Was hatte Lauren Southern in
London vor, dass man Schedule 7 anwenden musste? Nicht etwa Bomben
werfen oder Autos auf Themsebrücken in die Menge steuern (man fragte sie
beim Verhör tatsächlich, was sie empfände, wenn ein Truck in eine
Menschenmenge fährt – speziell, wenn die Opfer Muslime seien), sie
plante kein Attentat und war auch nicht im Auftrag des Schwefelbuben
Trump dort – nein, sie wollte Freunde besuchen. Ein Problem könnte sein,
dass Southern das ist, was man wohl zu recht „erzkonservativ“ nennen
kann, was eigentlich noch ein weiterer Grund für eine Einladung zum Tee
bei „Her Majesty“ sein sollte.
Die „Right-Wing“ Aktivistin und YouTuberin mit etwa einer halben
Million Follower gibt aber eben keine Beauty-Tipps oder mimt die
Influencerin, indem sie ihre gesponserten Einkäufe augenklimpernd
begiggelt, sondern spricht zu Themen wie Extremismus, Rassismus,
Islamismus und Meinungsfreiheit. Sie berichtete auch über die Versuche
der Antifa, Veranstaltungen von Milo Yiannopoulos oder Ben Shapiro an amerikanischen Hochschulen zu verhindern oder den G20-Gipfel in Hamburg aufzumischen. Zuletzt drehte sie eine professionelle Dokumentation mit zahlreichen Interviews über die systematischen Morde an weißen Farmern in Südafrika
– wurde also Zeugin eines gelebten Rassismus, der in Südafrika heute
unter anderen Vorzeichen stattfindet, ohne dass dies unseren
Mainstreammedien einen Aufreger wert wäre.
Ja, sie ist konservativ, sogar libertär angehaucht und manche ihrer
Wertvorstellungen teile ich nicht, aber sie ist nicht der Teufel, und
sie ist schon gar keine Terroristin. Man muss nicht die Tür verrammeln,
wenn sie über die Straße kommt, und England abriegeln ist wohl auch
nicht nötig. Sie nimmt jedoch das für sich in Anspruch, was viele in
ihrer Generation scheinbar aufgegeben oder nie gelernt haben: Sie bildet
sich ihre eigene Meinung und kann sie eloquent und klar vertreten. Roger Letsch
Auch die Briten wehren den Anfängen abweichender Meinung, ersticken sie im Keim. Nicht durch die freiwillige, hysterische Gleichschaltung, die in Deutschland von einer Generation von Eiferern ausgeht, sondern durch konventionelle Repression. Die Wurzel ist in beiden Fällen aber derselbe Dachschaden, derselbe Realitätsverlust, den die linke Bourgeoisie des Westens kennzeichnet.
Ausgerechnet in Großbritannien, wo man, angesichts der Erfahrungen, die man mit Putin einerseits und mit Islamisten andererseits gemacht hat, mehr Sinn fürs rechte Maß haben könnte, werden Aktivisten wie Martin Sellner und Lauren Southern daran gehindert, ihre Ansichten öffentlich zu machen.
Ralf Dahrendorf sagte in einem langen Interview, das 2005 (wenn ich mich recht erinnere) als Buch erschien: "Die Demokratie muss neugegründet werden. Wir befinden uns bereits in einer postdemokratischen Situation".
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