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Donnerstag, 17. November 2016

Proskynese

Von der Lückenpresse unwidersprochen, verkündeten die beiden deutschen Spitzenkleriker Bischof Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx, sie hätten bei ihrem Besuch des Jerusalemer Tempelberges und dortselbst des Felsendomes nicht nur "auf Bitte des Gastgebers", einer islamischen Stiftung, sondern auch auf Drängen der israelischen Seite ihre Kreuze abgelegt. Jedenfalls sind dank der noblen Geste von Marx und Bedford-Strohm die Kreuzzüge endlich gütlich beigelegt worden, ja mehr als das: Da in deutschen Kirchen inzwischen und zugleich der Muezzin die Restchristenheit mit "Allahu akbar" begrüßt bzw. verabschiedet, darf sogar von einer autoaggressiven Metanoia, von Proskynese oder wahlweise Ketzerei, kurzum und auf gut deutsch von "Unterwerfung" (Michel Hoeuellebecq) gesprochen werden.


Indem die beiden Kirchenoberen das Kreuz von ihren glaubensdurchglühten Brüsten entfernten, "gaben sie dem Begriff Kreuzabnahme eine ganz neue Bedeutung", spottet der Journalist Alexander Wendt. (Vielleicht malt ja der Baselitz die historische Szene und hält den seiner Malweise abwechslungshalber adäquaten Vorgang für die Nachwelt fest.) Aber die Geschichte ende damit noch nicht. Offizielle israelische Stellen, der israelische Armeesprecher etwa, wüssten nichts von einer solchen Aufforderung. Und die Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz sowie der EKD weigern sich in ökumenischer Standhaftigkeit, die Frage zu beantworten, welche jüdischen Geistlichen oder Geheimagenten oder gar Weisen von Zion die christlichen Würdenträger zu ihrem Oben-ohne-Auftritt gedrängt haben sollen. Kein einziger Vertreter des Alten Bundes springt den Oberchristen bei und bestätigt deren Version.

Wendt: "Anders als bei den islamischen Gastgebern hat man als deutscher Bischof respektive Kardinal nichts als Ärger mit den Juden." (Der ganze Text hier; daraus folgere ich, dass Focus – endlich einmal auf Augenhöhe mit CNN! – die Meldung nicht bringen wollte.)   MK am 17. 11. 2016


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