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Sonntag, 4. Juli 2021

Der Tod ist ein Kommunist

Soeben erschien der neue Roman „Der Tod ist ein Kommunist“ von Giuseppe Gracia. Nachdem der Schweizer im letzten Jahr den Vatikan-Krimi „Der letzte Feind“ veröffentlicht hat, setzt er sich nun auf humorvolle Weise mit der Corona-Krise auseinander. Hier finden Sie einen Auszug aus dem Roman. Und im Folgenden geben wir ein Interview wieder, das die Catholic News Agency mit Giuseppe Gracia geführt hat.



Herr Gracia, sind Sie schon geimpft?

Geistig lasse ich mich jede Woche impfen. Gegen mediale Volkserziehung, gegen den Moralismus unserer Elite bezüglich Corona, Klima oder Gender. Wie ich höre, ist das Genderstern-Virus für die vitalen Hirnfunktionen besonders gefährlich.

Ich meinte die Corona-Impfung.

Darauf verzichte ich. Außer die Regierung verordnet es und sagt: zum vollen Genuss der Grundrechte muss ich in Zukunft beweisen, dass mein Körper ungefährlich ist. Das wird eng! Vor allem, wenn der Staat nebst der körperlichen auch noch die geistige Gesundheit hinzunimmt. Dann wäre für viele Schluss mit Demokratie und Versammlungsfreiheit. In den Bars und auf der Straße würden nur noch Linke und Veganer verkehren. In der Luft grüne Milliardäre und Hollywoodstars in klimaneutralen Privatjets.

Die Covid-19-Pandemie ist ein buchstäblich todernstes Thema. Wie kommen Sie darauf, mit „Der Tod ist ein Kommunist“ ausgerechnet nun eine sinnliche Satire zu schreiben, in der es auch um Impfungen geht?

Ich weiß, es ist verwerflich, nach über einem Jahr Lockdown, Alarmismus und Pessimismus ein gut gelauntes Buch zu schreiben. Ein Buch, das sich lustig macht über freiheitsmüde, maskierte Schäfchen und ihre maskierten Hirten in der Regierung. Ich habe sogar Verschwörungstheorien zu einer actionreichen Handlung verwoben. Eine Mischung aus James Bond, Franz Kafka und Indiana Jones.

In Deutschland haben sich knapp 50 Schauspieler über die absurderen Aspekte der Lage lustig machen wollen – und wurden dafür vehement angegriffen und verurteilt, bis hin zur Forderung eines Berufsverbots. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen Ähnliches blühen könnte? Oder kokettieren Sie genau damit?

Nein, ich war schon vor Corona total verbrannt und erledigt. Früher war ich links-marxistisch mit Hang zu langen, kreativen Nächten. Heute gehe ich früh ins Bett, bin katholisch und seit 25 Jahren glücklich verheiratet. Das ist, fürs literarische Image, eine Katastrophe.

Ihr Blick in die Zukunft mag satirisch und aktuell sein – aber Sie verhandeln in Ihren Werken wie Ihren Kommentaren bei der NZZ und anderswo diese Fragen ja als Katholik. Wie wichtig ist Ihre Religionszugehörigkeit für Ihr kreatives Schaffen? Die Frage stellt sich wohl so mancher Leser bei Zeilen wie diesen: „Valentin F. Waldenroder betrat den Raum, gehüllt in eine purpurrote Soutane mit silbernem Rochett, als Gurt ein weiß-goldenes Zingulum. Dazu trug er einen Rauchmantel, wie man ihn aus Gottesdiensten kennt, mit schwarzem Stehkragen.“

Chesterton hat einmal gesagt: Die Moral eines Schriftstellers ist nicht jene, die er darstellt, sondern jene, die er stillschweigend voraussetzt. Welche Moral setze ich voraus? Im Roman gibt es auf der einen Seite größenwahnsinnige Globalisten, deren Politik zu Unfruchtbarkeit, kollektiver Depression und schlechtem Sex führt. Auf der anderen Seite stehen Helden der Freiheit, die sich verlieben, erotische Anziehung erleben und heiraten. Ihre Offenheit für Kinder wird im Grandhotel mit Dom Pérignon begossen. Ich weiß nicht, ist das katholisch?

Sie sind uneinsichtiger James-Bond-Fan, zitieren einen Film von John Carpenter, beschreiben auch in Ihren Romanen eindrückliche Szenen: Wollen Sie, dass diese Satire verfilmt wird? Und wenn ja: Wer sind die Hauptdarsteller, wer macht Regie?

Spielberg hat noch nicht angerufen. Leider auch nicht Scorsese, oder John Carpenter. Wäre schon cool. Ich bewundere deren Filme und denke beim Schreiben oft ans Kino. Eigentlich schreibe ich sehr filmisch und höre dazu sogar Filmmusik – spannende, melancholische, romantische Musik, je nach Szene.

Ihr letzter Roman „Der letzte Feind“ handelte von der Kirche. Spielt die Kirche diesmal auch eine Rolle?

Nein. Es geht um Trends der Postmoderne: Klimapolitik, Digitalisierung, Transhumanismus, Reproductive Rights als Programme zur Reduktion der Menschheit. Dazu hat die aktuelle Kirchenleitung wenig zu sagen. Die ist beschäftigt mit Konferenz- und Synodenpapieren, mit Reformdiskussionen zwischen Zölibat, Frauenquote und Selbst-Säkularisierung. Kein guter Stoff für eine Komödie, eher für eine Tragödie.



Giuseppe Gracia ist als PR-Berater und Autor tätig. Bis März 2021 war er Sprecher von Bischof Peter Bürcher, Apostolischer Administrator des Bistums Chur. Außerdem ist er Kolumnist bei der Schweizer Zeitung BLICK sowie Achgut.com-Autor.

„Der Tod ist ein Kommunist“ von Giuseppe Gracia, 2021, Kreuzlingen: Fontis Verlag. Hier bestellbar.

Dieses Interview führte die Catholic News Agency, wo dieser Beitrag zuerst erschien.

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