Immer noch recht morgenfrischer 1. Mai 2016
Was
tut ein Journalist, der die großen zwölf publizistischen Jahre verpasst
hat, aber ihren aufklärerischen Impetus mitsamt einer innigen Liebe zu
Pluralismus und Freiheit tief in seinem Busen trägt? Er schreibt zum
Beispiel Sätze wie diese:
"Der
1. Mai ist traditionell der Tag, der den Gewerkschaften gehört. Ein
Tag, den autonome Gruppen oft nutzen, um Gewalt auszuleben. Nur zwei Mal
haben in der Geschichte Deutschlands an diesem Tag Parteitage
stattgefunden. 1987 und 1992 haben an diesem Tag die Grünen getagt. Wenn
eine rechtspopulistische Partei an diesem Tag einen Parteitag
veranstaltet, dann tut sie damit alles, um die Bilder zu bekommen, die
sie sich wünscht: Steine werfende Chaoten, Polizisten, die Pfefferspray
versprühen. Damit spielt die AfD leichtfertig provozierend mit der
Gesundheit derer, die er angeblich schützen will: der deutscher
Staatsbürger und Polizisten."
Indem sie sich das
grundgesetzlich verbriefte Recht nimmt, sich "frei und ohne Waffen" zu
versammeln, spielt die AfD also mit der Gesundheit der Beamten, die sie
dabei vor denjenigen schützt, die ihr das Recht streitig machen wollen.
Dazu ein paar Fragen:
1. Hätte es, wenn die AfD sich an einem anderen Tag versammelt haben würde, keine "Proteste" gegeben?
2.
Gibt es noch andere Termine im schönen Rundlauf des Jahres, die gewisse
zum Gekränktsein und Sich-provoziert-fühlen neigende Kollektive als
symbolisches Eigentum verstehen? Müssen die Grünen am 20. April allesamt
besser daheim bleiben?
3. Warum gab es die größten Ausschreitungen übrigens am 30. April?
4. Und apropos "traditionell": Wer war es eigentlich, der den 1. Mai als Feiertag eingeführt hat?
Jungfräulicher 1. Mai 2016
Wie ich einmal ganz allein das griechisch-deutsche Verhältnis zerstörte, hier.
Meine
(Henry Louis Mencken sacht nacheifernde) Philippika fällt nach diesem
fanfarischen Präludium womöglich ein bisschen ab, sollte aber zum Vergleich herangezogen werden.
Der Fall wurde übrigens vor dem, wenn ich richtig im Bilde bin, höchsten Gericht Athens verhandelt; mit Schreiben vom 31. Januar 2011 forderte der Staatsanwalt beim Protodikeio acht Focus-Redakteure
auf, "vor dem IA Trimeles Plimmeleiodikeio Athen (...) persönlich zu
erscheinen", um "wegen der nachstehenden Straftaten abgeurteilt (zu)
werden." (Das Verfahren wurde selbstredend eingestellt.)
Was
meinen Teil angeht, zitiere ich aus der Anklageschrift den erlesensten
Part, nämlich: "Sie werden beschuldigt, (...) mehrere Straftaten, die
gesetzlich umschrieben und mit Strafe bedroht sind, begangen (zu) haben,
und zwar (...) bewusst gegenüber Ihren Lesern behauptet (zu) haben" –
jetzt folgen die Punkte a bis f, wobei f lautet –: "den griechischen
Weint trinken nunmehr nur die Barbaren und das Fahren mit einem
Linienschiff sei eine 'Odyssee'".
Darauf einen Dujardin! MK am 1. Mai
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