BERLIN. Nach der Veröffentlichung der Adressen und Telefonnummern von Teilnehmern des AfD-Parteitages durch Linksextremisten
häufen sich die Attacken auf die Betroffenen. Niedersachsens AfD-Chef
Paul Hampel, der auch Mitglied des Bundesvorstands ist, forderte daher
den Generalbundesanwalt auf, die Ermittlungen in dem Fall zu übernehmen.
Diese müsse den „roten Gesinnungsterror“ gegen die AfD und ihre
Mitglieder stoppen, sagte Hampel der JUNGEN FREIHEIT.
Zuvor hatten in Mecklenburg-Vorpommern Unbekannte die Haustür eines
AfD-Mitglieds mit Parolen wie „Nazifreie-Zone“ und „Nazi-Aufmärsche zum
Desaster machen“ beschmiert. Ein anderes AfD-Mitglied aus Brandenburg,
dessen Adresse ebenfalls im Internet veröffentlicht worden war, erhielt
einen nächtlichen Drohanruf. Ebenso erging es nach Informationen einem
Berliner AfD-Mitglied, bei dem um vier Uhr morgens das Telefon
klingelte. Als er abnahm, wurde er bedroht und als „Nazi-Schwein“
beleidigt.
In Jülich markierten Linksextremisten das Wohnhaus zweier
AfD-Mitglieder. Mit Kreide schrieben sie großflächig und für die gesamte
Nachbarschaft sichtbar „Tatort Rassismus“ auf die Straße. Zudem
zeichneten sie Pfeile auf das Pflaster, die auf das Haus der beiden
AfD-Mitglieder zeigten. Direkt vor dem Haus schrieben sie „AfD
Rassistenpack“, „FCK AFD“, „Rassismus tötet“ sowie „Wir wissen wo ihr am
30.4.2016 wart“. An diesem Tag hatte der Parteitag der AfD in Stuttgart
stattgefunden.
Der AfD-Bundesvorstand riet zudem den Mitgliedern, deren
E-Mail-Adressen veröffentlicht worden waren, keine E-Mails von ihnen
unbekannten Absendern zu öffnen. Zuvor hatten die betroffenen
AfD-Mitglieder zahlreiche E-Mails erhalten, in denen eine angebliche
AfD-Software vorgestellt wurde. Dahinter verbirgt sich jedoch ein Virus,
der den Computer befällt und private Daten absaugt.
In Braunschweig mobilisiert derzeit die Linkspartei gegen einen
AfD-Kommunalpolitiker, nachdem sie auf dem linkextremen Internetportal
Indymedia auf dessen Funktion in der AfD aufmerksam geworden war. Der
Mann war vom Rat der Stadt Braunschweig als Vertreter der Elternschaft
in den Schulausschuß berufen worden. Durch die Veröffentlichung seiner
Adresse sei der Linkspartei aufgefallen, daß er am Parteitag der AfD in
Stuttgart teilgenommen habe.
„Wir haben uns bislang immer darauf verlassen, daß die personellen
Vorschläge des Stadtelternrates ausgewogen und qualifiziert sind. Auf
Vertreter von rechtspopulistischen Gruppierungen kann dies nicht
zutreffen“, kritisierte der Vorsitzende der Linksfraktion im Rat der
Stadt Braunschweig, Udo Sommerfeld.
„Wir erwarten vom Stadtelternrat
eine zeitnahe Klärung der Frage, ob ihr Vertreter tatsächlich
Delegierter der AfD ist.“ Sollte dies zutreffen, müsse er von seiner
Funktion abberufen werden.
Selbst Nicht-Mitglieder der AfD sind von den Attacken von
Linksextremisten betroffen. In Tübingen erhielt ein Student eine
Todesdrohung. „Braunes Nazischwein, deine Tage sind gezählt. In 48
Stunden wirst du umgebracht“, hieß es laut SWR in einer E-Mail. Der
Politikstudent schreibt seine Abschlußarbeit über die AfD und hatte sich
deshalb für den Parteitag in Stuttgart als Beobachter angemeldet. So
landeten sein Name und seine Kontaktdaten auf der Liste, die später auf
Indymedia veröffentlicht wurde.
Hampel appellierte am Mittwoch wegen der Adress-Veröffentlichung der
Parteitagsteilnehmer an den Generalbundesanwalt, die Ermittlungen in dem
Fall endlich an sich zu ziehen. „Hier rufen Linksextremisten, die
durchaus wie eine terroristische Vereinigung agieren, seit Jahren auf
einer Internetseite zu schwersten Straftaten wie Anschlägen und sogar
Mord auf, und niemand wird deshalb tätig. Im sächsischen Freital hat die
Bundesanwaltschaft doch auch die Ermittlungen übernommen, warum nicht
im Fall von Indymedia“, kritisierte Hampel gegenüber der JF.
Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) müsse sich fragen lassen,
ob er die richtigen Prioritäten setze. „Auf Facebook jagt er zusammen
mit einer früheren Stasi-Zuträgerin politisch Unkorrekte, aber wenn auf
Indymedia zur Ermordung des Berliner Innensenators aufgerufen wird,
schweigt er.“ Linksextremisten hatten im Februar auf der Internetseite
mit der Ermordung von Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) gedroht.
Hampel rief alle betroffenen Parteitagsteilnehmer dazu auf,
Strafanzeige wegen der Veröffentlichung ihrer persönlichen Daten zu
stellen. Auch, damit den Behörden das ganze Ausmaß des Vorfalls bewußt
werde. Zudem sollten sie sich mit der von der niedersächsischen AfD ins
Leben gerufenen „Zentralen Erfassungsstelle Salzgitter“ (ZES) in Verbindung setzen.
Dort sammelt die Partei seit Beginn des Jahres sämtliche Straftaten,
die gegen AfD-Mitglieder sowie deren Freunde und Förderer begangen
werden. Auch dokumentiert die ZES Fälle, in denen AfD-Mitglieder
aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit diskriminiert werden. Beispielsweise,
wenn sie berufliche Nachteile erleiden oder ihnen sogar gekündigt wird.
Gleiches gilt für die Kündigung von Veranstaltungsräumen oder Hotels
nach Drohungen von Linksextremisten gegen die Betreiber. „Wir haben die
Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter neu ins Leben gerufen, damit diese
Fälle nicht vergessen werden. Wir wollen sie in Erinnerung halten, wenn
auch nicht in guter“, erläuterte Hampel. JF am 4. 5. 2016
Kollateralschäden
Verstand gegen Gewalt
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