Gutmenschlicher Lynchmob ist möglich! Das Video, das in Wort und Bild
dokumentiert, wie eine Frankfurter Grünen-Politikerin den
AfD-Fraktionschef im Bundestag, Alexander Gauland, und seine sich an
Gehstöcken bewegende Begleiterin auffordert, die Altstadt der
Mainmetropole zu verlassen und einen Passanten zu „Nazis raus“-Rufen
animiert, offenbart ein enormes Gewaltpotential. Die hysterisierte Grüne
tritt ausdrücklich als Sprecherin eines „Wir“ in Aktion, und zwar eines
„Wir“, das sie als Hetz- und Jagdmeute imaginiert.
Der Vorfall ist die folgerichtige Konsequenz aus der Dauerhetze, der
die AfD seitens der etablierten Parteien und fast sämtlicher Medien
ausgesetzt ist. Den politisch-medialen Komplex treibt zur Weißglut, daß
die AfD über Detailkritik hinausgeht und die systemischen Fehler
offenlegt, die das Land in die Zerstörung treiben. Obwohl ihre
Abgeordneten parlamentarische Neulinge sind, entlarven sie mit ihren
Auftritten das niedrige Debattenniveau der etablierten Parteien und die
Mediokrität ihres Personals.
Nahles wie eine prollige Funktionärsgöre
Gegen die scharfzüngige Fraktionschefin Alice Weidel wirkt das
SPD-Pendant Andrea Nahles wie eine prollige Funktionärsgöre und steht
die Grüne Kathrin Göring-Eckardt als die sprichwörtliche „dumme Liese“
da, während ihr Co-Vorsitzender Anton Hofreiter sich als blonde Megäre
exaltiert. Einzig die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht befindet sich
intellektuell und rhetorisch mit ihr auf gleicher Höhe.
Das geschieht zu einer Zeit, in der die Probleme der
Masseneinwanderung dem Land über den Kopf wachsen, der Kinderglaube an
wertefundierte, transatlantische Gewißheiten durch US-Präsident Trump
zerstört wird und die Exportnation Deutschland in der Schraubzwinge
zwischen Amerika und China steckt. In der EU nehmen infolge von Merkels
Politik die Fliehkräfte zu, und die Dauerkrise des Euro hat dem Land
uneinholbare Außenstände in dreistelliger Milliardenhöhe beschert. Die
eigenen kognitiven Dissonanzen, unbeantwortbaren Fragen und
unterdrückten Zweifel, die daraus entstehen, treten den etablierten
Politikern und Medienmachern in Gestalt der AfD als politischer
Konkurrent entgegen.
Da eigene Argumente knapp sind, erklärt man die der AfD zum Ausdruck
von „Haß“, wohl wissend, daß man damit zur Gewalt anstachelt. Für den
AfD-Parteitag in Augsburg haben einschlägige Akteure einen Reiseführer
für Krawalltouristen zusammengestellt, der Empfehlungen zum Bau von
Nagelbrettern, für Straßenblockaden, Farb- und Brandattacken sowie
Hinweise auf Hotels enthält, in denen Delegierte übernachten könnten. Im
Vorfeld der AfD-Kundgebung vergangenen Sonntag in Berlin wurde
aufgerufen, sie „mit allen notwendigen Mitteln zu sabotieren“.
„Kommunales Wir-Gefühl“
Die Bundeszentrale für politische Bildung empfiehlt, ein „kommunales
Wir-Gefühl“ als „Mobilisierungsressource für kommunales Engagement gegen
Rechts nutzbar“ zu machen. Nur verläuft die Mobilisierung genau
umgekehrt. Eine Gesellschaft aber, die das politische Argument zum Feind
erklärt und aus der Zerstörung der politischen Vernunft ein
„Wir-Gefühl“ zu generieren versucht, ist krank und im Zerfall begriffen!
Der Schriftstellerverband erwägt, AfD-Mitglieder aus seinen Reihen
auszuschließen. Ähnliche Bestrebungen sind aus Gewerkschaften,
Sportvereinen und Wohlfahrtsverbänden bekannt. Die Mitgliedschaft oder
Nähe zur AfD führt zu faktischen Berufsverboten, zu Karriereknicks,
Auftragsverlusten, wirtschaftlichen Schäden.
In der Berliner U-Bahn tauchen Aufkleber auf, die AfD-Mitgliedern das
Fahren im öffentlichen Nahverkehr verbieten. Diese angebliche
Kunstaktion des „Zentrums für politische Schönheit“ ist ein weiterer
Knoten im immer dichter geknüpften Netz sozialer Signale, das sich über
die Gesellschaft legt und für ein Klima der Einschüchterung,
Denunziation und des Konformismus sorgt.
Forderung nach gesellschaftlicher Repression
Der Chef des „Zentrums“, Philipp Ruch, durfte in der Welt am Sonntag
den Artikel „Ächtet Sie!“ veröffentlichen. Er stellt sich großspurig
als „Ideengeschichtler“ vor, bietet aber bloß den Tunnelblick des
vernagelten Sektierers: Die „offene Gesellschaft“ sei durch
„Antisemiten, Hobbygenetiker oder Rechtsradikale“ bedroht, die mit
„Hetze gegen Intellektuelle, Journalisten, Juden oder Muslime“ die
„Grundpfeiler einer Demokratie“ zum Einsturz bringen wollten. Bei allen
Wirrungen ist der Text von einer brutalen Stringenz. Ruch möchte die
Repressionsmacht des Staates durch gesellschaftliche Repression
ergänzen.
Gegen den politischen Gegner will er nicht argumentieren, sondern ihn
zermürben, indem er ihm immer wieder seine öffentliche Ohnmacht vor
Augen führt. Als gelungenes Beispiel gilt ihm der Fall des 2002 durch
Freitod geendeten FDP-Politikers Jürgen Möllemann, der nach Kritik am
israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon und am Verbandspolitiker
Michel Friedman von den Medien zur „Persona non grata“ gemacht wurde.
Ruch zynisch: „Die soziale Isolation endete damit, daß der Betroffene
buchstäblich vom Himmel fiel.“ Hier wird der Tötungswunsch geäußert,
welcher der Jagdmeute eigen ist.
Der Text wäre nicht erwähnenswert, wenn er auf ein
Sektierer-Blättchen beschränkt geblieben wäre. Doch er erschien in einem
Springer-Blatt, das an Möllemanns Erlegung führend beteiligt war. Über
Ruch heißt es dagegen: „Die Aktionskunst-Gruppe macht sich für
Menschenrechte und Humanität stark.“ Man kann das als geteilten Wunsch
sowie als Drohung lesen. Die Jagd auf Alexander Gauland könnte sich als
letzter Warnschuß und erster öffentlicher Probelauf erweisen. Thorsten Hinz
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