Stationen

Montag, 14. November 2016

Ja, das fühlt sich gut an

Nun ist es vorbei, das letzte Grossereignis in einem Jahr, das uns den Brexit, die Fussball-EM, die Olympischen Spiele und den unsäglichen Verfassungsbruch des Nationalrats bei der Masseneinwanderungsinitiative in Bern brachte, diesen grössten Volksbetrug in der Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft, den unsere Zeitungen und natürlich die nationale Fernseh- und Moralanstalt SRG nach Kräften zudecken oder absichtlich falsch darstellen, weil der grossen Mehrheit der Journalisten Volksentscheide und das Wohl des Landes egal sind, solange sie einfach den von ihnen leidenschaftlich verachteten «Rechtspopulisten», will sagen: Andersdenkenden, Verabscheuungswürdigen eins reinbrennen können.


Das ist keine subjektive ­Feststellung, das ist die Wahrheit, Frucht jahrzehntelanger Berufserfahrung.
Ich gebe deshalb heute zu: Während der letzten Wochen verbrachte ich jeweils die Mitternächte, angewidert von der ebenfalls ein­seitigen und unprofessionellen Berichterstattung gegen den «rechtspopulistischen» ameri­kanischen Immobilienunternehmer, in der abgedunkelten Semi-Anonymität unseres Gästezimmers und schaute mir mit wachsender Faszination die jeweils aktuellen Trump-Reden an. Der Raum war lichtlos, mein Gesicht einzig beschienen vom fahlen Schimmer meines iPhone-Bildschirms. Draussen nichts als Finsternis und Sterne. Hätten meine Kinder oder meine Frau den Raum betreten, sie hätten geglaubt, den Vater beim Betrachten unsittlicher Filme zu erwischen, während in mir langsam die Einsicht reifte, dass sich hier tatsächlich eine der grössten Sensationen der Zeitgeschichte anbahnen könnte, der Überraschungssieg des unwahrscheinlichsten Kandidaten, der seit sehr langer Zeit den Weg ins Weisse Haus wagte, dessen Erfolg im Rückblick allerdings erstaunlich zwingend wirkt.
Und hier gleich noch ein Geständnis: Als die Wahlnacht auf das unglaubliche, angesichts der Voraussagen fast unwirkliche Endergebnis zulief, ertappte ich mich bei spontanen, etwas peinlichen Jubelausbrüchen. Bei jeder Wasserstandsmeldung, die Trump vorne zeigte, tanzte ich mit geballter Faust durchs Büro, so als ob mein geliebter Dorfklub EHC Kloten soeben den finanziell und personell weit höher dotierten ZSC im Eishockey-­Play-off-Finalderby nach einem aussichts­losen Rückstand doch noch gebodigt hätte. Ich sage «ertappt», weil es eigentlich gar keinen Grund gibt, dass ich mich über einen Trump-Sieg derart freue.

Der Mann ist mir persönlich nicht sonderlich sympathisch. Seine primitiven Kommentare gegen Frauen fand ich daneben, und ganz generell hat sich mein Amerika-Bild in den letzten Jahren eher verdüstert. Meine Begeisterung hat weniger mit der Person und dem Charakter Trumps zu tun als mit dem demokratischen Erdrutsch, den Trump nicht entfesselt hat, dessen Treiber und Verkörperung er nun allerdings gegen alle Prognosen geworden ist: der richtige Mann zur richtigen Zeit. Trumps Erfolg ist eine gigan­tische Ohrfeige gegen das «System», das in Amerika, aber nicht nur dort, die Leute nervt und plagt. Und, ja, diese Ohrfeige fühlt sich gut an.
Die Medien versagten kolossal, und alle ­lagen sie falsch: die Staatsgläubigen und politisch Korrekten, die Scheinheiligen, die Trump-Verteufler und Umfrageinstitute, die wieder irrten, das Establish­ment, die grossen Parteien, der ganze Apparat der Experten und Intellektuellen, die mit abgrundtiefer Herablassung auf den republikanischen Kandidaten und dessen Befürworter blickten; die «Beklagenswerten», wie sich die unterlegene Favoritin Hillary Clinton ausdrückte.

Ich kann nachvollziehen, dass man Trump ablehnt, dass man seine Positionen kritisiert. Was mich ­allerdings entsetzte, war die hass­erfüllte Überheblichkeit der satten Elite, die Selbstverständlichkeit, mit der diese Leute davon ausgingen, dass es eine Art Gotteslästerung ­bedeutet, wenn da einer kommt und ihren angeborenen Machtanspruch bestreitet. Den Tiefpunkt markierte der einst bewunderte Hollywoodstar Robert De Niro, der in einem TV-Spot mit hasserfüllter Grimasse zeterte, er würde Trump am liebsten die Faust ins Gesicht schlagen. Hier schwiegen plötzlich all die Anstandswächter. Stellen wir uns vor, was losgegangen wäre, wenn solche Gewaltfantasien aus dem Trump-Lager gekommen wären. Die Verlogenheit der Trump-Verächter war ein Grund dafür, dass er gewählt wurde, weil sich seine Anhänger mit verachtet fühlten.
Was sich in dieser Wahlnacht abspielte, ist ein politisches Wunder, ein Befreiungsschlag, noch unwahrscheinlicher und daher grösser als der Brexit, eine ideologische und demokratische Revolution wie damals, als der belächelte Schauspieler Ronald Reagan über die offiziellen Parteigrenzen hinweg Bürger aus allen Parteien ansprach, die sich von der Politik vergessen und verlassen fühlten. Ich habe keine Ahnung, ob Trump seine zahlreichen Versprechungen wahr machen will oder kann. Ich weiss auch nicht, ob er die charakterliche Grös­se, den Humor und die menschliche Liebenswürdigkeit ins Amt mitbringt, die Reagan auszeichneten. Aber ich gebe Trump eine faire Chance, dass er seine Kritiker überraschen und die Leute über die Gräben hinweg wieder zusammenbringen wird. Seine beherrschte, versöhnliche und sogar durchaus charmante Rede nach dem Wahlsieg ging in diese Richtung.
Die Medien zeichneten Trump als negative Figur mit einer negativen Botschaft. Sie wollten nicht sehen, dass seine wichtigste Durch­sage ein zukunftsfroher Patriotismus ist: ­«Make America Great Again.» Amerika zuerst. Das hochmütige politische Kartell, das ihn ­bekämpfte, erlebt seine schrecklichste Nieder­lage. Die Priesterkaste wurde besiegt. Und das allein ist eine grossartige Nachricht. Wir ­haben wieder mehr Vielfalt und Freiheit auf der Welt. Und, ja, das fühlt sich gut an.  Roger Köppel

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.