An 1968 machen wir einen kulturellen Umbruch fest, dem wir eine
völlige Asymmetrie im politischen Meinungskampf verdanken, nach der die
Linke per se das moralisch Gute und die Rechte das moralisch Böse
verkörpert. Noch Mitte der sechziger Jahre war der antitotalitäre
Konsens bestimmend, der eine Äquidistanz zu Kommunismus und
Nationalsozialismus, Links- und Rechtsextremismus begründete. Ohne ’68
wäre die noch heute vorherrschende Verklärung linksextremer Gewalt zur
Polit-Folklore nicht denkbar.
Der aufklärische Mythos von Liebe, Befreiung und Reform, der sich
gnädig über die Revolte von ’68 legt und vor dem sich selbst der
Springer-Verlag verneigt, der vor 50 Jahren Zielscheibe monatelanger
brutaler Angriffe, Straßenschlachten war, er gehört entzaubert. Für
viele Konservative war 1968 indes eine Initialzündung. Caspar von
Schrenck-Notzing meinte, im Sinne von „Challenge and response“ habe es
daraufhin zahlreiche Gegenreaktionen provoziert.
Karlheinz Weißmann, dessen Buch „Kulturbruch ’68“ den Anstoß für die
in dieser Ausgabe startende Serie gibt, billigte den Achtundsechzigern
zu, wenigstens mit einem recht gehabt zu haben: nämlich mit ihrer
völligen Verachtung der politischen Feigheit des Bürgertums. Viele
bürgerliche Institutionen, Parteien, Kirchen und Einzelpersönlichkeiten
kapitulierten damals vor dem Ansturm. Vielleicht erleben wir aber
gerade, daß das Pendel politisch nun zurückschlägt. Dieter Stein
Vor ein paar Jahren hielt Stein den Begriff "rechts" noch für desavouiert. Schön, dass er sich eines besseren besonnen hat.
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