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Freitag, 20. April 2018

70 Jahre Eintopf in "Nahost"

Ein neues Wort hat den deutschen Wortschatz erreicht, vielleicht schafft es eines Tages den Sprung in den Duden: der Gürtel-Schläger. Das besondere, und auf den ersten Blick nicht erkennbare an diesem Wort ist seine politische Dimension: Der Gürtelschläger schlägt mit seinem Gürtel nicht wahllos zu, er bevorzugt Kippa-Träger. Also Juden. Oder, wie im aktuellen Fall, einen Palästinenser, der in Israel lebt, und der mal erfahren wollte, ob Juden in Deutschland tatsächlich so gefährdet sind wie es immer heißt. Er hat es erfahren.
Der Gürtelschläger hat eine weitere politische Dimension. Er ist ein Moslem, ein Araber, was der Titel „Gürtelschläger“ nicht gleich verrät, und was in vielen Berichten eher weniger prominent erwähnt wird. Warum das Versteckspiel? Weil es sich bei ihm um eine in mehrfacher Hinsicht peinliche Erscheinung handelt.
Erstens: Im Land des Holocaust ist jeder Judenhasser eine peinliche Erscheinung. Und zweitens: Der, um den es hier geht, ist kein eingeborener sondern ein fröhlich importierter Judenhasser. Wir haben ja schon mit unseren eingeborenen genug zu tun. Die ganz alten sterben zwar langsam aus. Aber die jüngeren, ob mit oder ohne Springerstiefel, sind offenbar nicht klein zu kriegen. Und als ob das nicht reichen würde, müssen wir zusätzlich noch einen kräftigen Schub an Judenhassern importieren. Ich weiß nicht, ob es statistisch belegbar ist. Aber ich fürchte wir sind (oder waren) nicht nur Exportweltmeister, wir sind auch Judenhasser-Importweltmeister.
Jeder, der sich mal in der arabischen Welt aufgehalten hat, musste sich dort mit der weit verbreiteten, klammheimlichen Hitler-Verehrung herumärgern. Und solche Leute haben wir uns hübsch naiv, als wären wir die sprichwörtlich doofen Blondinen, haufenweise ins Land geholt. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da sich viele Juden wieder zuversichtlich im eigentlich (oder hoffentlich) geläuterten Land der einstigen Judenmörder niederlassen. Die neuen Juden sind ein großartiges Kompliment an die Deutschen von heute. Und dann sind wir so dusselig, gleichzeitig massenhaft neue Judenhasser zu uns hereinzuholen. Mich erinnert diese Verdrehtheit an den Mainzer Karnevals: „Draußen stehen Judenhasser. Wolle mer se heroilasse?“ Dann kommt der Narrhalla-Marsch und sie marschieren unter Beifall herein.

Ein Scan-Gerät, das die Grenzbeamten warnt?

Und dann sind sie da und wir wollen den Zuwanderern aus dem politisch verkorksten Morgenland unsere schönste Toleranz zeigen. Gut gemeint, aber blöd gelaufen. Denn schon stecken wir tief in einer Zwickmühle. Man kann sie auf folgenden Nenner bringen: Moschee oder Synagoge? Kopftuch oder Kippa? Die Antworten auf diese Zwickmühlen-Fragen sehen so aus: Moscheen sind nicht überall willkommen, aber sie brauchen keinen Polizeischutz wie unsere Synagogen. Moslemisch gewickelte Kopftücher sind nicht überall beliebt, aber sie müssen keinen Gürtel-Schläger fürchten wie ein Kippa-Träger.
Oder abstrakter ausgedrückt: Der Staat Israel und sein Staatsvolk haben den Schutz der deutschen Staatsräson, während die Moslems den Schutz des deutschen Toleranz-Edikts haben. Aber das Toleranz-Edikt für Moslems scheint besser zu greifen als die deutsche Staatsräson, die unsere Juden nicht ganz so enthusiastisch schützt.   Rainer Bonhorst

Israel ist sicherlich eine Anomalie, wie so vieles an den Juden, diesem  antitetischen Volk, dessen wesentliches Charakteristikum immer wieder die Außergewöhnlichkeit ist. Israel ist - im weltgeschichtlichen Sinn - der territoriale, bodenständige Aspekt dieser anthropologischen Anomalie. Im regionalpolitischen Sinn ist Israel schlicht und einfach die Suppe, die Mohammed Amin al-Husseini den Palästinensern eingebrockt hat.

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