Es gilt als das 19. Ökumenische Konzil. Im modernen Wortsinne der ökumenischen Bewegung war das Konzil von Trient hingegen alles andere als ökumenisch, im Gegenteil, es war das erste Konzil, das in der durch die Reformation gespaltenen Westkirche stattfand. Die ungeheuren Umwälzungen, die durch die Reformation hervorgerufen worden waren, zwangen die katholische Kirche zu einer Reaktion, und so berief Papst Paul III. im Jahre 1545 das Konzil von Trient ein, dessen Ende er allerdings nicht mehr erleben sollte, da das Konzil insgesamt 18 Jahre lang tagte.
In einigen Punkten, insbesondere im Bereich kirchlicher Praxis, erkannte man die Kritik der Reformatoren durchaus an. So wurde etwa der Ablasshandel, ein entscheidender Auslöser für Luthers Thesenanschlag im Jahre 1517, ebenso verboten wie die Ämterhäufung im Bischofsamt. Auch das Niveau der Priesterausbildung sollte durch die Errichtung entsprechender Seminare erhöht werden. Nicht zuletzt wurde die heutzutage heftig umstrittene Tridentinische Messe etabliert, deren Name sich von dem Konzil ableitet.
Die zentralen theologischen Anliegen der Reformation wurden hingegen streng verurteilt. Dem reformatorischen „allein“ setzte die katholische Kirche ihr „sowohl als auch“ entgegen. Die Reformatoren lehrten, dass der Mensch absolut nichts zu seinem eigenen Heil beitragen könne und allein durch den Glauben gerettet werde.
Hierauf erwiderte das Konzil, „der Anfang dieser Rechtfertigung müsse bei Erwachsenen hergeleitet werden von der zuvorkommenden Gnade Gottes durch Jesum Christum, das ist, von seiner Berufung, durch welche sie, ohne alle ihre wirklichen Verdienste, berufen werden; so dass sie, die durch die Sünden von Gott abgewendet waren, durch dessen erweckende und helfende Gnade bereitsam gemacht werden, sich umzuwenden zu ihrer eigenen Rechtfertigung, dadurch dass sie dieser nämlichen Gnade frei bestimmen und mitwirken […] Wenn jemand sagt, der Sündhafte werde allein durch den Glauben gerechtfertigt; so dass er damit versteht, es werde nichts anderes, das zur Erlangung der Rechtfertigungsgnade mitwirke, erfordert, und es sei keinen Teils notwendig, dass er sich aus Antrieb seines Willens dazu vorbereite, und bereitsam mache, der sei im Banne.“
Die katholische Kirche hat niemals geleugnet, dass der Mensch auf die Gnade Gottes angewiesen ist. Aber sie beschränkt sich nicht darauf, sondern betont, dass der Mensch ebenfalls eine Verantwortung zur Mitwirkung hat.
Ein weiteres entscheidendes Element reformatorischer Theologie ist das sola-scriptura-Prinzip, also die Vorstellung, dass die Heilige Schrift alleiniger Maßstab aller kirchlichen Lehre sein solle*.
Hierzu wurde in Trient festgehalten, dass die göttliche Wahrheit
„enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen
Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst
empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des
Heiligen Geistes, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden, und bis
zu uns gekommen sind […] Wenn aber jemand […] die vorgenannten
Überlieferungen wissentlich, und bei Verstande verachtet, der sei im
Banne.“ Auch hier wird also mitnichten die Autorität der Heiligen
Schrift geleugnet, aber ihr wird mit der kirchlichen Tradition ein
weiterer Faktor der Wahrheitsfindung hinzugestellt. Die langjährige
Arbeit des Konzils sollte sich lohnen. Die hier getroffenen
Entscheidungen waren von solch grundlegender Kraft, dass erst nach mehr
als 300 Jahren ein weiteres Konzil notwendig wurde. Tagespost
*Woran sich nicht einmal Luther hielt. Die Worte des Glaubensbekenntnisses "Niedergefahren zur Hölle" stehen nirgendwo in der Heiligen Schrift (ich suchte nach meiner Konfirmation in der Bibel danach, aber erst die Lektüre von Dantes Commedia klärte mich darüber auf, dass es sich um eine Doktrin handelt, die zwar sehr alt ist, aber erst seit dem Konzil von Lyon für die Christenheit verbindlich wurde; Dante juckte diese Frage erstaunlicherweise auch, obwohl er keine verwirrenden evangelischen Glaubensvorschriften zu befolgen hatte). Luther, der nie daran zweifelte, dass die Erde eine Kugel ist, wusste natürlich, dass die im ersten Buch Mose beschriebene Erde eine Scheibe ist, die durch ein Firmament von den "oberen Wassern" geschieden ist.
Die unterschiedliche Auffassung der katholischen Doktrin bewirkte, dass die frommen Katholiken ihren Gott in der Kirche lassen, sich intermittierend ihre Sünden vergeben lassen und im Alltag entspannt und unbefangen Fünfe gerade sein lassen. Selbst im deutschsprachigen Raum kann man beobachten, dass in Bayern und Österreich die Lebensfreude größer ist. Ganz zu schweigen von Spanien, Portugal, Brasilien und Italien. Die frommen Lutheraner haben den ins Gewissen dringenden Gott tiefer verinnerlicht und tragen ihn ständig mit sich herum. Zwangscharaktere sind unter den Lutheranern daher häufiger. Die Freiheit eines Christenmenschen trifft man seit langem unter Katholiken häufiger an. Nach evangelischer Ansicht wird der Wunsch Gutes zu tun, sich verantwortlich zu verhalten, seinen Mitmenschen Aufmerksamkeit zu schenken und Zuwendung zu spenden, dann besonders wach, wenn sich jemand "von Gott angenommen weiß". Wenn er also fest an ihn glaubt und daran, auch dann durch Gottes Gnade Erlösung zu finden, wenn er zu schwach ist, Gutes zu tun. Einerseits also Verinnerlichung Gottes als mahnende Gewissensinstanz, andererseits ein immergrünes, ewig gutes Gewissen, da der evangelische Christ ja sowieso auf der richtigen Seite ist, wenn er nur fest glaubt. Dieser Widerspruch bewirkt, dass evangelische Christen zu Selbstgerechtigkeit neigen (wobei Gewissenhaftigkeit und Gewissenlosigkeit eine merkwürdige Koexistenz eingehen). Eins der unangenehmen Ergebnisse und Symptome ist, dass evangelische Christen nie richtig lernen, sich zu entschuldigen, wenn sie jemandem weh getan haben. Sie stellen kaum je eine Prüfung ihres Gewissens an, sie werden sich ihrer Schuld nicht bewusst. Sie empfinden kaum je Reue, wenn sie jemandem willentlich geschadet haben und nie, wenn es unwillentlich geschah. Es ist diesem Menschenschlag peinlich, wenn sie im Theater während der Vorstellung einen Hustenanfall bekommen, und dann entschuldigen sie sich eifrig. Aber man wartet bei ihnen vergeblich, wenn man denkt, sie könnten aus eigenem Antrieb (und nicht nur auf einen Vorwurf hin) die Initiative ergreifen, sich bei jemandem zu entschuldigen und ihm zu sagen, es tue ihnen leid, was sie gedacht, getan oder gesagt hätten. In dieser Hinsicht ist die katholische Erziehung wahrlich die bessere. Über diese Zusammenhänge sollte jeder evangelische Christ einmal selbstkritisch nachdenken. Auch darüber, dass es keinen typisch evangelischen Humor gibt! Falls es in der EKD überhaupt noch Menschen gibt, die an Wahrheitsliebe interessiert sind. Die deutschen Katholiken werden den Lutheranern, nebenbei gesagt, immer ähnlicher.
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