Man kann nicht lernen, gut in Mathematik zu sein. Man kann es auch
nicht vortäuschen. Die größte Kränkung des westlichen Bewusstseins
besteht darin, dass man mit mehr Geld zwar modernere Maschinen kaufen,
aber keine höhere Kompetenz produzieren kann. Niemals hat Deutschland
gewaltigere Summen für Bildung eingesetzt als nach 2000. Dennoch geht es
bei den Mathewettbewerben für Zehnjährige (TIMSS) vom 12. Platz 2007 auf den 16. im Jahr 2011, bis man 2015 auf Rang 24 das Handtuch wirft.
Wenn nun eine Bevölkerung explodiert und zugleich die
Konkurrenzfähigkeit implodiert, wird gewandert. Alsbald folgt fast immer
die Gewalt. Doch nicht Krieger, sondern Wirtschaftsflüchtling ist die
erste Option. Vor ihren Ergebnissen wiederum flüchten die verbleibenden
Mathe-Asse der vorerst nur demographisch, dann aber auch kognitiv
absinkenden OECD-Staaten. Da an ihrer Zahlungspotenz alles hängt,
marschieren der war for foreign Talent und der Kampf gegen mehr Bildungsferne im Gleichschritt.
Demografisch ganz oben aber schulisch ganz unten steht Afrika.
Zwischen 2006 und 2016 fällt sein Weltanteil an PCT-Patenten – also den
wirklich streng ausgewählten – von 0,7 auf 0,5 Prozent, obwohl sein Erfinderpool um 275 Millionen Menschen von 950 Millionen auf 1,225 Milliarden springt. Das entspricht fünfzehn Deutschlands. Kaum besser ergeht es dem Raum Lateinamerika/Karibik. Er stürmt von 570 auf 640 Millionen, sinkt bei Patenten aber von 3 auf 2 Prozent ab. Während aus Afrika 2009 nur 38 Prozent auswandern wollen (GALLUP), stehen 2017 schon 50 Prozent zur Übersiedlung bereit (PEW).
Bei momentan 1,3 Milliarden Bürgern zwischen Algier und Kapstadt hoffen
also 650 Millionen auf durchlässige Grenzen in Europa, während die
Latinos beten, dass Trump beim Hochziehen seiner Mexiko-Mauer scheitert.
Nur diese beiden Räume lassen Neue mit fehlender Weltmarkttauglichkeit noch herein. Nach den soeben bei Cambridge University Press vorgelegten Zahlen Heiner Rindermanns (Cognitive Capitalism) liegt in den USA die Cognitive Ability
der Einheimischen bei keineswegs üppigen 99, die der Zuwanderer jedoch
nur bei 95. In der Schweiz steht es 102 zu 95, in Deutschland 100 zu 92,
in Österreich 99 zu 92 und in Frankreich 98 zu 92. Dagegen
schafft Australien mit seiner unangefochtenen Grenzhoheit ein 99 zu
100. Auch aufgrund der Einwanderungspolitiken fällt Nordamerikas
Welt-Patentanteil von 26,1 auf 20,5 Prozent, während Europa von 18,6 auf
11,3 Prozent regelrecht abstürzt.
Ausschließlich Asien – und das heißt in erster Linie 1,75 Milliarden
Ostasiaten (entspricht 22 Deutschlands) – wächst trotz stagnierender und
alternder Bevölkerung beim geistigen Eigentum unaufhaltsam und steht
momentan bei 65 Prozent der globalen Patente. An den Grenzen passt man
auf. 2016 akzeptiert Japan 28 Asylanten. In Süd-Korea sind es zwischen 1994 und 2016 durchschnittlich 27 pro Jahr. Unter 1,4 Milliarden Chinesen leben knapp 600 anerkannte Flüchtlinge („The upper Han“, The Economist, 19.-29. November 2016, 20-22/22).
Singapur – mit einer umwerfenden einheimischen Cognitive Ability
von 105 – schafft bei den Neuankömmlingen sogar eine 106. Dass der
Stadtstaat zu 42 Prozent Migranten beherbergt, zeigt einmal mehr, dass
Einwanderungspolitik sich keineswegs auf das Hereinholen Unbeschulbarer
kaprizieren muss. Das soll den Respekt vor der Kanzlerin nicht
schmälern, die quasi über Nacht die Einwohnerschaft eines Bundeslandes
wie Bremen in Gestalt von Syrern auf Hartz IV rundum versorgen lässt.
Die meisten der bald fünf Milliarden Bedauernswerten in den
abgeschlagenen Regionen aber erkämpfen blutig und daheim ein
Gleichgewicht zwischen immer mehr Ehrgeizigen und immer weniger
akzeptablen Positionen. Mit Giftgas ist man dafür nicht mehr zufrieden
und arbeitet längst an nuklearen Reduzierern. Gunnar Heinsohn
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