Es sind wenige, wenn man weiß, dass über 280.000 Tierfreunde eine Petition unterschrieben haben, um einen Hund zu retten, der zwei Menschen totgebissen hatte. Wir sind uns der humanitären Prioritäten und Traditionen, die in diesem Land gepflegt werden, durchaus bewusst.
Es sind viele, wenn man weiß, dass die Grünen, trotz ihrer täglichen Medienpräsenz und der Geschwätzigkeit ihres Führungspersonals, gerade mal 65.000 Mitglieder haben und die Liberalen etwas mehr als 63.000; zusammen also fast so viele wie die „Gemeinsame Erklärung 2018“ Unterstützer zählt, bis jetzt.
Erschreckend finde ich die vielen E-Mails, die ich bekommen habe, abgeschickt von Menschen, die sich mit der „Gemeinsamen Erklärung“ solidarisieren, zugleich aber um Verständnis bitten, dass sie nicht unterschrieben haben, aus Sorge um ihre soziale und berufliche Existenz. Da mag eine Portion Paranoia dabei sein, aber auch Paranoiker haben Feinde und werden gelegentlich verfolgt. Insofern nähern sich die Verhältnisse in der Bundesrepublik denen in der DDR an, wo man zwei Meinungen haben musste, wenn man einen Konflikt mit der Obrigkeit vermeiden wollte, eine private und eine öffentliche. Das ist, sagt die Erfahrung, der Anfang vom Ende einer Demokratie.
Wo der offene Diskurs aufhört
Erstaunlich bis unheimlich finde ich die Reaktionen von Angehörigen des akademisch-intellektuellen Milieus, die sich unermüdlich für Toleranz und den respektvollen Umgang miteinander einsetzen, für einen offenen Diskurs und eine lebhafte Debattenkultur eintreten, Verständnis für die seltsamsten Bräuche fremder Gesellschaften einfordern, sich seit Jahrzehnten über das „christliche Familienbild“ lustig machen, um nun die integrativ-pazifierende Wirkung des Familienlebens zu preisen, und die ausrasten, wenn deren Ansichten in Frage gestellt werden. Da hört der offene Diskurs schlagartig auf und ein Standesdünkel tritt an seine Stelle, wie man ihn nur in Erzählungen über ostelbische Rittergutsbesitzer findet.Prototypisch für diese Haltung ist nicht nur die Schriftstellerin Juli Zeh, die sich gerne darauf beruft, dass sie Jura studiert hat, als ob das irgendetwas beweisen würde und als ob unter den Bösen und den Dummen dieser Erde Juristen nicht leicht überrepräsentiert wären – ich sage nur Hans Filbinger, Hilde Benjamin, Karl-Theodor zu Guttenberg –, es ist auch der Soziologe Harald Welzer.
Soziologen seiner Sorte, die die Welt nicht analysieren, sondern ihren Vorstellungen von einer guten Welt anpassen wollen, haben wir es zu verdanken, dass die deutsche Soziologie international so bedeutend ist wie die deutsche Gartenzwerg-Inudstrie für die Außenhandelsbilanz.
Kein Kontrollverlust, nirgends
Welzer ist allen Ernstes der Meinung, es gebe keinen „Kontrollverlust“, keine „Masseneinwanderung“ und schon gar nicht eine „illegale Masseneinwanderung“. Alles nur Hirngespinste von Leuten, die einer „unverhohlenen Menschenfeindlichkeit“ huldigen, die „mittlerweile gesellschaftsfähig geworden ist“. Wow! Professor Doktor Welzer zahlt vermutlich auch für seine Zigaretten beim Späti mit einem 500-Euro-Schein, Kleingeld hat er prinzipiell nicht zur Hand.Man kann geteilter Meinung darüber sein, wo „Masseneinwanderung“ beginnt. So, wie man noch Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges geteilter Meinung sein konnte, wo ein Massenmord beginnt. Inzwischen hat man sich geeinigt: Es müssen sechs Millionen sein. Deswegen ist jede Messerstecherei und jede Vergewaltigung ein „Einzelfall“, weder symptomatisch noch charakteristisch, auch wenn sich die „Einzelfälle“ auf eine seltsame Art häufen.
Der Kontrollverlust, den Welzer und seine Freunde leugnen, findet nicht nur an den Grenzen der Bundesrepublik und im Inland statt – Mit wie vielen Identitäten war Anis Amri unterwegs? Wie lange hat es gedauert, bis das wahre Alter von Hussein K. festgestellt wurde? Er beherrscht auch das Denken der progressiven Eliten, denen es allmählich schwant, dass sie Generäle ohne Soldaten sind. Zum Weitermachen verdammt und zum Scheitern verurteilt. HMB
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