Stationen

Mittwoch, 11. Mai 2016

Symmetrie

Verzischender 10. Mai 2016

Und nochmals, und wahrscheinlich keineswegs letztmals, breche ich, hoffentlich trotzdem geneigter Leser, meine Ankündigung, mich an diesem traulichen Ort nicht mehr mit Verlautbarungen der hiesigen Presse zu beschäftigen. Aber für eine journalistische Weltglücksssekunde vereinten sich eine Spiegel-Redakteurin und Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland und seit Jahren als ein Märtyrer des Beleidigtseins auf Paradiesespfaden wandelnd, zu einem so denkwürdigen wie an die Grenze des Verstandes führenden Paarlauf, welchen zu ignorieren für einen Liebhaber der Narrensaumbetrachtung, wie ich es nun mal nolens volens geworden bin, kaum auszu... – Vorrede beendet.

Spiegel: „Nach den Übergriffen von Köln schilderten Sie eine neue Beklommenheit unter Muslimen in Deutschland – wirkt das Ereignis noch nach?“
Mazyek: „Die Hysterie ist abgeklungen, aber die Silvesternacht hat bleibende Spuren hinterlassen, etwa die Vorurteile gegenüber dem arabischen Mann verstärkt.“

Vorurteile soll man bekanntlich besonders gegen die AfD in Stellung bringen, aber wie jeder weiß, sind auch die anderen Vorurteile niemals ganz falsch – und ist es nicht reizend, wenn mal eines besonders eindrucksvoll von der Wirklichkeit verifiziert wird? Unsereins dachte in seiner wahrscheinlich rassistischen Beschränktheit zwar bislang, die Silvesternacht habe vor allem bleibende Spuren bei den sich zur quasigynäkologischen Gruppenbefingerung und zum multiplen Beklautwerden freigegebenen Frauen hinterlassen, doch man lernt ja nie aus, gerade in puncto Völkerbegegnung. Für die auf schändliche Weise behelligten Frauen hat Mazyek übrigens kein Wort des Bedauerns übrig – sein ganzes Mitleid gilt zu ca. zwei Dritteln sich selbst, der Rest verteilt sich auf die anderen Muslime –, wie ja auch die halbe deutsche Linksschickeria, sich in ihren besseren Stadtteilen einstweilen noch sicher glaubend (aber wartet nur ab, Brüder und Schwestern!) und von dort das dunkle Getümmel ihrer neuen Schützlinge halb wohlwollend, halb irritiert beobachtend, auf Sisterhood-Beteuerungen und den, gegen autochthone Belästiger obligatorischen, Aufschrei verzichtete.

Halten wir die neue Wahrheit fest: Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln und anderen deutschen Städten haben bleibende Spuren bei den Muslimen hinterlassen.

Wird, beiseite gefragt, künftig auch diskutiert, ob zum Beispiel die kühnen Taten der im „Kampf gegen rechts“ schon mal ein bisschen Blut fließen lassenden Prügelfraktion bleibende Spuren bei Frau Jelpke, Frau Kipping und Frau Kahane hinterlassen? Oder ob die Brandanschläge auf Asylantenheime – in Rede steht jener Teil, der tatsächlich von Extremisten verübt wurde – bleibende Spuren bei NPD-Mitgliedern hinterlassen? Oder – um auf die unvermeidlichen Unholde zu kommen, die von der Interviewautomatin nun prompt ins verbale Treffen geführt werden – bei AfDlern?

Mazyek hat listig damit gerechnet. Auf die Mutter aller Rechtspopulisten angesprochen, weiß er sofort Bescheid: „Diese Partei schickt sich an, eine ganze Religionsgemeinschaft in ihrem Glauben einzuschränken und bezeichnet sie als Fremdkörper. Wir wollen keine Minarette, keine Imame, sagen sie, das erinnert an 1933. Es ist eine Machart, die schlimmste Zeiten wachruft.“

Tatsächlich hat sich die AfD gegen Minarette (was ich persönlich für unangemessen halte, denn schöner als "Kentucky schreit Ficken"-Obeliske sind sie allemal) und gegen den Muezzinruf erklärt (was ich wiederum völlig richtig finde), gegen Imame als solche gibt es bei ihr kein Wort. Man hat nur kritisiert, dass viele Imame aus Ländern hierher eingeflogen werden, wo sie womöglich die falschen Predigten und auch sonst nicht viel gelernt haben. Aber das ist nur eine Petitesse. Weit interessanter ist der zugleich dümmliche und perfide Vergleich mit der Situation anno 1933.

Ich meine dabei gar nicht mal die krasse Verschiedenheit der beiden Gruppen hinsichtlich ihrer Kopfzahl (Juden im Reich damals: etwa 500.000), Bildung, Erwerbsgeneigtheit, Kriminalität, kulturellen Angepasstheit, Wissenschaftler-, Künstler-, Literaten-, Erfinder- und Nobelpreisträgerdichte, ich meine auch nicht den radikalen Mentalitätswandel bei den Deutschen nach 1945, die keine Feinde mehr kennen wollen, sondern nurmehr noch Sozialpartner und Betreuungskollektive; worauf ich hinauswill, ist vielmehr die simple Tatsache, dass ein zügig vergreisendes, bereits jetzt bei einem Durchschnittsalter oberhalb der 50 angelangtes Restvolk, in dessen vitaler Alterskohorte der fünfzehn- bis dreißigjährigen Männer gerade mal um die sechs Millionen übriggeblieben sind, von denen wiederum ungefähr ein Drittel bereits einen sogenannten Migrationshintergrund hat oder aufweist oder besitzt – wobei die Biodeutschen im Konfliktfall auf weit weniger Brüder und Verwandte zurückgreifen können als die Neudeutschen –, unmöglich je sich wird zu irgendwelchen kollektiven Schandtaten, Pogromen oder gar staatlichen Verfolgungsmaßnahmen spornen lassen (selbst wenn man dergleichen plötzlich kollektiv befürwortete) gegen eine Noch-Minderheit, die aber in den letzten anderthalb Jahren um eine Million junge Männer gewachsen ist und heute bereits, schlösse sie sich zusammen, ein zahlenmäßig nahezu ebenbürtiges Kämpferkontingent in der besagten Alterskohorte aufstellen könnte. Tendenziell nimmt die eine Gruppe ab, die andere zu. Tendenziell wird sich auch das Bedrohungsverhältnis umkehren, wie das heute bereits in diversen Stadtteilen, Schulen und öffentlichen Verkehrsmitteln der Fall ist.

Diejenigen aber, die 1933 anfingen, den Stacheldraht auszurollen und bei Juden die Scheiben einzuschmeißen, waren junge Männer, der Nationalsozialismus war eine Jugendbewegung, wie auch der Bolschewismus (oder der Maoismus) Jugendbewegungen waren. Zwei Weltkriege, die Pille, Millionen Abtreibungen, ein kollektiver Hedonismus ohnegleichen, der an einem wirtschaftlichen Aufschwung ohnegleichen schmarotzte, und der gegenaufklärerische Triumph des spätabendländischen Selbsthasses waren nötig, den maßgeblichen Kontinent der letzten 500 Jahre erschlaffen und vergreisen zu lassen. Wenn die alten Herren nun noch ein bisschen im Internet randalieren, weil es nach dem zweiten Bandscheibenvorfall auf der Straße nicht mehr richtig funktioniert, möge man zumindest nicht simulieren, sich von ihnen bedroht zu fühlen. Wie man in Bayern sagt: Der Kas is bissen.

Deswegen heißt die Maxime, wie ich andernorts ausführte, nicht: „Deutsche zuerst“, sondern: „Zivilisierte zuerst“ (es handelt sich am Ende wohl auch um die überschaubarere Gruppe). Deswegen ist jeder ein Verbündeter, der bereit ist, den Rechtsstaat, die Meinungs- und Vertragsfreiheit, den Pluralismus, die Manieren, das Recht, sich zu schützen, und die staatliche Souveränität Deutschlands zu verteidigen, egal, wo er herkommt und zu welchem Gott er betet.

Was das alles noch mit Herrn Mazyek zu tun hat? Ja hergottssakra, was geht mich dieser Mensch an!   MK am 10. 5. 2016

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