Stationen

Montag, 14. November 2016

Anthropokainon

„Der Mensch ist das Leitfossil seiner Epoche“. Ernst Jünger


Ein Lieblingsthema von Philosophen und einigen Naturwissenschaftlern ist derzeit das neue hypothetische Zeitalter des „Anthropozän“.  Danach würde der Mensch die Erde nunmehr so stark verändern, dass inzwischen ein neues geologisches Zeitalter, eben das Anthopozän, begonnen hätte. Man kann diese Diskussion mit Hinweis auf die Anhäufung von Beton oder Plastik (vielleicht auch auf die Anreicherung einiger Metalle, wie Aluminium) auf der Erdoberfläche durchaus führen. Wenn aber als ein Kronzeuge für diese Annahme auch der „bedrohliche Anstieg des CO2 in der Atmosphäre“ genannt wird, so ist dies schlicht und einfach Unsinn.

Wir benötigen noch mindestens 200 Jahre, bis das Normalniveau der atmosphärischen CO2-Konzentration (0,08-0,12 Prozent) erreicht ist. Erst dann kann sich das Leben auf der Erde wieder optimal entwickeln. Zur Zeit ist das leider nicht der Fall. Die meisten Pflanzen, darunter unsere wichtigsten Nutzpflanzen, wie Reis, Weizen, Kartoffeln, Sojabohnen oder Roggen, erreichen heute nur etwa 30 Prozent der maximal möglichen Photosynthese-Raten; sie „hungern“. Selbst wenn in 200 bis 300 Jahren das Normalniveau der atmosphärischen CO2-Konzentration erreicht sein würde, muss sich die Menschheit noch immer keine Gedanken über eine Begrenzung der CO2-Emissionen machen, denn die optimale CO2-Konzentration der Atmosphäre für die Pflanzen liegt bei etwa 0,1 bis 0,5 Prozent. Erst ab 1 Prozent CO2 in der Atmosphäre treten negative Auswirkungen auf.
Die meisten Fachwissenschaftler, die Stratigraphen, halten im Übrigen nicht viel vom „Anthropozän“. Erst in mehreren tausend Jahren wird man sehen, ob der Mensch wirklich die Erde so nachhaltig verändert hat, dass ab 1950 (?) das Menschenzeitalter begonnen hat. Wir Menschen neigen gern zur Überschätzung und glauben offenbar, dass wir nunmehr die Natur beherrschen und diese inzwischen auch nachhaltig verändern können.

Ich möchte die immensen Umweltschäden durch den Menschen keineswegs kleinreden – globale Probleme sind z. B.  die Vermüllung der Meere mit Plastik, die Reduzierung der Waldflächen oder die Verunreinigung der Atmosphäre mit Fluorkohlenwasserstoffen – und noch ist die Gefahr eines Nuklearkrieges längst nicht gebannt, aber die wichtigen erdinneren Prozesse, wie Erbeben (in deren Folge dann auch Tsunamis entstehen können) oder Vulkanismus, werden weiterhin wirken, ohne dass wir dies ändern können.
Bisher lassen sich diese Ereignisse nicht einmal halbwegs sicher voraussagen.

Und wenn morgen der Supervulkan im Yellowstone-Nationalpark, USA, ausbricht und uns in eine wirkliche globale Katastrophe stürzt, so können wir das nicht verhindern. Wir Menschen tun der Oberfläche unseres Planeten möglicherweise nicht gut, aber wenn wir nun durch unsere wirtschaftliche Tätigkeit CO2 emittieren, so nützt dies zweifelsfrei der Biosphäre und damit auch uns. Das Klima hat sich jedenfalls in den letzten 130 Jahren nicht deshalb geändert, weil wir die Konzentration des Spurengases CO2 in der Atmosphäre von ursprünglich 0,03 Prozent (in den letzten 3 bis 5 Mio. Jahren) auf jetzt 0,04 Prozent erhöht haben. Das Klima wird im Wesentlichen von der Sonne getrieben und die Sonne als unsere Hauptenergiequelle ist unserem Einfluss völlig entzogen.


Der Autor, Dr. Klaus-Peter Dahm, legt Wert auf den Hinweis, dass er keine Beziehungen zur Kohle-, Öl- oder Kernkraftindustrie pflegt oder gepflegt hat. Er ist parteilos und auch nicht Mitglied bei Organisationen von „Klima- oder Energiewende-Skeptikern“. Der Autor ist pensionierter Naturwissenschaftler (Geochemiker), der sowohl in der Rohstoff-forschung als auch in der Grundlagenforschung gearbeitet hat. Nach der Wende 1989/90 war er 10 Jahre als kommunaler Spitzenbeamter tätig und hat dadurch gelernt, auch unterschiedliche rechtliche, ökonomische und technische Sachverhalte zu bewerten.

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