftig auch diskutiert, ob zum Beispiel die
kühnen Taten der im „Kampf gegen rechts“ schon mal ein bisschen Blut
fließen lassenden Prügelfraktion bleibende Spuren bei Frau Jelpke, Frau
Kipping und Frau Kahane hinterlassen? Oder ob die Brandanschläge auf
Asylantenheime – in Rede steht jener Teil, der tatsächlich von
Extremisten verübt wurde – bleibende Spuren bei NPD-Mitgliedern
hinterlassen? Oder – um auf die unvermeidlichen Unholde zu kommen, die
von der Interviewautomatin nun prompt ins verbale Treffen geführt werden
– bei AfDlern?
Mazyek hat listig damit gerechnet. Auf die
Mutter aller Rechtspopulisten angesprochen, weiß er sofort Bescheid:
„Diese Partei schickt sich an, eine ganze Religionsgemeinschaft in ihrem
Glauben einzuschränken und bezeichnet sie als Fremdkörper. Wir wollen
keine Minarette, keine Imame, sagen sie, das erinnert an 1933. Es ist
eine Machart, die schlimmste Zeiten wachruft.“
Tatsächlich hat
sich die AfD gegen Minarette (was ich persönlich für unangemessen halte,
denn schöner als "Kentucky schreit Ficken"-Obeliske sind sie allemal)
und gegen den Muezzinruf erklärt (was ich wiederum völlig richtig
finde), gegen Imame als solche gibt es bei ihr kein Wort. Man hat nur
kritisiert, dass viele Imame aus Ländern hierher eingeflogen werden, wo
sie womöglich die falschen Predigten und auch sonst nicht viel gelernt
haben. Aber das ist nur eine Petitesse. Weit interessanter ist der
zugleich dümmliche und perfide Vergleich mit der Situation anno 1933.
Ich meine dabei gar nicht mal die krasse Verschiedenheit der beiden
Gruppen hinsichtlich ihrer Kopfzahl (Juden im Reich damals: etwa
500.000), Bildung, Erwerbsgeneigtheit, Kriminalität, kulturellen
Angepasstheit, Wissenschaftler-, Künstler-, Literaten-, Erfinder- und
Nobelpreisträgerdichte, ich meine auch nicht den radikalen
Mentalitätswandel bei den Deutschen nach 1945, die keine Feinde mehr
kennen wollen, sondern nurmehr noch Sozialpartner und
Betreuungskollektive; worauf ich hinauswill, ist vielmehr die simple
Tatsache, dass ein zügig vergreisendes, bereits jetzt bei einem
Durchschnittsalter oberhalb der 50 angelangtes Restvolk, in dessen
vitaler Alterskohorte der fünfzehn- bis dreißigjährigen Männer gerade
mal um die sechs Millionen übriggeblieben sind, von denen wiederum
ungefähr ein Drittel bereits einen sogenannten Migrationshintergrund hat
oder aufweist oder besitzt – wobei die Biodeutschen im Konfliktfall auf
weit weniger Brüder und Verwandte zurückgreifen können als die
Neudeutschen –, unmöglich je sich wird zu irgendwelchen kollektiven
Schandtaten, Pogromen oder gar staatlichen Verfolgungsmaßnahmen spornen
lassen (selbst wenn man dergleichen plötzlich kollektiv befürwortete)
gegen eine Noch-Minderheit, die aber in den letzten anderthalb Jahren um
eine Million junge Männer gewachsen ist und heute bereits, schlösse sie
sich zusammen, ein zahlenmäßig nahezu ebenbürtiges Kämpferkontingent in
der besagten Alterskohorte aufstellen könnte. Tendenziell nimmt die
eine Gruppe ab, die andere zu. Tendenziell wird sich auch das
Bedrohungsverhältnis umkehren, wie das heute bereits in diversen
Stadtteilen, Schulen und öffentlichen Verkehrsmitteln der Fall ist.
Diejenigen aber, die 1933 anfingen, den Stacheldraht auszurollen und
bei Juden die Scheiben einzuschmeißen, waren junge Männer, der
Nationalsozialismus war eine Jugendbewegung, wie auch der Bolschewismus
(oder der Maoismus) Jugendbewegungen waren. Zwei Weltkriege, die Pille,
Millionen Abtreibungen, ein kollektiver Hedonismus ohnegleichen, der an
einem wirtschaftlichen Aufschwung ohnegleichen schmarotzte, und der
gegenaufklärerische Triumph des spätabendländischen Selbsthasses waren
nötig, den maßgeblichen Kontinent der letzten 500 Jahre erschlaffen und
vergreisen zu lassen. Wenn die alten Herren nun noch ein bisschen im
Internet randalieren, weil es nach dem zweiten Bandscheibenvorfall auf
der Straße nicht mehr richtig funktioniert, möge man zumindest nicht
simulieren, sich von ihnen bedroht zu fühlen. Wie man in Bayern sagt: Der Kas is bissen.
Deswegen
heißt die Maxime, wie ich andernorts ausführte, nicht: „Deutsche
zuerst“, sondern: „Zivilisierte zuerst“ (es handelt sich am Ende wohl
auch um die überschaubarere Gruppe). Deswegen ist jeder ein Verbündeter,
der bereit ist, den Rechtsstaat, die Meinungs- und Vertragsfreiheit,
den Pluralismus, die Manieren, das Recht, sich zu schützen, und die
staatliche Souveränität Deutschlands zu verteidigen, egal, wo er
herkommt und zu welchem Gott er betet.
Was das alles noch mit Herrn Mazyek zu tun hat? Ja hergottssakra, was geht mich dieser Mensch an! MK am 10. 5. 2016
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