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Mittwoch, 23. November 2016

Erbärmlich ignorant oder erbärmlich opportunistisch?

„Donald Trump hat vor gut zwei Wochen die US-Wahl gewonnen und beherrscht seitdem die weltweiten Nachrichten“, scheibt der Mediendienst MEEDIA. So weit, so faktisch. Und weiter: „Faszinierend dabei: Der künftige US-Präsident hat bislang nicht eine einzige klassische Pressekonferenz gegeben. Ausgesuchte TV-Interviews gibt er, YouTube- und Twitter-Statements sowieso. Aber vor Gesprächen mit kritischen Berichterstattern scheint er zurückzuschrecken.“
Welches Glück, in Deutschland zu leben, in dem die Kanzlerin so völlig anders verfährt. Bei Trumps erstem Pressegespräch nach seinem Sieg waren in der Tat nur „ausgewählte Journalisten“ dabei. Das ist übrigens auch bei jedem Presseauftritt eines amtierenden Präsidenten so, und zwar seit Jahrzehnten: Ins White House Press Corps kommt nicht jeder.

Wie gut, um wieder auf Deutschland zurückzukommen, wie gut ist es hier bestellt, wo sich mit Anne Will eine einzige Aufsagerin viel besser als eine Journalistengruppe auf die Mission konzentrieren kann, die Kanzlerin nach ihrem Wiederantritt mit kritischen Fragen zu rösten.
Und was Merkels letzte beide Interviews in der Süddeutschen und der ZEIT betrifft – selbst Wohlmeinende werden nicht behaupten, sie sei dort ernsthaft auf kritische Nachfrager gestoßen.
MEEDIA demonstriert sehr schön, wie leicht es ist, post- oder kontrafaktische Berichterstattung zu vermeiden, indem man sich grundsätzlich in einem Paralleluniversum aufhält.
Plus: Guck mal, Trump, so geht deutsches Kabarett! So witzig und kritisch machen Joko und Klaas den gewählten Präsidenten zur Schnecke. Alexander Wendt

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