Mitunter sind Eigenzitate geboten. Am 22. Juli 2016 erinnerte ich an
Napoleons Flucht aus seiner Verbannung auf Elba, den Beginn der hundert
Tage, und zwar wegen der Kommentare der zeitgenössischen Presse. Als der
Korse am 1. März 1815 in See stach, notierte eine französische Gazette:
"Der Menschenfresser hat seine Höhle verlassen." 20 Tage später sollte
Napoleon in Paris einziehen. In der Zwischenzeit produzierte die Pariser
Presse unter anderem folgende Schlagzeilen: "Der korsische Werwolf ist
bei Cap Juan gelandet." – "Der Tiger ist zu Gap angelangt." – "Das
Ungeheuer ist nach Grenoble entkommen." – "Der Tyrann verweilte in
Lyon." – "Der Usurpator hat sich Paris auf 60 Meilen genähert." –
"Napoleon wird morgen unter unseren Mauern sein." – "Der Kaiser ist zu
Fontainebleau angelangt." – "Seine Kaiserliche Majestät hielten gestern
Abend Ihren Einzug in Ihr Tuilerien-Schloss."
Meine Conclusio
lautete damals: "An dieses drollige (De-)Crescendo musste ich denken bei
der Überlegung, wie wohl die hiesige Presse auf die Nachricht reagieren
würde, dass Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten
wird." Das, meine Damen und Herren, werden Sie in den kommenden Tagen
und Wochen genüsslich verfolgen dürfen, vor allem, wenn Trump mal auf
einen Staatsbesuch bei Merkels Nachfolger vorbeischauen sollte. Ulf Poschardt, der wendige Oktopus unter den Chefredakteursdarstellern, hat
gestern noch via Twitter den Untergang des Westens verkündet, um heute
bereits sacht die Farbe zu wechseln und in einem glitschigen Kommentar
die heilsame Wirkung des "Trump-Schocks" zu statuieren (hier).
Und übermorgen dann wird er, bei paralleler fingierter Amnesie, in die
Normalität wechseln und nie eine andere Farbe gezeigt haben. Bis zum
nächsten Wechsel. In zwei, drei Jahren, wann es eben opportun ist,
werden sie auch immer gegen Merkel gewesen sein.
Apropos und
übrigens: Nach Napoleon hat nun Trump ein Datum okkupiert, welches
gemeinhin als der Verabredungstermin der Deutschen mit ihrem Schicksal
gilt, den 9. November nämlich. Die – vielleicht oder wahrscheinlich –
große amerikanische Schicksalswahl 2016 ist auf dieses Datum gefallen,
und Napoleons Staatsstreich am 18. Brumaire VIII des französischen
Revolutionskalenders fand nach traditioneller Rechnung, wie der Archivar
Gottfried Kühl im Roman "Land der Wunder" feststellt, am 9. November
1799 statt. MK am 10. 11. 2016
Siehe auch...
Sowie...
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