Stationen

Montag, 21. November 2016

Späte Blüten

Deutschland wird mit jedem Tag noch ein bisschen bunter! Und aufregender! Und immer lassen sich kreative Bürger mit Wanderhintergrund dafür etwas Neues einfallen. In Hameln hat jetzt ein "Mann" einer "Frau" ein Seil um den Hals gebunden und dieses an der Anhängerkupplung seines Autos befestigt. Danach fuhr er durch mehrere Straßen des Stadtzentrums und schleifte die festgebundene Frau etwa fünf Minuten hinter dem Auto her. Während der Fahrt soll der Täter mit seinem Wagen stark beschleunigt haben, melden Zeitungen (etwa hier). Wer hätte gedacht, dass dieser uralte Brauch, den besonders die Reiternomaden der asiatischen Steppe pflegten – die Mongolen etwa unterschieden beim Schleifen zwischen dem schnellen und dem langsamen Tod; der Hamelner Nachahmer scheint darüber unschlüssig gewesen zu sein – Jahrhunderte nach den Mongoleneinfällen wieder zu uns zurückkehrt! Danach ließ sich der Mann widerstandslos verhaften, seine Ehre war offenkundig wiederhergestellt. Die lebensgefährlich verletzte Frau wurde per Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Wer den Knastaufenthalt und die Krankenversorgung bezahlt? Na unser Heiko Maas, er lebe hoch! Hoch! Hoch!

Man darf indes, gerade als Landsmann R. Brüderles, solche Einzelfälle nicht falsch einordnen. Folgsam sprechen die meisten Medien auch gleich von einer "Beziehungstat". Wie bei Kachelmann quasi. Außerdem versichern uns Politik, Medien und führende Kader der statistischen Volkswirtschaft nachdrücklich, dass durch Fliehende und unserer Obhut anderweitig Zugelaufene die Kriminalität in Schilda keineswegs gestiegen, sondern oft sogar zurückgegangen ist. Speziell die Gewalt gegen Frauen steht inzwischen schon gewissermaßen auf der Roten Liste. Deshalb seien in diesem der Nostalgie bekanntlich wohlwollend gegenüberstehendem Diarium einige späte Blüten dieser so unerwartet rasch aussterbenden Kavaliersdeliktart quasi wie bunte Schmetterlinge auf Nadeln gespießt:

München, 21. November: Eine 24jährige Frau ist auf dem Heimweg von der Arbeit gegen Mitternacht im Olympiapark von einem Unbekannten ins Gebüsch gezerrt und ausgezogen worden, wo dieser ihr 90 Minuten lang (Respekt!) den Willkommensdank abstattete. Täterbreschreibung: "dunkelhäutig, kurzes, seitlich rasiertes krauses Haar, platte Nase" (Wann hört dieser Lookismus-Rassismus endlich auf? – mehr hier.)

Ingolstadt, selbe Nacht: Während der Fahrt in das Südviertel forderte ein männlicher Fahrgast die Taxifahrerin zum Geschlechterverkehr auf. Er zwang sie, anzuhalten und versuchte, sie zum "alten Rein-raus-Spiel" (so Alex DeLarge in "Clockwork orange") zu nötigen. Als ein Passant hinzukam, flüchtete er. Der Täter sprach nur gebrochen deutsch und hatte ein südosteuropäisches Aussehen (mehr hier).

Bochum, 18. November: Auf ihrem Heimweg von der Universität wurde eine junge Frau von einem unbekannten Mann in ein Waldstück gezogen und vergewaltigt. Das Opfer beschreibt den Täter als ungepflegt, schwarze Haare, Vollbart, arabisches Aussehen (mehr hier).

Bochum, 16. November: In einem Gebüsch in unmittelbarer Nähe ihres Studentenwohnheims wurde am Nachmittag eine chinesische Studentin vergewaltigt. Der Täter sei eindeutig ein Asylbewerber gewesen, schrieb die junge Frau im chinesischen Internet. Das Generalkonsulat in Düsseldorf bestätigte am 18. November die Vorgänge in einer öffentlichen Mitteilung und gab eine Sicherheitswarnung an "alle chinesischen Bürger in Deutschland" heraus. Täterbeschreibung: ungepflegter vollbärtiger Araber oder Afghane um die 30 (mehr hier).

München, 1. November: Eine 21jährige Frau wurde in der Nacht auf dem Weg vom Kunstpark Ost zu ihrem Auto von einem Mann überfallen. Der Täter würgte sie und drohte, sie umzubringen, wenn sie schriee. Dann zog er ihr die Hose aus. Typisch Frau, schrie sie trotzdem, zwei Münchner, die in der Nähe in einem Auto saßen, hörten es und leuchteten den Tatort aus – woraufhin der Vergewaltiger letztlich unverrichteter Dinge Reißaus nahm. Täterbeschreibung: dunkelhäutig, kurze schwarze Haare (mehr hier).

Zwei Regionen sollen genügen; um ganz Deutschland nach solchen Nachtfaltern abzusuchen, fehlt mir die Zeit. Festhalten möchte ich aber noch einen Fall aus unserem südlichen Nachbar- und Bruderland. Dort, näherhin in Traiskirchen, hat ein 17jähriger afghanischer Schutzsuchender eine 72jährige Frau so nachdrücklich missbraucht, dass sie seither auf der Intensivstation liegt und künstlich ernährt werden muss. Der Täter bekam 20 Monate Jugendhaft, darf aber als Asylant in Österreich bleiben, da er die Einwohner des Alpenlandes doch offenbar so sehr liebt (mehr hier). Was für eine schöne, humane Geste inmitten des menschenverachtenden rechtspopulistischen Geschreis!




Morgenfrischer 21. November 2016

Auf meinen Eintrag vom 18. November habe ich viele Zuschriften nahezu identischen Tenors erhalten; stellvertretend dafür sei Leser *** zitiert: "Sehr geehrter Herr Klonovsky, Sie schreiben, dass Abtreibungsgegner nicht im Recht sind. Zu Ihrer Erinnerung/Information: Abtreibung ist nach aktuellem deutschem Recht in jedem Fall (außer einer Ausnahme) illegal. Sehen Sie sich dazu die Entscheidung des Verfassungsgerichts in dieser Angelegenheit von 1993 an. Die gesetzliche Regelung, von einer Strafverfolgung abzusehen, macht das Unrecht nicht zu Recht! Wenn ich zu schnell fahre, befinde ich mich im Unrecht, auch wenn ich nicht geblitzt werde. Die Abtreibungsgegner befinden sich also durchaus im Recht. Sie fordern die Einhaltung des geltenden Rechts ein. Das Verfassungsgericht hat schließlich eindeutig erklärt, dass der Staat die Ungeborenen zu schützen hat, im Zweifelsfall auch gegen den Willen der Mutter! (...)
Und zu ihrem Gut-Schlecht-Schema: Der tragischen Situation liegt eine Ursache zu Grunde. Nämlich der Spontanf… – pardon  - coitus spontaneus in camera. Wenn ich zu schnell fahre und dabei geblitzt werde, so wird mich keiner für die Tragik des Bußgeldbescheids bedauern, denn es liegt in meiner Verantwortung, die Gesetze einzuhalten. Halte ich sie nicht ein, muss ich die Konsequenzen tragen. Die Thematik ist also nicht eine von Tragik und Einfühlungsvermögen, sondern vielmehr eine von Verantwortung und Konsequenz und damit im Grundlegendsten eine von Freiheit. Denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tun kann, was man will – das wäre Anarchie –, sondern das man tun kann, wozu man bereit ist, die Verantwortung zu übernehmen.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin mir der Tragik der Situation durchaus bewusst. Ich bin mir aber auch der Urheberschaft der Tragik bewusst. Ein Problem kann man nicht sachlich betrachten, wenn man die Ursache des Problems ignoriert."

Eine kleine Anmerkung meinerseits: Ich meinte dieses "im Recht" nicht juristisch. Es gibt Probleme, die zwar juristisch eingehegt, aber damit nicht gelöst sind. Das Kind ist weder Eigentum des Staates, noch des Volkes, aber auch nicht der Mutter oder der Eltern. Man kann eine Frau in unserem Weltteil schwerlich zwingen, ein Kind auszutragen, aber ein Gewissen soll sie sich aus der Sache durchaus machen. Und deswegen sind mir diese sinistren Figuren zuwider, die den Frauen einzureden suchen, ihr "Bauch" gehöre ohne Wenn und Aber ihnen. Es gibt Dutzende Wenns und und Hunderte Abers.



Dunkeldeutsch dämmernder 21. November

Bereits die DDR versuchte sich unmittelbar vor dem Mauerfall auf eine im Nachhinein amüsante Weise in einer Verschärfung der Repressionen. Heute klingt das so: "Wenn das Netz weiter lügt, ist mit Freiheit Schluss". Man muss dazu wissen, dass Beleidigung ein Straftatbestand ist, der auch im Internet ganz normal strafrechtlich verfolgt werden kann. Was der Fraktionschef der CDU/CSU hier ankündigt, weist indes weit darüber hinaus. Erst schränken sie die Freiheit für die Schweine ein, aber dann trifft es auch die Gesitteten unter ihren Verächtern; so läuft die Sache bekanntlich immer. Es ist leicht daran zu erkennen, dass sich die Repressionen immer nur "gegen rechts" richten. Diese Republik will auf ihre späten Tage DDR spielen.   MK am 21. 11. 2016

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